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# taz.de -- TV-Duell in Rheinland-Pfalz: Tanzgruppenchefin mit Ladehemmung
> Julia Klöckner startet überraschend schwach in die Fernsehdebatte.
> Ministerpräsidentin Malu Dreyer schaltet auf Angriff.
Bild: Julia Klöckner (l.) und Malu Dreyer vor dem Rededuell.
Mainz taz | TV-Duelle sind normalerweise schnarchig. Die Kandidaten stehen
statisch da, kaum beginnen sie den Angriff aufeinander, ist ihre Redezeit
schon um. Das Fragerecht wechselt nach vorgegebenem Schema von einem
Journalisten zum anderen – auch das hat seine Ordnung im deutschen
Fernsehen.
Soweit, so gähn. Spannender war es am Dienstagabend in Mainz. Ausgerechnet
da, wo Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) nicht nur eine sprichwörtliche
Landesmutter ist, sondern mit ihrer herzlich-sachlichen Art landauf, landab
punkten kann. Sogar bei einem guten Teil der CDU-Anhänger. Die großen,
markigen Töne sind bei ihr nicht an der Tagesordnung. Beziehungsweise waren
nicht an der Tagesordnung.
Denn im TV-Duell erlebten die Zuschauer eine andere Malu Dreyer. Schon bei
ihrer ersten Frage fuhr die amtierende Ministerpräsidentin, anders als ihre
Konkurrentin Julia Klöckner, einen Angriff. Statt sich nur eine Sekunde
damit aufzuhalten, ob sie genug Rückenwind aus Berlin bekomme, wo die SPD
bei gut 23 Prozent in den Umfragen dümpelt, strich sie ihre
Regierungsleistungen beim Thema Flüchtlinge heraus. Präzise, selbstbewusst
und faktenlastig.
„Wir stehen mehr hinter Merkel als Sie“, sagte Dreyer und griff damit genau
die Schwachstelle ihrer Konkurrentin Julia Klöckner an. Die muss sich seit
Vorstellung ihres „Plans A2“ den Vorwurf gefallen lassen, dass ausgerechnet
sie, eine enge Merkel-Vertraute, der Kanzlerin in den Rücken fällt. Und so
ist es ausgerechnet das Flüchtlingsthema, bei dem Dreyer den stärksten
Eindruck hinterlässt. Das bestätigt das Publikum in Mainz als nach Dreyers
und Klöckners stärksten Momenten gefragt wird. Wahlforscher der Universität
Mainz hatten 75 Menschen eingeladen, die Debatte live zu bewerten.
## Überrumpelte Klöckner
Vorm Duell waren eigentlich alle überzeugt: Klöckner macht das Rennen im
Fernsehen. Es mag abgedroschen klingen, aber die ehemalige Weinkönigin und
Tanzgruppenführerin weiß zu unterhalten. Sie ist bissig, präzise und bringt
sogar reservierte Journalisten mit ihrer Schlagfertigkeit zum Lachen.
Nur diese Julia Klöckner war an dem Abend, zumindest anfangs, nicht da.
Fast ein wenig überrumpelt wirkt die CDU-Spitzenfrau von der ersten Frage,
warum ausgerechnet sie in einer für die Kanzlerin schweren Zeit Horst
Seehofer empfängt. Ihre Antwort kommt langsam und staatstragend, das
siegesgewisse Lächeln entgleitet ihr kurz. Es ist nicht der kraftvolle
Aufschlag, dem man von ihr erwartet hätte. „Am Ende zählt nicht, an wessen
Seite man steht, sondern für welche Inhalte“, sagt sie. Die Kanzlerin halte
Europa zusammen, sie wolle den Kommunen helfen, wiederholt Klöckner ihre
altbekannte Position.
Bei ihrer die Rededuell-Taktik hält sich Klöckner jedenfalls an Merkel.
Inhalte erklären statt attackieren, alle mitnehmen statt abschrecken. Eine
Rechnung, die sie ohne die an dem Abend so kampfeslustige Malu Dreyer
gemacht hat, die ihr anfangs die Aufmerksamkeit stiehlt.
Erst gegen Ende kann Klöckner in der Debatte deutlicher eigene Punkte
setzen. Ausrechnet beim Thema Bildung, Kernthema der SPD und zugleich deren
Ablenkungsthema gegenüber der von ihnen gefürchteten Flüchtlingsdebatte,
kann die CDU-Kandidatin Dreyer etwas ins Trudeln bringen.
## Eine spannende Stunde
Laut Publikumsentscheid hat Dreyer knapp gewonnen. Doch egal, wen man als
Sieger sieht, es war eine spannende Stunde. Das lag an Dreyer und später
auch an Klöckners pointiertem Auftreten. Und am Format des SWR ohne fixe
Zeitbeschränkungen. Moderator Fritz Frey achtet nur darauf, dass keine
deutlich mehr redet als die andere. Mit seinen durchaus originell
vorbereiteten Fragen und weil er auch mal dazwischengrätscht, hat er die
Kandidatinnen gut aus der Reserve gelockt.
Heimzahlen kann CDU-Frau Klöckner ihrer Konkurrentin Dreyer den Auftritt
aber nur noch an der Urne. Es werden zwar noch einmal alle Parteien bei der
viel debattierten Elefantenrunde dabei sein. Dreyer betonte jedoch am
Dienstagabend erneut, dass sie nicht bereit ist, mit der AfD zu reden. Sie
lässt sich bei der zweiten Fernsehdebatte durch ihren Landesvorsitzenden
Roger Lewentz vertreten.
2 Mar 2016
## AUTOREN
Alina Leimbach
## TAGS
Rheinland-Pfalz
Julia Klöckner
Malu Dreyer
Schwerpunkt Landtagswahlen
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