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# taz.de -- Nach dem Bundesliga-Topspiel: Große, große Gegner
> Dortmund und Bayern München präsentierten sich beim 0:0 auf höchstem
> spielerischem Niveau. Der Mut beider Trainer trägt Früchte.
Bild: Marco Reus und David Alaba auf Augenhöhe
Die Bayern waren zwar einen Hauch besser, ihre Chancen waren einen Tick
gefährlicher, ihr Spielaufbau wirkte ein klein wenig reifer, und noch haben
Pep Guardiola und der Kader, den viele Experten für den besten der Welt
halten, einen dünnen Vorsprung.
Dennoch sind sich Münchner Bayern und die Dortmunder Borussen derzeit so
nah wie seit Jahren nicht. Das liegt auch daran, dass beide Teams nach sehr
ähnlichen Grundsätzen arbeiten, seit der Guardiola-Bewunderer Tuchel
Chefcoach des BVB ist. Beide Trainer streben nach maximaler Flexibilität,
nach bedingungslosem Hunger auf Entwicklung und vor allem: nach dem Mut,
Konventionen zu durchbrechen, Möglichkeiten zu denken, die fast alle für
verrückt halten.
Ein gutes Beispiel dafür lieferte am Samstagabend Bayerns derzeit
wichtigster Innenverteidiger, den sich vor wenigen Wochen auf dieser
Position noch niemand vorstellen konnte: Joshua Kimmich. „Sagen Sie nie
wieder, er kann nicht Innenverteidiger spielen“, ermahnte Guardiola seine
Kritiker nach dem Auftritt des 21-Jährigen.
Joachim Löw schwärmte schon in der Pause vom „irren Tempo“ und der
„überragenden Technik“, am Ende sagte der Bundestrainer: „Das ist das be…
Fußballspiel, das ich diese Saison gesehen habe.“
## Tuchel: „Noch Luft nach oben“
Allerdings gibt es jenseits der fußballerischen Ähnlichkeit einen
wesentlichen Unterschied zwischen diesen Dortmundern und den Bayern: In
München geht etwas zu Ende, während in Dortmund gerade etwas Neues
entsteht. Pep Guaridola wird bald weg sein, Thomas Tuchel amtiert in seinem
ersten Jahr beim BVB.
Dieser Unterschied zeigte sich auf der Pressekonferenz nach der Partie.
Guardiola sah müde aus, während Tuchel die reinste Lebensfreude
ausstrahlte. Die Begeisterung des perfektionistischen Tuchel überraschte
jedoch ein wenig, weil die Partie weit vom Zustand der Vollkommenheit
entfernt war. Beide Teams machten viele Fehler. Die Bayern hatten vor allem
in der ersten halben Stunde Probleme, als die Absicherung gegen Dortmunder
Konter schlecht funktionierte.
Und der BVB litt unter Schwierigkeiten im Spielaufbau, wenn die Bayern
pressten. Immer wieder brachte Torhüter Roman Bürki seine Mitspieler mit
flachen Zuspielen in Bedrängnis, das Stadion stöhnte, viele Fans sehnten
sich nach langen Bällen, die deutlich souveräner ausgesehen hätten.
Aber genau das wollte Tuchel auf keinen Fall. Man könne sich die Sache
„einfach machen und jeden Ball wegschießen“, erläuterte der Trainer, aber
dann „ergibst du dich in eine Angriffswelle, die nicht aufhört“. Die große
Herausforderung in Duellen mit dem FC Bayern bestehe darin, „in deren
Hälfte zu kommen, und zwar strukturiert und nicht mit einem langen Schlag“.
Tuchel wie Guardiola stellen maximale Anforderungen an ihre Spieler, beide
Teams riskieren viel, was naturgemäß zu Fehlern führt. Doch diese
Risikobereitschaft macht das Spiel beider Team so aufregend.
Es war also keine Kritik, sondern eher ein Versprechen für die Zukunft, als
Tuchel davon sprach, dass er „noch Luft nach oben“ sehe. Vor allem in der
ersten Halbzeit waren einige der Hochgeschwindigkeitskonter misslungen, was
viel mit Marco Reus zu tun hatte. Ihn verfolgt schon lange der Ruf, in
großen Spielen unter seinen Möglichkeiten zu bleiben.
Das Positive an diesen Unzulänglichkeiten ist, dass eine Mannschaft, die
schon jetzt brillant spielt, klar vor Augen hat, wo die nächsten
Entwicklungsschritte liegen. „Wir müssen hungrig bleiben, ich bin
überzeugt, dass wir unseren Weg weitergehen“, sagte Tuchel. Die
Tabellensituation in der Bundesliga spiele dabei keine Rolle.
Denn die Saison ist noch lang und die Meisterschaft zumindest in Guardiolas
Augen noch längst nicht entschieden. „Dieses Jahr müssen wir kämpfen gegen
einen großen, großen Gegner“, sagte er voller Anerkennung für einen BVB,
der mit großen Schritten näherkommt.
6 Mar 2016
## AUTOREN
Daniel Theweleit
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