# taz.de -- Kommentar Wahl auf Zypern: So schön langweilig | |
> Halb Europa wählt rechts. Nicht so die Zyprioten, obwohl es auch ihnen | |
> dreckig geht. Dafür hat das Land eine Belohnung verdient. | |
Bild: Wähler am Sonntag in Nikosia | |
Demokratie kann ganz schön langweilig sein. Wenn über Jahrzehnte hinweg | |
immer die gleichen Parteien um den Sieg wetteifern, wenn immer dieselben | |
Themen den Wahlkampf bestimmen, dann entsteht der Eindruck, diese Wahlen | |
dienten nur noch der Selbstvergewisserung. | |
Zypern ist so ein Land, in dem sich die Ergebnisse immer wieder ähneln, so | |
auch [1][bei den Parlamentswahlen am Sonntag], bei der die Konservativen | |
den Sieg von den Postkommunisten einfuhren. Doch Zypern ist auch ein | |
Beispiel dafür, dass diese Art von Wiederholungen von einer demokratischen | |
Stabilität zeugt, die anderswo schmerzlich vermisst wird. Halb Europa | |
wendet sich derzeit rechten Populisten zu, im Fall von Griechenland gar den | |
Neonazis. | |
Das kleine Zypern verfügt über alle Beigaben, den Griechen zu folgen: Vor | |
drei Jahren krachte das Bankensystem zusammen, der Staat stand vor der | |
Pleite und konnte nur mit einem schmerzhaften EU-Hilfsprogramm gerettet | |
werden. Ersparnisse wurden über Nacht vernichtet, die Arbeitsloskeit stieg | |
in nie gekannte Höhen, Einzelhändler kollabierten. Die Angst wuchs. | |
Dass die zypriotischen Rechtsradikalen und Populisten zwar ins Parlament | |
einziehen, aber trotzdem wenig bedeutend geblieben sind, ist den Zyprioten, | |
nicht der EU, zu verdanken. Sie beugten sich dem EU-Sparprogramm, aber | |
anstatt nach Athener Muster Steuern und Abgaben ins Unbezahlbare zu erhöhen | |
und den bürokratischen Wildwuchs beizubehalten, haben sie gespart. Das hat | |
vielen weh getan, sehr weh. Längst ist noch nicht alles gut, aber es geht | |
wieder bergauf. | |
Zypern ist der Beweis dafür, dass die griechische Krise kein unabwendbares | |
Unglück ist. Es liegt auch an der Politik in den Krisenstaaten, wenn das | |
eine Land kollabiert, das andere sich aber aus dem Desaster kämpft. Für | |
letztere Leistung hätten die griechischen Zyprioten die Belohnung verdient, | |
die sie sich gerade erarbeiten: eine Wiedervereinigung des Landes nach mehr | |
als 40 Jahren der Teilung. | |
23 May 2016 | |
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## AUTOREN | |
Klaus Hillenbrand | |
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Nikos Anastasiades | |
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