# taz.de -- Iranischer Präsident Ruhani: Konflikt mit Wächterrat | |
> Die Hardliner im mächtigen Wächterrat hatten Tausende Kandidaten für die | |
> Parlamentswahl abgelehnt. Präsident Ruhani will sie jetzt doch zulassen. | |
Bild: Der iranische Präsident hat seine eigenen Vorstellung von demokratischer… | |
Teheran ap | Der iranische Präsident Hassan Ruhani hat sich für freiere und | |
gerechtere Wahlen in seinem Land stark gemacht. Gemäßigte Gruppen und | |
Reformer sollten ebenfalls bei der Parlamentswahl am 26. Februar antreten | |
dürfen, sagte er am Donnerstag. „Das Parlament ist das Haus des Volks und | |
nicht einer bestimmten Fraktion.“ Der iranische Wächterrat hatte Tausende | |
gemäßigte Anwärter von der Wahl ausgeschlossen. | |
Ruhanis Rede, die das Staatsfernsehen übertrug, wurde denn auch als | |
direkter Angriff des moderaten Staatschefs auf den mächtigen Wächterrat | |
gewertet. Dieser hat als Kontrollgremium die Aufgabe, Regierungsbeschlüsse | |
und eben auch Wahlkandidaten daraufhin zu überprüfen, ob sie im Einklang | |
mit den Prinzipien der Verfassung der Islamischen Republik stehen. | |
Eine Wahl sei sinnlos, wenn es keine Wettbewerber gebe, sagte Ruhani. Die | |
Abstimmung sei die wichtigste Aufgabe für die nahe Zukunft des Irans und | |
deren Erfolg oder Misserfolg werde auch Zeugnis der Arbeit seiner Regierung | |
sein. | |
Wenn religiöse Minderheiten wie Juden, Christen und Zoroastrier – deren | |
Zahl zusammen unter 500.000 liege – gemeinsam vier Mitglieder im Parlament | |
hätten, sollten auch größere Gruppen repräsentiert sein, sagte Ruhani. „W… | |
ist mit einer Gruppe, die bis zu zehn Millionen Unterstützer hat?“, fragte | |
er – und spielte damit auf die geschätzte Zahl von Unterstützern von | |
gemäßigten und reformistischen Parteien an. „Wir hoffen, dass alle | |
Fraktionen in der Lage sein werden, ihre Vertreter ins Parlament zu | |
entsenden.“ | |
## Mangelnde Loyalität | |
Am Mittwoch hatten bereits gemäßigte Parteien selbst den Wächterrat | |
aufgerufen, die Disqualifikation ihrer Kandidaten zurückzunehmen. Von mehr | |
als 12.000, die sich aufstellen ließen, wurden von den Verfassungswächtern | |
nur rund 4700 gebilligt. Darunter sind zwar auch einige Hardliner und | |
Konservative, aber in erster Linie Reformer. | |
Viele von ihnen wurden deshalb von der Wahl ausgeschlossen, weil sie nach | |
Ansicht der Hardliner im Wächterrat dem iranischen Regierungssystem nicht | |
loyal genug gegenüberstehen. Diesem zufolge hat nicht der Präsident oder | |
das Parlament, sondern der Oberste Führer des Landes, Ajatollah Ali | |
Chamenei, in allen wichtigen Staatsangelegenheiten das letzte Wort. | |
Ruhani versprach, alle seine verfassungsmäßigen Rechte zu nutzen, um die | |
ausgeschlossenen Kandidaten wieder zuzulassen. Allerdings ist nicht klar, | |
welchen Einfluss er auf den Prozess nehmen kann. Er ordnete Vizepräsident | |
Ishagh Dschahangiri an, mit dem Wächterrat Konsultationen aufzunehmen. | |
Das Parlament in Teheran mit seinen 290 Sitzen wird bisher von | |
Konservativen dominiert. Nach dem Abschluss des Atomabkommens und der | |
Aufhebung der internationalen Sanktionen wurden dem Lager des Reformers | |
Ruhani aber gute Chancen auf einen Wahlerfolg eingeräumt. Westliche | |
Beobachter werteten den Ausschluss der Reformkandidaten deshalb als Versuch | |
der Hardliner, ihren Einfluss zu zementieren. | |
24 Jan 2016 | |
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