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# taz.de -- Die Wahrheit: Männer und Bauchgefühle
> Intuition haben Männer nur in Lebensbereichen, denen sie Bedeutung
> beimessen. Beziehungen gehören wohl nicht dazu.
Männer haben kein Bauchgefühl. Wo bei der Frau die weibliche Intuition
sitzt, hat der Mann nur einen kalten, nassen Waschlappen. Der liegt da so
rum und ist zu nichts zu gebrauchen.
Ein Freund von mir, seit Jahr und Tag liiert mit einer Frau, die klüger war
als er und außerdem noch besser aussah, lebte glücklich in den Tag hinein.
Jede Frau in einer solchen Situation hätte die Kleidung des Partners
gefilzt, sich in den Mail-Account gehackt, die NSA um Mithilfe gebeten oder
eine Wahrsagerin aufgesucht – aber nicht dieser arglose Amphitryon.
Vielleicht hörte er in manch schlafloser Stunde vor der Frühschicht fragend
in sich hinein: Ist meine Holde mir treu? Vom nassen Waschlappen jedenfalls
kam nie etwas zurück. Dann eines Tages kehrte der Mann von der Arbeit heim,
er schloss gerade die Tür auf zur hellen Loftwohnung, die sie vor einigen
Wochen zusammen bezogen hatten, als das Telefon klingelte.
Er hob ab. Eine undeutliche, offenbar durch ein kariertes Geschirrtuch
unkenntlich gemachte Stimme befahl ihm, jetzt sofort Richtung Ortsausgang
zu fahren, zum Pendlerparkplatz kurz vor der Autobahnauffahrt. Was da los
sei, werde ihn sicher interessieren, da könne er nämlich sehen, wie seine
„Alte“ mit einem anderen „rummache“.
„Wer spricht da?“, rief er aufgebracht. „Ein Freund!“ – „Dich Arsch…
kenne ich doch! Hallo? Hallooo?“ Aufgelegt.
Nun, meinem Freund fehlte es zwar an Bauchgefühl, aber er war trotzdem
neugierig, fuhr zum Parkplatz und erkannte gleich den alten Opel seiner
Frau. Sie war nicht allein, das konnte er sogar durch die beschlagene
Scheibe sehen. Die Affäre lief schon über ein halbes Jahr, und der Arglose
hatte mal wieder als Letzter davon erfahren. Er verwünschte den nassen
Waschlappen und trennte sich von seiner Frau.
Auch ich habe offensichtlich kein Bauchgefühl, denn sonst wäre ich wohl
kaum ans Telefon gegangen, als der Gehörnte ein paar Tage später bei mir
anrief. „Hallo, du Freund!“
Damit will ich dem Mann an sich seine paranormale Qualifikation jedoch
nicht gänzlich absprechen. Ihm scheint sein entsprechendes Talent
allerdings nur in Lebensbereichen zur Verfügung zu stehen, die ihn wirklich
interessieren, denen er Bedeutung beimisst.
So hört man immer wieder vom „Torriecher“, der sich auf dem Fußballplatz,
ja sogar vor den Bildschirmen äußern kann. Es gibt ihn wirklich. Wenn mein
Vater beim Länderspielgucken sein Kinn hebt, geräuschvoll schnuppert und
dann mit wissendem Nicken verkündet: „Das rappelt gleich im Karton!“, dann
kann der Keeper sich schon mal warm anziehen und anfangen zu ärgern.
Und schließlich darf man auch die „Kneipennase“ meines Bruders nicht
vergessen, also das wahrlich segensreiche, weil auch in völlig fremdem
Terrain untrügliche Gespür für die Lokalität, in der es gerade und in den
nächsten Stunden die besten Getränke und Gespräche und die netteste und
fixeste Bedienung gibt. Ich weiß nicht, was das genau ist, ein Bauchgefühl
jedenfalls nicht.
31 Mar 2016
## AUTOREN
Frank Schäfer
## TAGS
Männer
Frauen
Gerhard Schröder
Heavy Metal
Sekte
Familie
Hannover
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