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# taz.de -- Norwegen und Klimaziele: Grün ist die Hoffnung
> Technikwandel soll Fahrzeuge mit fossilem Antrieb unattraktiv machen. Bis
> 2050 möchte Norwegen klimaneutral sein. Skepsis bleibt.
Bild: Am wenigsten Emissionen macht immer das Fahrrad
Stockholm taz | [1][„You guys rock!!“, twitterte Elon Musk], Chef der
Elektroautofirma Tesla Motors am Wochenende begeistert. Er meinte Norwegen.
Dortige Medien hatten gerade die Nachricht verbreitet: „Verkaufsstopp für
Benzin- und Dieselautos ab 2025.“ Doch die Meldung wurde von der Regierung
eilig als „irreführend“ dementiert: Von einem Verbot könne keine Rede sei…
Worauf sich Regierung und Parlamentsmehrheit nun tatsächlich geeinigt
haben: Das Ziel, dass ab 2025 alle neu zugelassenen privaten Pkws, Busse
und leichte Lastwagen nur noch „Nullemissionsfahrzeuge“ sein sollen.
Fahrzeuge mit Benzin- und Dieselantrieb will man bis dahin mit einer
Zuckerbrot- und Peitsche-Taktik aus dem Markt drängen. Über weitere Gesetze
sollen Autos mit fossiler Antriebstechnik so unattraktiv werden, dass sie
niemand mehr kauft.
Die Regierung folgt damit dem „Nationalen Transportplan“, den die Behörden
für Land-, See- und Luftverkehr kürzlich vorgelegt hatten. Norwegen hat
sich ehrgeizige Klimaziele gesetzt. Bis 2050 möchte das Land „klimaneutral“
sein. Als Zwischenetappe will die Regierung bis 2030 den Ausstoß
schädlicher Klimagase im Transportbereich halbieren. Dazu enthält der
„Transportplan“ Neuzulassungshürden für Benzin- und Dieselfahrzeuge. Ab
2030 soll die Hälfte aller neuen Lkws „Nullemissionen“-Antriebe haben. Der
Luft- und Schiffsverkehr soll bis dahin zu 30 und 40 Prozent mit
„Agrotreibstoffen“ betrieben werden.
Doch es gibt einen Haken: Weder BürgerInnen noch Unternehmen sollen durch
die Umstellung auf eine „fossilfreie“ Technik finanziell belastet werden.
Ist das nicht illusorisch? Nein, beteuert Lars Fredrik Lund vom
strategischen Planungsstab der Straßenbehörde Vegvesen. Er räumt allerdings
ein, dass die Verantwortlichen von einer „recht technikoptimistischen
Perspektive“ ausgehen.
Sie rechnen damit, dass bis 2025 „grüne“ Antriebstechniken „zu
konkurrenztüchtigen Preisen“ zur Verfügung stehen: mit vergleichbaren
Anschaffungskosten und im Betrieb sogar billiger als Fahrzeuge mit
konventionellem Antrieb. Der Technikwechsel würde sich dann quasi von
selbst vollziehen.
## Skepsis bei Umweltschutzorganisationen
Norwegen „bekräftigt seine klimapolitische Führungsposition“, lobt die
Öko-NGO Bellona das Vorhaben und fordert die übrigen europäischen Länder
auf, nachzuziehen. Andere Umweltschutzorganisationen sind skeptischer. Der
angepeilte Technikwechsel hin zu fossilfreien Antrieben ist nämlich nur ein
Aspekt des norwegischen „Transportplans“. Der andere: Es soll massive
Investitionen in neue Straßeninfrastruktur geben, gleichzeitig aber nur
relativ bescheidene in Kollektivverkehrsangebote.
Die ganze Richtung, die Oslo eingeschlagen habe, stimme nicht, kritisiert
Lars Haltbrekken, Vorsitzender des Naturschutzverbands Naturvernforbundet:
Hauptziel dürfe nicht sein, den individuellen Autoverkehr „grüner“ zu
machen, sondern ihn zu vermindern.
So habe der Zulassungsboom bei Elektroautos – im vergangenen Jahr fast
jeder vierte neu zugelassene Pkw – zum höchsten Verkehrswachstum in
Norwegen seit zehn Jahren beigetragen. Der Klimagasausstoß des
Transportsektors sei dank der Elektroautos nicht gesunken, sondern
allenfalls etwas weniger angestiegen. Alle Autos produzieren Partikel, Lärm
und Staus betont auch Holger Schlaupitz, Verkehrsexperte beim
Naturvernforbundet. Sie benötigten Fläche zum Fahren und Parken. „Auch wenn
es relativ gesehen besser ist, dass die Menschen ein ‚Nullemissionen‘-Auto
kaufen, sollte das nicht oberste Priorität sein“, sagt er. „Sie sollen gar
kein Auto mehr kaufen.“
8 Jun 2016
## LINKS
[1] https://twitter.com/elonmusk/status/738805691528318976
## AUTOREN
Reinhard Wolff
## TAGS
Schwerpunkt Klimawandel
Verkehr
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