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# taz.de -- Falschmeldungen von Bürgerwehren: Nichts als Hass und Hetze
> Bürgerwehren verbreiten oft Falschmeldungen im Netz. Eine Homepage
> sammelt diese Gerüchte nun, um sie zu entkräften.
Bild: So dekoriert man in Freital: Dort ist die Bürgerwehr „FTL/360“ aktiv
Berlin taz | Diejenigen, die am lautesten „Lügenpresse“ schreien,
verbreiten ihrerseits gerne Gerüchte. In denen heißt es dann oft, dass
irgendein „Asylant“ geklaut, überfallen oder vergewaltigt habe.
Selbst deklarierte Bürgerwehren nutzen soziale Netzwerke, um frei erfundene
Gerüchte über Asylbewerber in die Welt zu setzen. Zum Beispiel im
nordrhein-westfälischen Oberhausen. Die lokale „Bürgerwehr“ hatte auf
Facebook gepostet, dass Asylbewerber ein zwölfjähriges Mädchen in einem
Park unsittlich berührt und zusammengeschlagen hätten. Nach Erkenntnissen
der Polizei hat es diese Tat jedoch nie gegeben. Die lokale Bürgerwehr
wollte mit dem Gerücht gezielt Stimmung machen und neue Mitglieder zu
werben.
Die Internetseite [1][Hoaxmap] zählt seit Februar Gerüchte wie dieses und
zeichnet den Ort der vermeintlichen Tat auf einer bundesweiten Karte ein.
385 dieser tatsächlichen Lügen hat sie zusammengetragen – alle sind durch
Berichterstattung lokaler Medien entkräftet und widerlegt. Die Seite ist
eine Dokumentation, wie Rechte systematisch Angst schüren. „Bürgerwehren,
Nein-zum-Heim-Seiten und Pegida nutzen gezielt Gerüchte“, sagt Karolin
Schwarz, eine der GründerInnen von Hoaxmap.
Oliver Malchow, Sprecher der Polizeigewerkschaft GdP, sieht das ähnlich:
„Gerüchte und Fantasien spielen bei der Mobilisierung von Bürgerwehren eine
Rolle.“ Nach den Silvesterübergriffen in Köln hätten sich Bürger zunehmend
ungeschützt gefühlt, auch wenn eine Zunahme der tatsächlichen Bedrohung
statistisch voraussichtlich nicht zu belegen sei. Wegen der gefühlten
Bedrohung gebe es neben vielen Anträgen auf einen kleinen Waffenschein auch
vermehrt die Bildung von Bürgerwehren. „Das ist fatal für den Rechtsstaat.
Nicht alle Bürgerwehren sind von Rechten initiiert, aber viele
Rechtsextreme nutzen sie, um Macht zu demonstrieren“, sagt Malchow.
## In der Nähe von Flüchtlingsheimen gegründet
Zudem stünden Bürgerwehren unter „Erfolgsdruck“: „Wer vor einer Bedrohu…
warnt, kann natürlich am Ende nicht mit leeren Händen dastehen. So kommt es
zu Überreaktionen. Bürger wurden zu Unrecht festgehalten. Mehrfach kam es
auch zu Körperverletzungen“, sagt Malchow.
Laut Bundesregierung hatte es bereits Ende 2015 wenigstens sieben
Bürgerwehren gegeben, die extrem Rechte gründeten. Das geht aus einer
kleinen Anfrage der Linksfraktion um Martina Renner hervor. Beispiele gibt
es in Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Bayern,
Mecklenburg-Vorpommern, Berlin und Sachsen-Anhalt. Neben völkischer
Rhetorik und Mitgliedern neonazistischer Vereinigungen ist den Bürgerwehren
gemein, dass sie sich in der Nähe von Flüchtlingsunterkünften gründeten.
Ein herausragendes Beispiel kommt, wie so oft, aus Freital: Dort bildete
sich aus der Bürgerwehr „FTL/360“ eine mutmaßlich terroristische
Vereinigung, die laut Bundesanwaltschaft mit Sprengstoff Scheiben einer
Geflüchtetenunterkunft zerstören wollte, um dort Lebende zu verletzen. Im
April wurden sechs „FTL/360“-Mitglieder festgenommen.
2 Jun 2016
## LINKS
[1] http://hoaxmap.org/
## AUTOREN
Gareth Joswig
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