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# taz.de -- Kolumne American Pie: Baseball-Diplomatie auf Kuba
> Wie US-Präsident Barack Obama auf Kuba mit Hilfe des Baseballs das
> Verhältnis der beiden Länder entspannen will.
Bild: 2006: Auch Máximo Líder Fidel Castro, hier mit Yulieski Gourriel, ist B…
Geschichte soll geschrieben werden, sowohl sportlich als auch politisch im
Estandio Latinoamericano von Havanna. Wenn am Mittwoch deutscher Zeit die
Tampa Bay Rays aus der Major League Baseball im Rahmen des Kuba-Besuchs von
US-Präsident Barack Obama im 55.000-Zuschauer-Stadion gegen die
Nationalmannschaft des sozialistischen Staates antreten, soll der Sport
einen.
Dafür hat sich Obama mit Rachel und Sharon Robinson, Witwe und Tochter von
Jackie Robinson, der in den 1940ern und 50ern der große Star des Sports
war, zum Symbol der Rassenintegration wurde und als einer der besten
Spieler aller Zeiten gilt, prominente Begleitung organisiert. „Amerikaner
und Kubaner teilen die Liebe für den Baseball, und dieses Spiel soll sowohl
an die Verbindung unserer Länder als auch an die Fortschritte erinnern, die
wir machen können“, erklärte das Weiße Haus zuvor in blumigen Worten.
Tatsächlich ist der Sport auf der Elf-Millionen-Insel fest verankert: Ende
des 19. Jahrhunderts als Befreiung von den Stierkämpfen und anderen
„sportlichen“ Gewohnheiten der spanischen Kolonialherren angenommen, wurde
nach der Revolution 1959 ein Amateursystem eingeführt, mit der
Landesauswahl an der Spitze. „Wir freuen uns darauf, die Geschichte des
Baseballs in Kuba kennenzulernen“, sagt Rob Manfred, der Chef der
nordamerikanischen Major League Baseball (MLB).
Baseball als Mittel der Völkerverständigung – es ist indes kein neuer
Ansatz in der komplizierten Beziehung beider Staaten. Schon vor knapp 17
Jahren gab es ein Gastspiel der MLB-Stars. Am 28. März 1999 – der damalige
US-Präsident Bill Clinton hatte gerade die Reisebedingungen gelockert –
spielten die Baltimore Orioles in Havanna. Es war das erste Spiel eines
US-Teams auf der Insel seit 40 Jahren, einige Wochen später gab es sogar
ein Rückspiel in Baltimore.
Seit Jahren schon profitiert die mächtige US-Liga von exilkubanischen
Spielern, derzeit zählen Yasiel Puig von den L.A. Dodgers oder
New-York-Mets-Akteur Yoenis Cespedes zu den großen Stars – die gemeinsame
Geschichte der USA und Kuba geht noch weiter zurück. Bereits in den 1860ern
gab es den ersten kubanischen Spieler in einer großen US-Liga: Esteban
Bellan umging bei den New Yorker Troy Haymakers das Baseball-Verbot, das
die damals noch herrschende spanische Regierung ausgesprochen hatte. Die
„Havana Sugar Kings“ waren im frühen 20. Jahrhundert sogar ein Farmteam der
Cincinnati Reds, ehe Fidel Castro 1960 alle US-amerikanischen Unternehmen
im Land konfiszierte.
## Flucht im fünften Versuch gelungen
Derzeit spielen 31 Kubaner in der MLB, die sich aus der Heimat oft unter
abenteuerlichen Umständen absetzen konnten. Puigs Geschichte klingt wie aus
einem Hollywood-Streifen: Erst im fünften Versuch glückte die Flucht des
25-Jährigen aus der Heimat nach Mexiko, mit kräftiger Mithilfe eines
Drogenkartells. Erst vor wenigen Monaten flüchteten mit Yulieski Gourriel
und Lourdes Gourriel Jr. zwei hoch talentierte Spieler am Rande einer
Auswärtspartie der Nationalmannschaft in der nahen Dominikanischen
Republik.
Aktuell ist tatsächlich Raum für Verhandlungen zwischen der mächtigen
Baseball-Liga und der kubanischen Regierung. Künftig soll die Verpflichtung
von Spielern des Inselstaates möglich sein, ohne dass diese oft gefährliche
Odysseen auf sich nehmen müssen. Das Spiel im Estadio Latinoamericano soll
Geschichte schreiben – sportlich und politisch.
22 Mar 2016
## AUTOREN
David Digili
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USA
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