# taz.de -- Präsidentschaftswahl in Peru: Kopf-an-Kopf-Rennen um das Amt | |
> Ein ehemaliger Weltbank-Ökonom gegen die Tochter des umstrittenen | |
> Ex-Präsidenten: Der Ausgang der Stichwahl bleibt ungewiss. | |
Bild: Die Stichwahl um das Präsidentenamt in Peru verwandelt sich zu Kuczynski… | |
BUENOS AIRES taz | Peru erlebt eine Zitterpartie. Bei der Stichwahl am | |
gestrigen Sonntag um das Präsidentenamt konnte keiner der beiden | |
KandidatInnen eine klare Mehrheit erringen. Nach Auszählung von 88 Prozent | |
der Stimmen liegt Pedro Pablo Kuczynski mit 50,5 Prozent der Stimmen nur | |
hauchdünn vor Keiko Fujimori mit 49,5 Prozent. Erst wenn alle Stimmen | |
ausgezählt sind, steht fest, wer zukünftig das Präsidentenamt innehat. | |
Beide KandidatInnen riefen dazu auf, in Ruhe das Ergebnis abzuwarten. | |
Die 41-jährige Keiko hatte die erste Runde der Präsidentschaftswahl am 10. | |
April mit 40 Prozent deutlich gewonnen, aber die einfache Mehrheit | |
verfehlt. In der notwendigen Stichwahl traf sie auf den 77-jährigen | |
Kuczynski, von allen PPK genannt, der mit lediglich 21 Prozent den Sprung | |
in die zweite Runde schaffte, vor der linken Kandidatin Verónika Mendoza, | |
die knapp 19 Prozent der Stimmen errang. | |
Doch während PPK rund 30 Prozent der Stimmen hinzugewinnen konnte, legte | |
Keiko offensichtlich nicht einmal 10 Prozent zu. Das bisherige Ergebnis | |
belegt den enormen Zulauf, den PPK gerade in den letzten Tagen vor der Wahl | |
erhalten hat. Hatte er noch in der ersten Runde nicht in einer einzigen | |
Provinz die Mehrzahl der Stimmen erhalten, liegt er jetzt in den südlichen | |
und zentralen Provinzen vorn. | |
Das Landschaftsbild der Abstimmung zeigt denn auch deutlich, wem PPK seinen | |
möglichen Wahlsieg zu verdanken hat. Im Süden und im Zentrum hatte Verónika | |
Mendoza vom linken Bündnis Frente Amplio Wahlabend am 10. April vorne | |
gelegen. In den vergangenen Wochen machte die FA einen | |
Anti-Fujimori-Wahlkampf. Und nachdem das Umfragependel immer wieder | |
zugunsten von Keiko ausschlug, forderte Verónika Mendoza ihre | |
Anhängerschaft ohne Wenn und Aber zur Stimmabgabe für PPK auf. | |
## Zwischen Anti-Fujimorismus und Korruptionsskandalen | |
Keikos Vater und früherer Präsident Alberto Fujimori (1990–2000), hatte mit | |
Hilfe der Militärs 1992 den Kongress aufgelöst und machte sich zum | |
Alleinherrscher gemacht. Gegenwärtig verbüßt der 77-Jährige eine 25-jährige | |
Haftstrafe wegen Menschenrechtsverletzungen und Korruption. Erst | |
vergangenen Dienstag waren nahezu 100.000 Menschen landesweit auf die | |
Straßen gegangen und protestierten gegen die Rückkehr des Fujimorismus an | |
die Macht. | |
Sollte sich das bisherige Ergebnis bestätigen, wäre es nicht nur Keikos | |
zweite Niederlage in einer Stichwahl in Folge. Auch diesmal hätte sie es | |
wieder nicht geschafft, aus dem finsteren Schatten ihres Vaters Alberto | |
herauszutreten. Vor fünf Jahren unterlag sie Ollanta Humala. Auch damals | |
waren es die Anti-Fujimori-Stimmen, die dem Linksnationalisten Humala zum | |
knappen Sieg verhalfen. Zudem wurde ihre Partei Fuerza Popular von etlichen | |
Korruptionsskandalen geschüttelt und der Verdacht, Wahlkampf mit | |
Narcogeldern wurde durch Dokumente der US-Drogenbehörde DEA erhärtet. | |
Demnach ermittelt die DEA bereits seit längerem gegen Joaquín Ramírez, den | |
Generalsekretär ihrer Partei. | |
Doch das Blatt könnte sich noch wenden, wenn alle Stimmen auch auf dem Land | |
ausgezählt sind. Dort hat Keiko ihre größte Unterstützung, denn dort sind | |
noch immer viele davon überzeugt, dass Vater Alberto sich um sie gekümmert | |
hat, trotz neoliberale Schocktherapie, Korruption, Menschenrechtsverbrechen | |
und Diktatur. Und dass er der maoistischen Guerilla Sendero Luminoso | |
(Leuchtender Pfad) militärisch den Garaus machte, unter deren grausame | |
Gewaltaktionen gerade die ländliche Bevölkerung enorm gelitten hatte. | |
## Neoliberalismus ohne Drogenhandel | |
Die Unterstützung spiegelt sich denn auch in der Sitzverteilung im | |
zukünftigen Kongress wieder, über die bereits am 10. April abgestimmt | |
wurde. Mit 73 von 130 Mandaten ist Keikos Fuerza Popular die stärkste | |
Fraktion und besitzt eine klare Mehrheit. PPK’s Peruanos por el Kambio | |
erhielt 18 Mandate und liegt damit noch hinter der Fraktion des Frente | |
Amplio, das 20 Abgeordnete stellt. | |
Wirtschaftspolitisch unterscheidet die beiden KandidatInnen wenig. Beide | |
setzen auf den Bergbau und den Export von Erzen und Metallen als Motor für | |
die wirtschaftliche Entwicklung. Populistisch geschickt verspricht Keiko | |
den unteren Schichten davon mehr abgeben zu lassen. Während Kuczynski als | |
ehemalige Wirtschafts- und Finanzminister, mehrfacher Direktor bei Banken | |
und Öl- und Gasfirmen sich als der bessere Garant für zukünftige | |
Investitionen in den Bergbau präsentiert. Der wesentliche Unterschied: PPK | |
sei Neoliberalismus ohne den schmutzigen Drogenhandel. | |
Sollte PPK tatsächlich die Stichwahl gewinnen, steht ein vermeintlich | |
schwacher Präsident an der Spitze des Staats. Fern von einer eigenen | |
Kongressmehrheit und mit 30 Prozent Anti-Fujimori-Stimmen ins Amt gehievt, | |
besitzt er alles andere, als eine solide Machtbasis. | |
6 Jun 2016 | |
## AUTOREN | |
Jürgen Vogt | |
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