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# taz.de -- Vor dem Champions-League-Finale: Das Metronom aus Madrid
> Toni Kroos begeistert bei Real Madrid mit Präzision. Im Finale der
> Champions League gegen Atlético könnte er zum Führungsspieler werden.
Bild: Drehte groß auf: Toni Kroos im Halbfinale gegen Manchester City
Mailand taz | Bundestrainer Joachim Löw hat sich bereits als
Real-Madrid-Fan geoutet. Er hoffe auf ein Erfolgserlebnis für Toni Kroos,
verriet er im schweizerischen Ascona, wo sich die deutsche
Nationalmannschaft auf die EM in Frankreich vorbereitet.
Das Champions-League-Finale am Samstag werde man sich natürlich ansehen.
Die deutschen Weltmeister drücken am Bildschirm ihrem einzigen
Repräsentanten die Daumen, wenn sich mit Real und Atlético Madrid die
derzeit erfolgreichsten Klubteams Europas in Mailand gegenüberstehen.
Über diese Sonderrolle von Kroos ist zuletzt vergleichsweise wenig
diskutiert worden. Viel bedeutsamer scheint dagegen zu sein, dass der
malade Bastian Schweinsteiger wieder geradeaus laufen kann, wie den
jüngsten Arztberichten zu entnehmen war. Und auch die Wade von Sami Khedira
wird bis zur EM gewiss ein heißes Thema bleiben – wie einst bei Michael
Ballack.
Zum Platzhirsch, aufgrund dessen Präsenz das Wohl und Wehe der
Nationalmannschaft abgewogen wird, hat es der 26-jährige Kroos noch nicht
geschafft. Derlei hat ja oft mit Äußerlichkeiten zu tun. Im Unterschied zu
Schweinsteiger sah man ihm etwa bei den formidablen WM-Auftritten 2014
nicht so sehr die Anstrengung an, die ihn das Spiel kostete.
## Verlässlichkeit und Genauigkeit
Auch bei Real gilt er nicht als unverzichtbar. Derzeit wird munter
spekuliert, ob er trotz seines bis 2020 laufenden Vertrags den Klub nach
der Saison Richtung Manchester City oder Manchester United verlassen wird.
Dabei hat er sich durchaus einen großen Stellenwert im Verein erspielt.
„Das Metronom“ nennen sie ihn in Madrid. Man bewundert ihn für seine
Verlässlichkeit und Genauigkeit. Seine Ausschläge fallen aber eben deshalb
nicht besonders auf. In einem Unterhaltungsbetrieb wie bei Real Madrid ist
das auf Dauer gesehen vielleicht auch nicht fesselnd genug.
Doch gerade am Samstag gegen die laufstarken Atlético-Profis, die es
verstehen, den Raum auf dem Feld verschwindend klein werden zu lassen,
könnten seine prägnanten spielöffnenden Pässe ebenso wie seine beidfüßigen
präzisen Distanzschüsse sehr viel wert sein. Mehr als 3.000 angekommene
Zuspiele zählte man in seiner ersten Saison bei Real – so viele wie bei
keinem anderen in Spanien.
Im zweiten Jahr unter Trainer Rafael Benitez lief allerdings anfangs wenig
bei Kroos zusammen. Dem Nationalspieler behagte seine recht eng zugewiesene
Defensivrolle im Mittelfeld nicht. Erst als Zinedine Zidane die
Verantwortung übernahm und der Mannschaft wieder ein offensiveres Pressing
verordnete, setzte auch Kroos wieder verlässlich seine Akzente. Im
Halbfinale gegen Manchester City beeindruckte er zudem wieder als
Präzisionsmaschine – 75 seiner 76 Zuspiele kamen an.
## Ungewohnt deutliche Worte über den Ex-Trainer
„Der Spaßfaktor hat sich deutlich erhöht“, bekundete Kroos jüngst. Zidane
würde den Spielern auf Augenhöhe begegnen. Wenn da einer an der Seitenlinie
steht, für den man es gern macht, würde man als Spieler schon noch einmal
zwei, drei Prozent mehr geben.
Für Kroos waren das ungewohnt deutliche Worte in Richtung des Vorgängers
Benitez. Seine öffentlichen Äußerungen bewegten sich bislang stets
kontinuierlich im floskelhaft-braven Bereich – ebenfalls ohne sonderlich
ungewöhnlichen Ausschläge.
Möglicherweise ist da einer auf dem Weg, doch etwas mehr Profil zu zeigen?
In den Tagen vor dem großen Finale am Samstag konnte man für diese These
allerdings keine weiteren Belege sammeln. „Wir müssen ein sehr, sehr gutes
Spiel abliefern“ sagte er. Und: „Es wird schwer.“ Zu den Gewinnchancen
erklärte er: „50 zu 50.“
28 May 2016
## AUTOREN
Johannes Kopp
## TAGS
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Toni Kroos
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