# taz.de -- Kommentar Zukunft der SPD: Klassenperspektive verloren | |
> Die Sozialdemokratie ist in einer elenden Verfassung. Die SPD muss wieder | |
> einen Draht zu den Leuten finden, wenn sie überleben will. | |
Bild: Malu Dreyer und Sigmar Gabriel sollten sich trotz des Wahlsiegs in Rheinl… | |
Diese Partei müsste kurzfristig Insolvenz anmelden. Die SPD verfügt nur | |
noch in Spurenelementen über das, was als Kernidentität verstanden werden | |
könnte. Sie hat während der vergangenen gut zwei Jahre in der Großen | |
Koalition eine Politik durchgesetzt, die sich als eine an Gerechtigkeit | |
orientierte verstehen ließe. Genannt sei nur der Mindestlohn. | |
Die Resultate, die in Sachsen-Anhalt oder in Baden-Württemberg erzielt | |
wurden, deuten aber für diese Partei den gleichen Niedergang an, den die | |
Sozialdemokraten in Dänemark und Großbritannien, bald in Frankreich und | |
weiter in Schweden hinter sich haben beziehungsweise hinter sich bringen | |
müssen. | |
Bei den deutschen Sozialdemokraten kommt hinzu, dass sie den Kontakt | |
eingebüßt haben zu jenen, die politische Partizipation dringend nötig | |
hätten – und so etwas wie eine Zukunft, die sich wie Aufstiegshoffnung | |
buchstabieren ließe. Die SPD ist mehr die Partei des öffentlichen Dienstes | |
denn der Mindestlohnbeschäftigten. | |
Ihre Mitgliedschaft hat keinen Draht mehr zu jenen, die nicht in Metropolen | |
leben, nicht hipstermäßig Caffè Latte trinken. Ihr fehlt bitter das, was | |
man Glaubwürdigkeit in den Szenen der Abgehängten nennen könnte. Viele von | |
denen erkennen ihre Zukunft mehr in der AfD. | |
Aber die SPD hat die Sprache der Proleten verlernt, sie hat keine | |
Vertrauensleute in deren Lebensumfeldern. SPD – das war mal ein | |
Klassenversprechen, und jetzt verliert sie in Baden-Württemberg eines ihrer | |
raren Direktmandate an einen Rechtspopulisten. | |
Malu Dreyer in Rheinland-Pfalz mag als Ausnahme gelten: Eine Politikerin, | |
die offenbar sozial in etwa für das steht, was die SPD einst war: eine | |
Partei der Bedrängten und Verachteten. | |
Weshalb setzt die Parteiführung nicht alles auf die Mobilisierung | |
migrantischer Menschen? Und auf deren Repräsentation auf allen | |
Parteiebenen? Das wären Aktien auf die Zukunft – falls die SPD ernsthaft | |
eine haben möchte. | |
16 Mar 2016 | |
## AUTOREN | |
Jan Feddersen | |
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