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# taz.de -- Kommentar Frauen an der Klagemauer: Ein Hauch von Feminismus
> Die liberal-jüdischen Feministinnen wollen mehr Gleichberechtigung. Aber
> nicht nur beim Beten an der Klagemauer.
Bild: Aktivistinnen der Gruppe „Women of the wall“ am Sonntag vor der Klage…
Die Entscheidung der Regierung, Männer und Frauen gemeinsam an Jerusalems
Klagemauer, der weltweit wichtigsten Stätte für die Juden, beten zu lassen,
ist ein kleiner Sieg nur für jene, die den Kampf vorantrieben. Die
liberal-jüdischen Feministinnen wollen mehr Gleichberechtigung, nicht nur
an der Klagemauer sondern in allen gesellschaftlichen Bereichen. Ein hoch
gestecktes Ziel, von dem sie weit entfernt sind. Denn die orthodoxen Frauen
müssen sich unverändert auf nur einem Viertel der für die orthodoxen Juden
vorgesehenen Fläche vor der alten Tempelruine drängeln.
Die Verheirateten unter den streng religiösen Frauen kommen zumeist mit
geschorenem Kopf, den sie unter Tüchern oder einer Perücke verstecken. Und
auf dem Heimweg bleiben sie in den Bussen, die in die Wohnviertel der
Charedim, der „Gottesfürchtigen“, fahren, auf die hinteren Bänke verbannt.
Sie wollen es nicht anders.
Die orthodoxen Frauen gehören selbst zu den schärfsten Kritikerinnen der
liberalen Feministinnen. Beschimpfungen und Schlimmeres müssen sich die
zumeist aus den USA eingewanderten Jüdinnen von ihren
Geschlechtsgenossinnen gefallen lassen, wenn sie mit einer Kippa
(Kopfbedeckung frommer Männer) bekleidet zum Gebet kommen oder gar eine
Thorarolle bei sich tragen. Die Kluft zwischen den Strömungen im Judentum
wird mit der jüngsten Regierungsentscheidung eher tiefer, als dass da etwas
zusammenwächst.
Das Reformjudentum ist die Antithese zur Orthodoxie, die am Alten festhält
und Veränderungen nur zulässt, wenn sie rückwärtsgewandt sind. Israels
orthodoxes Establishment muss den kleinen Sieg der liberalen Konkurrenz
nicht fürchten. Nur orthodoxe Rabbiner sind in Israel berechtigt,
Konvertierungen zu begleiten, Ehen zu schließen und Scheidungen abzusegnen.
Am Ende entscheidet die Mehrheit, und der Sektor der orthodoxen Juden
wächst schneller als jeder andere.
1 Feb 2016
## AUTOREN
Susanne Knaul
## TAGS
Jerusalem
Klagemauer
Israel
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Judentum
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