# taz.de -- Kommentar zur Kita-Prämie in Berlin: Es bleibt ein unguter Beigesc… | |
> Neukölln zahlt neuen ErzieherInnen ab April 1.000 Euro Prämie. Das ist | |
> eine symbolträchtige Aktion - die trotzdem nach hinten losgehen könnte. | |
Bild: Und wer passt auf, dass die Kinder auch ordentlich essen? | |
Wenn man das Gleiche zu oft wiederholt, stumpfen einem die Zuhörer oft | |
irgendwann ab. Jaja, sagt das zu oft ermahnte Kind, das doch bitte, bitte | |
sein Zimmer aufräumen möge, aber gelernt hat, Konsequenzen nicht befürchten | |
zu müssen. Jaja, ihr bekommt doch Geld für mehr Personal, da habt ihr, sagt | |
der Senat zu Kita-Betreibern und Stadträten, die trotzdem nicht aufhören | |
mögen, über die desolate Betreuungssituation in den Kitas zu quengeln. | |
Insofern hat der Neuköllner CDU-Jugendstadtrat Falko Liecke jetzt zumindest | |
mal nicht nur geredet, sondern dabei auch noch kräftig mit dem Fuß | |
aufgestampft. Die ersten 20 Fachkräfte, die bei den Kita-Eigenbetrieben | |
Südost anheuern, bekommen einen einmaligen Bonus von 1.000 Euro. So, das | |
hat gesessen. | |
Selbstverständlich lösen diese 20 Erzieherinnen – die ihren Vertrag auch | |
jederzeit wieder auflösen können, nachdem sie die Prämie kassiert haben –, | |
nicht das grundsätzliche Problem des Fachkräftemangels in den Kitas. Und | |
selbstverständlich weiß das auch Stadtrat Liecke. Die eigentliche Botschaft | |
hinter der Bonusaktion geht deshalb auch direkt an SPD-Fraktionschef Raed | |
Saleh: Der hatte durchgesetzt, dass der rot-schwarze Senat vor Weihnachten | |
die gebührenfreie Kita ab dem ersten Lebensjahr beschloss. Fehlgeleitete | |
Symbolpolitik, setzte es prompt Schelte von Opposition und Fachverbänden. | |
Seht her, sagt jetzt der Stadtrat, wo das Geld eigentlich fehlt. Er wolle | |
keine billigen Kitas in seinem Bezirk, sondern lieber funktionierende. | |
Dass der Neuköllner CDU-Mann den Finger so öffentlichkeitswirksam in die | |
Wunde legt, kann man verdienstvoll nennen. Zumindest hat da jetzt einer dem | |
SPD-Fraktionschef gezeigt, dass da noch jemand Symbolpolitik kann. Und doch | |
bleibt ein unguter Beigeschmack, weil Liecke sich der Klischees bedient, | |
die er eigentlich bekämpfen will: Neukölln, das Getto. Ob wohl wirklich | |
ErzieherInnen wegen der 1.000 Euro in Lieckes Bezirk anfangen? Und vor | |
allem: Wie viele bleiben jetzt genau deswegen weg? | |
2 Feb 2016 | |
## AUTOREN | |
Anna Klöpper | |
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