# taz.de -- Überschwemmungen in Süddeutschland: Tote und Verletzte nach Unwet… | |
> Bäche werden zu reißenden Strömen, Autos wie Spielzeug mitgerissen – | |
> heftige Unwetter haben in Süddeutschland eine Spur der Verwüstung | |
> hinterlassen. | |
Bild: Am Morgen danach: Braunsbach am Montag. | |
SCHWÄBISCH GMÜND dpa | Bei schweren Unwettern und Überschwemmungen in | |
Süddeutschland sind mindestens drei Menschen ums Leben gekommen. In | |
Schwäbisch Gmünd starb ein Feuerwehrmann beim Versuch, einen Menschen zu | |
retten, der letztlich nur noch tot geborgen werden konnte. In Weißbach im | |
Hohenlohekreis kam ein 60 Jahre alter Mann in einer überschwemmten | |
Tiefgarage ums Leben. Auch in Bayern – vor allem in Mittelfranken – | |
richteten Unwetter massive Schäden an. | |
Allein in Baden-Württemberg wurden von Sonntagnachmittag bis Montagmorgen | |
rund 7.000 Helfer zu mehr als 2.200 Einsätzen gerufen. Die Mitarbeiter von | |
Feuerwehr, Technischem Hilfswerk, Rotem Kreuz, Lebensrettungs-Gesellschaft | |
und Polizei seien im Dauereinsatz, teilte ein Sprecher des Lagezentrums im | |
Innenministerium in Stuttgart am Montagmorgen mit. Die Zahl der Verletzten | |
liege nach bisherigen Erkenntnissen im einstelligen Bereich. | |
In Braunsbach im Norden Baden-Württembergs trat ein Fluss über die Ufer. | |
Die reißenden Fluten strömten durch die 900-Einwohner-Gemeinde, wodurch ein | |
Haus zerstört und mehrere erheblich beschädigt wurden. Rund 150 Kräfte von | |
Feuerwehr, Technischem Hilfswerk und Rotem Kreuz suchten einsturzgefährdete | |
Häuser ab, um sie zu evakuieren. | |
Auf Videoclips und Fotos in sozialen Netzwerken war zu sehen, wie Autos vom | |
Schlammwasser mitgerissen, übereinander getürmt und in Schaufenster von | |
Geschäften geschleudert wurden. Bei einigen Häusern stand das Wasser | |
augenscheinlich bis in Höhe der untersten Fenster. | |
## Schlimmstes Hochwasser seit Jahren | |
Der erste Landesbeamte des Landkreises Schwäbisch Hall, Michael Knaus, | |
sagte am frühen Morgen, in den vergangenen Stunden sei so viel Regen pro | |
Quadratmeter gefallen wie sonst in mehreren Monaten. Die heftigen | |
Regenfälle verursachten an einigen Stellen das schlimmste Hochwasser seit | |
rund zwei Jahrzehnten. | |
Die Hochwasserzentrale in Karlsruhe warnte vor bedrohlichen Wasserständen | |
an den östlichen Zuflüssen zu Neckar und Donau sowie im Rhein und an der | |
Tauber. An der Messstation Kirchberg an der Jagst fielen im Laufe der Nacht | |
innerhalb von sechs Stunden 87 Liter Niederschlag pro Quadratmeter. | |
Besonders vom Hochwasser betroffen sind nach Behördenangaben die | |
südöstlichen Zuflüsse zur Donau und die östlichen Zuflüsse zum Neckar | |
(Fils, Rems, Kocher, Jagst). Teils stieg der Wasserstand um bis zu drei | |
Meter an. Mit Blick auf die Wettervorhersagen erwartet die | |
Hochwasserzentrale, dass die Wasserstände weiter steigen. | |
Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) sprach den Angehörigen | |
der Hochwasseropfer sein Mitgefühl aus: „Unsere Gedanken sind bei den | |
Angehörigen der Toten. Ich spreche ihnen meine aufrichtige Anteilnahme | |
aus.“ | |
## Erdrutsche blockieren Straßen | |
In Bayern waren die Schäden besonders groß in den Orten Flachslanden und | |
