# taz.de -- Präsidentschaftswahl in Peru: Ein verdammt knapper Sieg | |
> Nach vier Tagen Auszählen steht Pedro Pablo Kuczysnki als Wahlsieger | |
> fest. Er hat knapp 40.000 Stimmen Vorsprung vor Keiko Fujimori. | |
Bild: Pedro Pablo Kuczinsky hat nun allen Grund zu lächeln. Keiko Fujimori wen… | |
Buenos Aires taz | Der Gringo hat gewonnen. Pedro Pablo Kuczynski heißt der | |
zukünftige Präsident Perus. Nach Auszählung von 99,9 Prozent der Stimmen | |
entfallen auf Kuczynski 50,1 Prozent und auf Keiko Fujimori 49,9 Prozent. | |
Nach dem vorläufigen Ergebnis setzte sich der 77-Jährige damit mit nur | |
39.069 Stimmen Vorsprung gegen Keiko Fujimori durch. | |
Zwar ist es noch nicht amtlich bestätigt, aber alle Analysten sind sich | |
einig, dass die restliche Stimmauszählung nichts an Kuczynskis Wahlsieg | |
ändern werde. Von den insgesamt knapp 23 Millionen Wahlberechtigten hatten | |
80 Prozent ihre Stimme abgegeben, 20 Prozent waren trotz Wahlplicht nicht | |
zu den Urnen gegangen. | |
Kuczynski lag bereits seit Bekanntgabe des ersten offiziellen | |
Teilergebniss' am Sonntag knapp vorne und musste die Führung nicht mehr | |
abgeben. Allerdings fiel das Ergebnis so knapp aus, dass mit der | |
Bekanntgabe des Siegers bis zur Auszählung der im Ausland abgegebenen | |
Stimmen gewartet werden musste. Am Mittwoch trafen dann die letzten Urnen | |
in Lima ein. Wahlergebnisse aus Luxemburg (Kuczynski 84 % / Keiko 16%) oder | |
Venezuela (Keiko 66 % / Kuczynski 34 %) wurden zum Zünglein an der Waage. | |
Zwar nennt sich Pedro Pablo Kuczynski selbst gerne PPK, aber sein | |
eigentlicher Spitzname ist Gringo. Er hat den größten Teil seines Lebens | |
außerhalb Perus gelebt, war in seiner ersten und ist auch in seiner zweiten | |
Ehe mit einer US-Amerikanerin verheiratet und hatte bis noch vor kurzem die | |
US-Staatsbürgerschaft inne. Die gab er flugs zurück, als die Wahlkämpfer | |
aus dem Fujimori-Lager sich darauf einzuschießen begannen. | |
Er wurde 1938 in Lima als Sohn des jüdischen Arztes Max Kuczynski, der vor | |
den Nazis von Berlin nach Peru geflohen war, und der Schweizerin Madeleine | |
Godard geborenen Pedro Pablo geboren. Seine Wurzeln hat er allerdings in | |
Europa. In London studierte er Flöte und Klavier und in Oxford | |
Wirtschaftswissenschaften und Philosophie, um sich danach an der | |
US-Universität von Princeton als Postgraduierter ganz der Ökonomie zu | |
widmen. Auch an prominenten europäischen Verwandten mangelt es nicht: So | |
ist der französisch-schweizerische Filmemacher Jean-Luc Godard sein Cousin, | |
dass er mit dem verstorbenen DDR-Wirtschaftswissenschaftler Jürgen | |
Kuczynski verwandt ist, wissen in Peru nur wenige. | |
## Kein Rückhalt im Kongress | |
Mitte der 1960er Jahre kehrte er nach Peru zurück, um 1966 als Chef die | |
Zentralbank während der damaligen Regierung Fernando Belaúnde zu leiten. | |
Als das Militär 1968 putschte, ging er zurück in die USA und begann als | |
Berater bei der Weltbank zu arbeiten. 1980 kehrte er nach Peru zurück und | |
war zwei Jahre lang Bergbau- und Energieminister; abermals unter Präsident | |
Fernando Belaúnde. Was folgte, waren verschiedene Direktorenposten bei | |
internationalen Banken und ausländischen Öl- und Gasfirmen, bis er erneut | |
in die Politik zurückkehrte. Unter dem früheren Präsidenten Alejandro | |
Toledo (2001 bis 2006) war er Wirtschafts- und Finanzminister sowie | |
Ministerpräsident. | |
Wenn er am 28. Juli als neuer Präsident vereidigt wird, trifft er auf einen | |
Kongress, in dem er über alles andere als über einen Rückhalt verfügt. Mit | |
73 von 130 Mandaten besitzt Keiko Fujimoris Fuerza Popular als stärkste | |
Fraktion eine klare Mehrheit. PPK’s Peruanos por el Kambio verfügt über nur | |
18 Mandate und liegt damit noch hinter der Fraktion der linken Frente | |
Amplio, die 20 Abgeordnete stellt. | |
Als Präsident ist PPK gezwungen, Mehrheiten zu organisieren. Dabei könnte | |
Keikos Mehrheit noch am ehesten zerbröseln. Viele ihrer Abgeordneten sind | |
nichts weiter als lokale Karrieristen, die auf den Sieg ihrer Anführerin | |
setzten und sich schon in der Regierung wähnten. Sollten nur neun | |
Überläufer die Fronten wechseln, sähe die Lage schon wieder ganz anders | |
aus. | |
8 Jun 2016 | |
## AUTOREN | |
Jürgen Vogt | |
## TAGS | |
Peru | |
Präsidentschaftswahl | |
Keiko Fujimori | |
Peru | |
Peru | |
Peru | |
Peru | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Gewalt gegen Frauen in Peru: Protest gegen die Macho-Kultur | |
Zehntausende Menschen gingen am Samstag in der Hauptstadt Lima gegen Gewalt | |
an Frauen auf die Straße. Auch der neue Präsident Kuczynski demonstrierte | |
mit. | |
Präsidentschaftswahl in Peru: Kopf-an-Kopf-Rennen um das Amt | |
Ein ehemaliger Weltbank-Ökonom gegen die Tochter des umstrittenen | |
Ex-Präsidenten: Der Ausgang der Stichwahl bleibt ungewiss. | |
Vor Stichwahl zur Präsidentschaft in Peru: Aufbäumen gegen den Fujimori-Clan | |
Die Tochter des verurteilten Ex-Präsidenten Alberto Fujimori geht nun als | |
Favoritin in die Stichwahl. Erneut protestieren Zehntausende. | |
Präsidentschaftswahl in Peru: Die Rechten liegen vorn | |
Die Entscheidung über Perus nächsten Präsidenten wird per Stichwahl | |
gefällt. Zwei rechte KandidatInnen liegen vorn. |