Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Neue Eskalation im Hambacher Forst: Zwillenschüsse auf Polizisten
> Mehrere hundert Polizisten sind am Montagnachmittag im Hambacher Forst im
> Einsatz. Grund: ein Angriff auf Polizisten – und politischer Druck.
Bild: Polizei im Hambacher Forst: Im Hellen sieht es harmlos aus. Hier bei eine…
BERLIN taz | Im heiß umkämpften Hambacher Forst ist es am Montagnachmittag
zu neuen Eskalationen gekommen. Mehrere hundert Polizeibeamte sind seit dem
Montagnachmittag rund um das wohl umkämpfteste Waldstück Deutschlands im
Einsatz. Der Kampf um den Braunkohletagebau Hambach und einige hundert
Bäume, die gefällt werden sollen währt inzwischen seit Jahren.
Im Hambacher Forst, einem Waldstück an der westdeutschen Grenze in der Nähe
der Stadt Düren, [1][halten seit 2012 dutzende Aktivisten eine Wiese und
zahlreiche Bäume - teils in bis zu 21 Meter hohen Baumhäusern - besetzt].
Sie wollen den angrenzenden Tagebau aufhalten und weitere Baumrodungen
verhindern, die nötig sind, um den von RWE betriebenen Braunkohletagebau
auszuweiten.
Hintergrund der neuen Eskalation sind offenbar Rodungsarbeiten, die noch
kurz vor Ende der Rodungssaison vorgenommen werden sollten: Aufgrund
umweltrechtlicher Einschränkungen darf RWE nur in den Wintermonaten Bäume
fällen, um in der Brut- und Nistsaison Jungtiere im Wald zu schützen.
Waldbesetzer nahmen dies offenbar zum Anlass, gegen die von Polizei
geschützten Baumarbeiter vorzugehen. Die Polizei berichtet von
Zwillenschüssen auf Beamte und mehreren beschädigten Polizeiautos.
Waldbesetzer wiederum berichten von einem rabiaten Polizeieinsatz im Wald.
So sei unter anderem eine Klettervorrichtung abgesägt worden, auf der sich
ein Aktivist befunden habe.
## Ermittlungen gegen RWE-Mitarbeiter
Bereits in den vergangenen Monaten war es im Hambacher Forst immer wieder
zu teils massiven Auseinandersetzungen gekommen. Vermummte attackierten
wiederholt RWE-Anlagen und -Mitarbeiter. Umgekehrt gingen diese auch auf
Aktivisten los. Derzeit ermittelt die Polizei unter anderem auch gegen
einen RWE-Mitarbeiter, der in Folge eines Angriffes Ende Januar versucht
haben soll, vermummte Aktivisten mit einem Auto niederzufahren, [2][wie ein
Netzvideo dokumentieren soll.]
Hintergrund des massiven Polizeieinsatzes an diesem Montag ist offenbar
auch, dass sich der sozialdemokatrische Landesinnenminister Ralf Jäger
unter Druck sieht. Seine Partei, die SPD, steht in Nordrhein-Westfalen eng
an der Seite der Kohlearbeiter und des Energiebetreibers RWE, der
unabhängig von letzten Klimabeschlüssen in Paris im Tagebau Hambach noch
eine geltende Abbaugarantie bis ins Jahr 2045 vorweisen kann.
Dafür werden derzeit zwei Ortschaften umgesiedelt, die ebenfalls komplett
weggebaggert werden sollen. Dass die Polizei derzeit mit großer
Personenstärke im Wald operiert ist offenbar auch durch den Druck auf die
SPD zu erklären. Der Einsatz ist nach taz-Informationen eng mit dem
Innenministerium abgestimmt. Ein halbgarer Schlichtungsversuch war zuletzt
auch an der Skepsis der Waldbesetzer gescheitert.
## Sämtliche Zufahrtswege verbarrikadiert
Eine Räumung des von Besetzern errichteten Camps steht allerdings laut
Angaben des Dürener Landrats Wolfgang Spelthahn (CDU) nicht an. Er sagte
der taz am Montagabend: „Es geht darum, dass wir alle Möglichkeiten des
Rechtsstaates ausschöpfen und potenziell verdächtigen Straftätern auch in
ihre Rückzugsgebiete folgen dürfen, um sie zu stellen.“
Was sich für manche selbstverständlich anhören mag, ist im Hambacher Forst
nicht selbstverständlich: Der Wald ist von sämtlichen Zufahrtswegen her
verbarrikadiert und auch mit schwerem Gerät für die Polizei nicht ohne
weiteres passierbar. Dass der Einsatz während der Nacht ruhig verläuft, ist
daher nicht zu erwarten.
29 Feb 2016
## LINKS
[1] /!5272012/
[2] http://www.youtube.com/watch?v=R_blumlDgAY
## AUTOREN
Martin Kaul
## TAGS
Braunkohle
Schwerpunkt Hambacher Forst
Tagebau
Protestbewegung
Schwerpunkt Hambacher Forst
Schwerpunkt Hambacher Forst
Braunkohletagebau
RWE
Energiewende
## ARTIKEL ZUM THEMA
Protest gegen Waldrodungen: Rote Linie im Hambacher Forst
Am Rheinischen Braunkohlerevier sollen die Rodungsarbeiten wieder beginnen.
Am Wochenende protestierten rund tausend Menschen.
Protest am Hambacher Forst: Polizei durchsucht Aktivistencamp
Im Hambacher Forst campen Umweltaktivisten, die gegen den Ausbau des
Braunkohletagebaus protestieren. Ihr Lager wurde nun von der Polizei
durchsucht.
Protest gegen Braunkohletagebau: Kohlekampf, nächste Runde
Tausende wollen im Mai das Braunkohlerevier in der Lausitz stürmen. Es
werden Wetten abgeschlossen, wer mehr AktivistInnen hinschickt.
Der Kampf um den Hambacher Forst: Dieses kleine Stück Wald
Im Hambacher Forst kämpfen renitente Klimaaktivisten und
RWE-Sicherheitsleute um die Energiewende – mit Reizgas und Bombenattrappen.
Eskalation am Hambacher Forst: Wachschützer überfahren Aktivisten
Schockstimmung bei den Baumschützern rund um den Braunkohletagebau. Der
Energiekonzern RWE klagt über eine „neue Stufe der Gewalt“.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.