Obernzenn bei Ansbach. Dort verwandelten sich in der Nacht zum Montag | |
binnen kurzer Zeit schmale Bäche in reißende Flüsse und überfluteten viele | |
Straßen und Keller, wie der Einsatzleiter Thomas Müller berichtete. | |
Erdrutsche blockierten Straßen. Verletzte habe es zum Glück nicht gegeben, | |
sagte der Bürgermeister von Flachslanden, Hans Henninger. | |
Die größten Schäden registrierte die Feuerwehr im Flachslander Ortsteil | |
Sondernohe. „Das ist ein Ort der Verwüstung“, berichtete ein Feuerwehrmann. | |
Das von den Hängen herabschießende Wasser sei als breiter Strom durch den | |
Ort gerauscht. Die Wassermassen hätten Autos mitgerissen, Verkehrsschilder | |
seien wie Streichhölzer umgeknickt. „In dem Ort hat das Wasser in der Nacht | |
zum Teil bis zu einem Meter hoch gestanden“, sagte der Feuerwehrmann. Im | |
benachbarten Obernzenn, wo die Regenmassen die Zenn über die Ufer treten | |
ließen, wurde neben vielen Häusern auch eine Turnhalle überschwemmt. | |
In Baden-Württemberg verzeichneten die Behörden Hunderte Notrufe. Allein | |
das Führungs- und Lagezentrum des Polizeipräsidiums Ulm meldete, dass es | |
zwischen 16.15 Uhr und 21.00 Uhr 490 Notrufe gegeben habe. Viele Straßen | |
und Ortsdurchfahrten seien gesperrt, sagte Polizeiführer Hagen Guderlei. | |
Hunderte Bürger seien auf den Polizeinotruf 110 ausgewichen, weil unter dem | |
Notruf 112 kein Durchkommen gewesen sei. | |
Dutzende Keller seien vollgelaufen und müssten ausgepumpt werden, sagte | |
Guderlei. Das Wasser stehe an einigen Stellen 1,70 Meter hoch. Besonders | |
stark von Hochwasser betroffen sei der Kreis Biberach. Dort kam es laut | |
Polizei auch zu einem Erdrutsch, der Bäume und Schlamm auf ein | |
Firmengelände schwemmte. | |
„Der Sachschaden wird immens“, sagte Guderlei. Die Autobahn 7 im Kreis | |
Heidenheim zwischen Giengen und Oberkochen sei wegen großer Hagelkörner, | |
die bis zum Knöchel reichten, vier Stunden lang gesperrt gewesen. Die | |
Autobahnmeisterei musste Schneepflüge einsetzen. In dem Landkreis war laut | |
Polizei auch die Ortsdurchfahrt Steinheim am Albuch komplett unter Wasser. | |
## Unterricht fällt aus | |
Auch in Ulm waren mehrere Straßen nicht mehr befahrbar. Die Stadt Künzelsau | |
im Hohenlohekreis teilte mit, dass die Innenstadt am Montag gesperrt bleibe | |
für den Verkehr – wegen der Aufräumarbeiten. In Schulen fällt der | |
Unterricht am Montag aus. Auch die Kindergärten bleiben geschlossen. | |
Bürgermeister Stefan Neumann sprach von einer „Naturkatastrophe“. | |
Die Bahn hat in Baden-Württemberg mehrere überschwemmte Strecken gesperrt. | |
Besonders betroffen seien die Gleise rund um Heilbronn und Schwäbisch | |
Gmünd, sagte eine Sprecherin. Regionalbahnen mussten demnach in Biberach an | |
der Riß wenden, in der Gegenrichtung ging es ab Aulendorf bei Ravensburg | |
nicht mehr weiter. Auch auf Abschnitten der Strecken zwischen Ulm und | |
Friedrichshafen am Bodensee sowie weiter in Richtung Stuttgart rollten vom | |
späten Sonntagabend an keine Züge mehr. Auch die Bahnstrecke zwischen | |
Würzburg und Ansbach wurde vorübergehend gesperrt. Der Fernverkehr wurde | |
vorerst über Fürth umgeleitet und der Nahverkehr mit Bussen ersetzt. | |
30 May 2016 | |
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