# taz.de -- Aufschwung der Berliner Afd: „Die AfD punktet in vielen Milieus“ | |
> Die Partei kommt bei denen an, die klare Ressentiments gegen Ausländer | |
> haben, sagt Parteienforscher Carsten Koschmieder. | |
Bild: Berliner AfD-Landeschefin Beatrix von Storch auf Überzeugungstour in Neu… | |
taz: Herr Koschmieder, auch die Berliner AfD ist nun deutlich nach rechts | |
gerückt. Eine gute Idee in einer als liberal geltenden Stadt wie Berlin? | |
Carsten Koschmieder: Leider ja. Es stimmt zwar, dass viele Menschen in | |
Berlin eine eher liberale Einstellung haben, auch die | |
Ausländerfeindlichkeit ist hier geringer als beispielsweise in Sachsen – | |
einfach, weil die Leute in ihrem alltäglichen Leben mehr Kontakt mit | |
Migranten haben. Aber die AfD zielt ja nicht darauf ab, bei den Wahlen die | |
Mehrheit zu erringen. Sie will gar nicht diejenigen ansprechen, die in | |
Kreuzberg die Grünen wählen oder in Neukölln die SPD, sondern sie hat eine | |
klare Zielgruppe, der sie ein Angebot macht: den Berlinerinnen, die klare | |
Ressentiments gegen Ausländer haben. Das ist eine Minderheit, aber durchaus | |
eine im zweistelligen Prozentbereich. | |
Der bisherige Landesvorstand gehörte eher dem wirtschaftsliberalen | |
AfD-Flügel an – er hätte dem Erfolg der Partei in Berlin geschadet? | |
Zum einen verfangen wirtschaftsliberale Themen, also etwa Steuersenkungen | |
und Arbeitsmarktliberalisierung, generell auf Landesebene weniger. Zum | |
anderen war seit der Kursänderung der Bundespartei im Sommer klar, dass der | |
Landesverband da mitziehen muss. Sich mit einer Frauke Petry als | |
Parteichefin hier in Berlin hinzustellen und weiter darauf zu beharren, man | |
sei in erster Linie eine wirtschaftsliberale Partei – das hätte einfach | |
nicht funktioniert. | |
Momentan legt die AfD in Berlin zu, in der aktuellen Forsa-Umfrage liegt | |
sie bei 7 Prozent. Ist denn mit einem Ende dieses Aufwärtstrends zu | |
rechnen? | |
Dafür gibt es wenig Anzeichen. Der Erfolg der AfD hängt ganz entscheidend | |
von einem Faktor ab, nämlich davon, wie bestimmend das Thema Flüchtlinge | |
ist. So lange vor allem darüber geredet wird und so lange die AfD bei | |
diesem Thema Medienaufmerksamkeit bekommt, werden auch ihre Umfragewerte | |
weiter steigen. Natürlich nicht ins Unendliche, auch in Berlin hat ihr | |
Wählerpotenzial eine Grenze – nur kann gerade niemand genau sagen, wo das | |
liegt. Momentan gibt es auch in Berlin wenige Anzeichen dafür, dass | |
Flüchtlinge als bestimmendes Thema abgelöst werden, und damit ist auch | |
nicht abzusehen, dass sich der Aufwärtstrend der AfD so bald umkehrt. | |
Zu Berliner Themen hat sich die Partei bisher kaum geäußert. Erwarten ihre | |
WählerInnen das gar nicht? | |
Eher nicht. Die AfD wird in Berlin nicht gewählt werden, weil man ihr | |
besondere landespolitische Kompetenz zuschreibt. Wenn sie ihr Programm zu | |
konkret ausbuchstabiert, tut sie sich damit keinen Gefallen, weil man sie | |
dann darauf festnageln kann. Das gilt für alle Oppositionsparteien. Aber | |
für die AfD, von der ihre Wählerinnen sagen, dass sie sie nicht deswegen | |
wählen, weil sie Probleme löst, sondern weil sie Probleme benennt, gilt das | |
ganz besonders. | |
Ist abzusehen, welche Parteien besonders an die AfD verlieren werden? | |
Die bisherigen Umfragen legen nahe, dass besonders unzufriedene | |
Konservative, die bisher CDU gewählt haben, zur AfD wechseln. Aber die | |
ausländerfeindlichen Ansichten der AfD sind in allen Milieus und | |
Wählerschaften anschlussfähig, ausgenommen vielleicht die Grünen, deren | |
stark libertär eingestellte Wählerinnen mit der autoritären Haltung der AfD | |
wenig anfangen können. Besonders viel wird die AfD hingegen bei der | |
Wählerschaft der Piraten abgreifen können, weil dort viele Unzufriedene | |
sind, die nicht an eine der etablierten Parteien gebunden sind. | |
Dieses Interview ist Teil des aktuellen Themenschwerpunkts in der | |
taz.Berlin am Wochenende. Dort außerdem: Eine Analyse, wie die anderen | |
Parteien mit der AfD im Wahlkampf umgehen wollen. | |
20 Feb 2016 | |
## AUTOREN | |
Malene Gürgen | |
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