# taz.de -- Vermeintlicher Skandal im Ostseebad: Fotoverbot am Badestrand | |
> Das Fotografieren halbnackter Badegäste am Ostseestrand solle verboten | |
> werden, berichten einige Medien. Doch das Aus fürs Urlaubsfoto ist nur | |
> eine Ente. | |
Bild: Haben ein Recht am eigenen Bild: Badegäste am Strand | |
HAMBURG taz | Was für ein Skandal: Das Ostseekurbad Boltenhagen will seinen | |
Badegästen das Fotografieren verbieten. Das heißt: keine Strand-Selfies | |
mehr, keine Urlaubsbilder für das Fotoalbum. Das schreiben zumindest die | |
Lübecker Nachrichten und die Bild an diesem Wochenende. Doch es stellt sich | |
heraus: alles Quatsch. | |
Grund für die Aufregung ist ein kleiner Aufkleber, der seit letzter Woche | |
auf den Hinweisschildern am Strand des mecklenburgischen Kurorts angebracht | |
ist. Er zeigt eine durchgestrichene Kamera. Die naheliegende | |
Interpretation: Fotografieren ist hier verboten. So verstehen es auch | |
Redakteure der [1][Lübecker Nachrichten], die am vergangenen Freitag | |
schreiben, Boltenhagen verhänge das erste „Foto-Verbot am Strand“. Hätten | |
sie mal lieber bei der [2][Kurverwaltung] nachgefragt. | |
In einem Gespräch mit der taz streitet Katleen Herr, Boltenhagens | |
Marketing-Verantwortliche, nun alles ab: „Wir sprechen kein Fotoverbot | |
aus.“ Die Hinweisschilder seien bloß noch nicht vollständig. Zusätzlich zu | |
der kleinen Kamera sei ein kurzer Hinweistext geplant, der Badegäste in | |
drei Sprachen auffordert, andere Strandbesucher nicht gegen deren Willen zu | |
fotografieren. Kein generelles Verbot also. Es habe nur Probleme mit der | |
Übersetzung ins Arabische gegeben, deshalb wurden die Hinweise erst am | |
Montagnachmittag hinzugefügt. | |
Die neuen Hinweisschilder gehen zurück auf eine Broschüre der | |
Landesregierung Mecklenburg-Vorpommerns. Das Faltblatt „Sicher Baden!“ | |
richtet sich vor allem an Kinder und beinhaltet die wichtigsten Regeln für | |
den Strand, unter anderem, dass das Fotografieren Fremder ohne deren | |
Zustimmung nicht erlaubt ist. Tatsächlich gab es in der vergangenen | |
Badesaison Beschwerden wegen indiskreten Fotografierens. „Diesen Hinweis | |
wollten wir einfach nur für unseren Strand übernehmen, mehr nicht“, sagt | |
Katleen Herr. | |
## Lauter entsetzte Kurdirektoren | |
Die Lübecker Nachrichten heizen indes die Gerüchteküche an und zitieren | |
Tourismus- und Kurdirektoren anderer Ostseebäder, die sich entsetzt zu dem | |
vermeintlichen Komplett-Verbot äußern. „Wo endet das?“, fragt sich zum | |
Beispiel Travemündes Kurdirektor Uwe Kirchhoff. | |
Am Montag dann springt die Bild auf den Skandalzug auf: Unter dem Titel | |
[3][„Foto-Verbot am Ostsee-Strand“] verkündet der Artikel nicht nur ein | |
grundsätzliches Kameraverbot. Er weist sogar darauf hin, dass bei Verstoß | |
„die Polizei anrücken“ solle. | |
Beide Zeitungen zitieren zudem Catrin Homp, Vertreterin des | |
Tourismusverbands Schleswig-Holstein. Sie möchte das „Foto-Verbot“ wohl | |
auch in Schleswig-Holstein übernehmen: „Wir wollen uns mit der | |
Landesregierung zusammensetzen und diskutieren, ob es auch bei uns Anlass | |
für ein solches Verbot gibt.“ | |
Der Tourismusverband rudert inzwischen zurück. Zumindest ist sich Frank | |
Behrens, dessen stellvertretender Chef, nicht mehr so sicher: „Wir | |
beteiligen uns nicht an den Spekulationen der Lübecker Nachrichten zu | |
diesem Thema. Wir wissen um die Ereignisse in Boltenhagen und sind im | |
Abstimmungsprozess, ob Handlungsbedarf besteht.“ | |
20 Jun 2016 | |
## LINKS | |
[1] http://www.ln-online.de/Nachrichten/Norddeutschland/Urlaub-ohne-Schnappschu… | |
[2] http://www.boltenhagen.de/ | |
[3] http://www.bild.de/regional/hamburg/hamburg/foto-verbot-am-ostsee-strand-ar… | |
## AUTOREN | |
Antonia Stille | |
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