# taz.de -- Menschenrechtspreis von Amnesty: Anwalt der Diskriminierten | |
> Amnesty ehrt den indischen Anwalt Henri Tiphagne mit dem | |
> Menschenrechtspreis. Seit Jahren kämpft er gegen Folter und | |
> Diskriminierung. | |
Bild: Setzt sich für Minderheiten in Indien ein: der Anwalt Henri Tiphagne in … | |
Berlin taz | Der südindische Rechtsanwalt und Aktivist Henri Tiphagne | |
erhält den Menschenrechtspreis der deutschen Sektion von Amnesty | |
International (AI). Das gab die Organisation am Montag in Berlin bekannt. | |
Der alle zwei Jahre verliehene Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und soll | |
die Preisträger nicht nur finanziell, sondern auch politisch unterstützen. | |
Tiphagne kämpft seit vier Jahrzehnten gegen Folter und Diskriminierung und | |
setzt sich dabei insbesondere für Muslime, indigene Minderheiten und die | |
Dalits ein, wie die sogenannten Kastenlosen in Indien genannt werden. Sie | |
stehen auf der untersten Stufe der Kastenhierarchie. | |
„Während Henri Tiphagne und seine Organisation People’s Watch sich für die | |
Rechte anderer einsetzen, werden sie selbst von Behörden drangsaliert und | |
in ihrer Arbeit behindert“, erklärte Selmin Caliskan, Generalsekretärin der | |
deutschen AI-Sektion. People’s Watch recherchiert und dokumentiert seit | |
mehr als 20 Jahren Menschenrechtsverletzungen in Indien und vertritt die | |
davon Betroffenen vor Gericht. | |
Tiphagne gründete auch ein Institut, das in der Menschenrechtsbildung aktiv | |
ist. Es organisiert Fortbildungen für Lehrer und Programme in Schulen. | |
Bislang wurden laut AI so 500.000 Kinder in 18 indischen Bundesstaaten | |
erreicht. Der 60-jährige Tiphagne, der einen prägnanten Schnauzer trägt, | |
ist auch auf nationaler Ebene in Indien sowie in asiatischen | |
Menschenrechtsforen aktiv. | |
Weil bei seiner Geburt im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu seine Mutter | |
starb, wurde er von einer französischen Ärztin adoptiert, die dort gerade | |
Leprakranke behandelte. Er ist ihr zweites von sechs Adoptivkindern. Auch | |
Tiphagne wollte zunächst Arzt werden, doch er studierte dann Jura, um | |
Unterdrückten bei der Durchsetzung ihrer Rechte zu helfen. | |
Seine Organisation People’s Watch geriet wie viele andere in den letzten | |
Jahren unter Druck der Behörden. Konten wurden gesperrt, Tiphagne wurde wie | |
viele seiner Klienten verprügelt und musste selbst schon mehrfach ins | |
Gefängnis. „Der Spielraum für die Arbeit von Aktivisten wird derzeit | |
geringer“, sagte er der Deutschen Presseagentur. | |
Weil Tiphagne merkte, dass Menschenrechtsverletzungen ein strukturelles | |
Problem sind und es nicht reicht, Betroffenen zu helfen, gründete er | |
zusammen mit seiner Frau Cynthia die Organisation People’s Watch. Die | |
Organisation, die im südindischen Madurai sitzt und heute 60 Mitarbeiter | |
hat, fordert seitdem mit der Dokumentation von Fällen mutig den indischen | |
Staat heraus. | |
25 Jan 2016 | |
## AUTOREN | |
Sven Hansen | |
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