# taz.de -- Flüchtlingsdrama im Mittelmeer: „Nach fünf Tagen gerettet“ | |
> Mehrere hundert Flüchtlinge sollen im Mittelmeer ertrunken sein. Eine | |
> offizielle Bestätigung gibt es nicht. Ein Überlebender erzählt. | |
Bild: Flüchtlinge vor der afrikanischen Küste im Mittelmeer (Archivbild vom A… | |
BERLIN taz | Noch fehlt eine Bestätigung durch internationale | |
Organisationen für die Berichte vom Montag, wonach bis zu 400 | |
Bootsflüchtlinge aus Somalia auf dem Weg von Ägypten über das Mittelmeer | |
Richtung Europa ertrunken sein sollen. Doch in Somalia wird davon | |
ausgegangen, dass es tatsächlich zu einem größeren Schiffsunglück gekommen | |
ist. | |
„Wir haben keine genaue Zahl, aber es sind zwischen 200 und 300 Somalis“, | |
sagte der Informationsminister der internationaĺ anerkannten Regierung in | |
Somalias Hauptstadt Mogadischu gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. | |
Das Boot habe rund 500 Menschen an Bord gehabt, davon bis zu 300 Somalis, | |
und „fast alle“ von ihnen seien ertrunken, als das Boot kenterte. In | |
Diskussionen unter Somalis auf sozialen Netzwerken hieß es, die meisten | |
Toten seien somalische Studenten an Universitäten in Ägypten und Sudan | |
gewesen. | |
Einem Bericht der somalischen Webseite Goobjoog News zufolge, der sich auf | |
einen Überlebenden namens Awale Warsame beruft, waren „500 Passagiere, | |
zumeist Somalis“, an Bord des Schiffes. „Wir mussten Holzteile vom | |
gekenterten Boot benutzen, um über Wasser zu bleiben, bis wir gerettet | |
wurden“, gibt die Webseite den Bericht des Überlebenden wieder. | |
„Wir brachen aus Ägypten, vor allem aus Alexandria, am 7. April auf. Am 12. | |
April sank das Boot. Nach fünf Tagen wurden wir von einem philippinischen | |
Schiff nahe einer griechischen Insel gerettet.“ Nur 23 Menschen hätten | |
überlebt, darunter Somalis, Sudanesen, Äthiopier und Ägypter. Sie befänden | |
sich jetzt in der Obhut der griechischen Küstenwache. | |
## Beileidsbekundungen aus Somalia | |
Diese Information wurde von der somalischen Botschaft in Ägypten bestätigt, | |
meldeten andere somalische Webseiten. Die griechischen Behörden hätten | |
ihrerseits bestätigt, dass ein philippinischer Frachter am Samstag 175 | |
Kilometer südlich von Griechenland 41 Schiffbrüchige geborgen habe. Sie | |
seien am Sonntag in den südgriechischen Hafen Kalamata gebracht worden. | |
Somalias Präsident Hassan Sheikh Mohamud in der Hauptstadt Mogadischu | |
sprach in einer offiziellen Erklärung den Hinterbliebenen sein Beileid für | |
die „fast 200“ Toten aus. „Dies ist ein wirklich schmerzhafter Tod, der u… | |
tief berührt“, sagte der Präsident. „Diese Jugendlichen sind ein Verlust | |
für ganz Somalia. Es ist ein großes Leid für die somalische Jugend, ihr | |
Leben auf solchen gefährlichen Reisen zu verlieren.“ | |
Ähnliche Erklärungen kamen von den Regierungen der abgespaltenen Republik | |
Somaliland im Norden Somalias und der autonomen Regionen Puntland und | |
Jubaland. | |
19 Apr 2016 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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