# taz.de -- Nachruf auf Maurice White: Groove und Liebe | |
> Maurice White, Mastermind der Chicagoer Band Earth, Wind & Fire, ist | |
> gestorben. Der Schlagzeuger brachte Funk mit Welthits in den Mainstream. | |
Bild: Voll kosmischer Achtsamkeit: Maurice White bei einem Auftritt in Berlin 1… | |
Maurice White marschiert durch den Wüstensand in Richtung der großen | |
Pyramiden von Gizeh. Ein Foto mit Symbolwert, gepostet von seinem Bruder | |
Verdine in der Nacht zum Donnerstag. Musik und Image des Schlagzeugers und | |
Bandleaders von Earth, Wind & Fire hatten stets Bezüge zum alten Ägypten. | |
Dies verband er mit der Gegenwart, dem Alltagsleben in den Projects | |
genannten Hochhaussiedlungen, in denen viele Schwarze in den 1960ern und | |
1970ern lebten. | |
The Pharaos hieß Maurice Whites erste Band, gegründet 1962 in Chicago von | |
ihm und anderen Studioassen, die für das berühmte Label Chess Records als | |
Backingband arbeiteten. Heute ist ihr Sound Blaupause für HipHop-Heads. | |
Damals war White, der wie so viele afroamerikanische Künstler aus Memphis | |
stammte, gerade 20 Jahre alt. | |
Im Süden machte er Erfahrungen im Gospelchor und der Marching Band, die er | |
dann in Chicago verfeinerte: White entwickelte sich zu einem äußerst | |
schnittigen Drummer, aber auch zu einem Virtuosen am Fingerklavier Kalimba. | |
Zu hören etwa auf dem viel gesampelten Song „Uhuru“, eingespielt 1967 mit | |
dem Jazzpianisten Ramsey Lewis, in dessen Trio Maurice White auch spielte. | |
White war einer der Exponenten des Chicago Soul der sechziger Jahre: Wo | |
Curtis Mayfield, der andere große Leader und Komponist, einen | |
elektrisierenden Gitarrensound als Signatur schuf, war Whites Markenzeichen | |
das schnörkellose Arrangement, ein beinharter Funk mit Bläserarrangements | |
und Einflüssen von Latin Jazz bis Pop. | |
Und dann war da noch „kosmische Achtsamkeit“, ein bewusstseinserweiternder | |
Wille zum Experiment, den Maurice White zusammen mit seinen Brüdern Verdine | |
und Fred und fünf weiteren Musikern ab 1969 in dem Ensemble Earth, Wind & | |
Fire schuf. Mit ihrer Black-is-beautiful-Ästhetik eroberte die Band in den | |
Siebzigern den Mainstream, Hits wie „September“ und „Shining Star“ sind | |
nach wie vor Allgemeingut. „Ich wollte nur, das unser Groove die | |
Botschaften von universeller Liebe und Harmonie transportiert, ohne den | |
faden esoterischen Beigeschmack“, sagte White bescheiden. | |
Heute kaum vorstellbar, aber Earth, Wind & Fire zelebrierten im | |
ausverkauften New Yorker Madison Square Garden vor mehr als 18.000 | |
Zuschauern fröhliche Kollektivimprovisation. „Unsere Musik“, konstatierte | |
Maurice White einmal, „hilft vielen Zuhörern beim Überleben, sie verkörpert | |
etwas Hoffnungsvolles“. Am Donnerstag ist Maurice White, der an Parkinson | |
litt, im Alter von 74 Jahren in Los Angeles gestorben. | |
5 Feb 2016 | |
## AUTOREN | |
Julian Weber | |
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