# taz.de -- Blogger über Flüchtlings-Crowdfunding: „Nicht als Provokation g… | |
> Als Reaktion auf die Ereignisse in Clausnitz will ein Blogger den | |
> betroffenen Flüchtlingen als Entschädigung zwei Tage Luxushotel | |
> ermöglichen. | |
Bild: Lieber 5-Sterne statt ein Clausnitzer. | |
taz: Herr Brandes, was ist denn die Botschaft der ganzen Aktion? | |
Christian Brandes: Eigentlich habe ich mir die Botschaft erst hinterher | |
überlegt, weil die Kampagne eher aus einem Impuls heraus entstanden ist. | |
Viele Leute teilen auf Facebook ihre Meinung mit. Das ist wichtig, aber das | |
Geschreibe geht schon seit Monaten so und wiederholt sich bloß. [1][Durch | |
die Crowdfundingaktion] können die Leute relativ bequem vom Sofa aus einen | |
Beitrag leisten, indem sie zahlen. Wenn ich Außenstehender wäre, würde ich | |
mich darüber freuen, dass man neben dem Schreiben noch mehr tun kann, um | |
seiner Wut Luft zu verschaffen. | |
Wird die Wut der Fremdenhasser aber nicht gerade durch so eine Aktion | |
geschürt und richtet sich letztlich wieder gegen die Flüchtlinge? | |
Die Fremdenverachter sollen nicht einfach wieder so davonkommen. Diese | |
Leute haben nach Clausnitz sowohl national als auch international viel | |
Aufmerksamkeit bekommen. Das ist genau das, was sie wollten. Diese Leute | |
ärgern sich doch nicht, wenn irgendwelche Tageszeitungen über sie | |
berichten, das freut sie eher noch. Und genau das ärgert mich. Was das | |
Wutpotenzial der Fremdenverachter angeht, sind wir ja schon am Limit. Es | |
gibt meiner Meinung fast nichts mehr, was das Unverständnis dieser Leute | |
potenziert. Die Kampagne ist aber nicht als Provokation gedacht, auch wenn | |
sie teilweise als solche aufgefasst werden kann. Dass sich die Wut der | |
Fremdenhasser noch mehr gegen Flüchtlinge richtet, ist auf jeden Fall ein | |
ganz kritischer Punkt. | |
Sie wollen den Flüchtlingen durch die Aktion einen Alternativempfang | |
bescheren. Wie groß schätzen Sie den Nutzen eines Wochenend-Luxus-Trips für | |
die Flüchtlinge ein? | |
Das Ziel soll einfach sein, dass die Flüchtlinge merken, dass Deutschland | |
nicht nur Clausnitz ist. Es gibt Leute, die ihnen wohlgesonnen sind und auf | |
diese Art können wir das zeigen. | |
Wie läuft es mit der Organisation des Projektes, die 8000 Euro haben Sie ja | |
bald zusammen? | |
Bei den Hotelanfragen gab es ein paar Probleme, als wir erwähnten, dass wir | |
einen Aufenthalt für Flüchtlinge organisieren wollen. Da herrscht gerade | |
eine ganz komische Stimmung. Das Stichwort Flüchtling ist wahnsinnig | |
gefährlich. Deswegen erwähnen wir dieses Detail in der zukünftigen | |
Kommunikation nicht mehr. Immerhin handelt es sich um ganz normale | |
Menschen. Außerdem wollen wir vermeiden, dass der Name des Hotels | |
öffentlich wird, damit sich nicht schon wieder ein Mob von Leuten | |
versammelt. Wir müssen noch viel planen, aber wir freuen uns, dass wir | |
unser finanzielles Ziel fast erreicht haben. | |
Die Kampagne verbreitet sich im Internet und erregt massiv Aufmerksamkeit. | |
Das ist die Crux dabei. Damit wir das Geld bekommen, müssen wir natürlich | |
sagen, was wir vorhaben. Aber sobald das Geld da ist, versuchen wir das | |
Ganze so flach wie möglich zu halten, sodass es in Clausnitz fast keiner | |
mitbekommt. | |
23 Feb 2016 | |
## LINKS | |
[1] https://www.indiegogo.com/projects/luxus-statt-clausnitz-first-class-fur-fl… | |
## AUTOREN | |
Viviane Schilling | |
Johanna Braun | |
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