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# taz.de -- Polizei enttarnt rechte Zelle in Nauen: NPD-Mann soll Anschlag ver�…
> Ermittler haben im Westen Brandenburgs ein braunes Netzwerk gesprengt. Es
> soll für den Brandanschlag auf eine geplante Flüchtlingsunterkunft
> verantwortlich sein.
Bild: Brannte nieder: geplante Flüchtlingsunterkunft in Nauen
Potsdam dpa | Der Brandanschlag auf eine geplante Flüchtlingsunterkunft in
Nauen westlich von Berlin ist nach Erkenntnissen von Polizei und
Staatsanwaltschaft das Werk einer rechten Gruppierung, deren Kopf ein
NPD-Mann sein soll. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts
auf Bildung einer kriminellen Vereinigung, wie die Behörden am Freitag in
Potsdam mitteilten. Zudem prüft die Bundesanwaltschaft, ob Ermittlungen
wegen des noch schärferen Vorwurfs der Bildung einer terroristischen
Vereinigung aufgenommen werden, wie der Leitende Oberstaatsanwalt Heinrich
Junker berichtete.
In der Sporthalle eines Oberstufenzentrums in Nauen sollten 100
Asylbewerber vorübergehend unterkommen. Kurz bevor die ersten Flüchtlinge
einziehen konnten, ging sie Ende August 2015 in Flammen auf. Menschen
wurden nicht verletzt. Es war damals schnell klar, dass es sich um einen
Brandanschlag handelte. Auch ein rechtsextremistischer Hintergrund wurde
von Anfang an vermutet.
Der 29 Jahre alte NPD-Funktionär Maik Schneider aus Nauen gilt laut Polizei
als „der Kopf oder einer der Köpfe“ einer rechtsextremen Gruppierung in der
Kleinstadt. Die Gruppe soll für den Brandanschlag auf die geplante
Notunterkunft Ende August verantwortlich sein. Es gehe aber auch um eine
Reihe anderer Taten, etwa Anschläge auf ein Büro der Partei Die Linke,
berichteten die Ermittler. Die Gruppe soll aus fremdenfeindlichen Motiven
etwa auch das Auto eines Polen angezündet haben. Am vergangenen Dienstag
schlugen die Ermittler zu.
„Diese Gruppe hat sich extrem abgeschottet“, sagte Brandenburgs
Polizeipräsident Hans-Jürgen Mörke. „Die haben sich Alibis verschafft. Am
Anfang sah das fast wasserdicht aus. Sie haben konspirativ gearbeitet.“ Der
Polizeipräsident sprach von einer „rechten Zelle“. Einen Vergleich mit der
Neonazi-Zelle NSU wolle er „zum jetzigen Zeitpunkt“ noch nicht ziehen.
„Aber wir werden schauen, was die Ermittlungen bringen.“ Es gebe zurzeit
„etwa fünf“ Verdächtige.
Schneider (29) sitzt seit Dienstag in Untersuchungshaft, ein mutmaßlicher
Komplize (28) seit Freitag. Drei weitere Verdächtige sind der Polizei
bekannt: Ein 31-Jähriger und ein 26-Jähriger sowie eine 22-Jährige. Die
Frau wurde aus der U-Haft entlassen.
Die Rolle der NPD bei den Taten sei „eindeutig belegbar, dadurch dass
Aktivisten der NPD zu den Beschuldigten gehören“, sagte Brandenburgs
Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD). Schneider sei eine „stadt- und
kreisbekannte Person“ der NPD.
Die Polizei habe nur sehr wenige Hinweise aus dem Kreis der knapp 17 000
Einwohner Nauens erhalten, sagte Mörke. Schröter sagte: „Eines ist dieser
Gruppe gelungen: Sie hat in Nauen ein Klima der Angst geschaffen. Und das
hat Menschen davon abgehalten zu helfen, obwohl sie es wollten. Und es hat
sie auch davon abgehalten - zumindest in Teilen -, Flagge zu zeigen. Ich
gehe davon aus, dass der Spuk beendet ist.“
Vor dem Brandanschlag hatte es in Nauen Demonstrationen gegen die geplante
Aufnahme von Flüchtlingen gegeben. Eine Stadtverordnetenversammlung zu dem
Thema war von den jetzigen Tatverdächtigen gestört worden. Gegen die
Rechtsextremen hatten sich allerdings auch zahlreiche Einwohner der
Kleinstadt gewandt und immer wieder Gegendemonstrationen organisiert.
4 Mar 2016
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