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# taz.de -- Drogeriegründer zieht erneut vor Gericht: dm greift nach Namen von…
> Jahrelang waren dm und Alnatura ein Dreamteam. Doch nun überzieht
> Drogeriegründer Götz Werner Biohändler Götz Rehn mit existenzbedrohenden
> Klagen.
Bild: Um diesen Namen geht es im Streit unter Schwägern
Berlin taz | Der Konzern, auf den sich alle einigen könnten – jahrelang war
dm so etwas für viele Deutsche. Mit seinem Gründer, dem Anthroposophen Götz
Werner, schien soziales Gewissen in die hart umkämpfte Drogeriebranche
einzuziehen: Werner zahlte gut, behandelte seine Mitarbeiter und Zulieferer
anständig – und propagierte auch noch das bedingungslose Grundeinkommen.
Doch dieses positive Image scheint dm gerade zu verspielen: Werner
überzieht seinen jahrezehntelang eng vertrauten Geschäftspartner, den
Alnatura-Gründer Götz Rehn, mit existenzbedrohenden Forderungen vor
Gericht. Die Klage wurde laut Landgericht Frankfurt in erster Instanz
abgewiesen. Werner hat aber bereits Berufung vor dem Oberlandesgericht
Frankfurt eingelegt.
Der dm-Gründer erhebt dabei Anspruch auf die Markenrechte von Alnatura.
Seine Argumentation: Nur durch dm sei das Unternehmen so groß geworden.
Alnatura lässt sich Werners Ansprüche nicht gefallen: „Die Klage ist
abwegig“, sagt eine Alnatura-Sprecherin zur taz. „Wir sehen das sehr
gelassen.“
Ein Verlust des Markennamens Alnatura dürfte das Biounternehmen mit dem
bundesweit größten Sortiment und insgesamt 2.530 Mitarbeitern schwer
treffen: Bei einer Forsa-Umfrage nach den Lieblingsmarken der Deutschen aus
dem Oktober 2014 war Alnatura sogar die beliebteste Lebensmittelmarke. Im
Geschäftsjahr 2014/15 hat das Unternehmen nach eigenen Angaben seinen
Umsatz um 10 Prozent auf 760 Millionen Euro gesteigert.
Eigentlich waren dm und Alnatura lange Jahre ein Dreamteam: Fast mit
Gründung seines Unternehmens im Jahr 1984 verkaufte Rehn seine
Ökolebensmittel bei dm, der Biohändler dürfte den Löwenanteil seines
Umsatzes in den Filialen der Karlsruher Drogeriekette gemacht haben. Rehn
und Werner eint nicht nur die anthroposophische Lebenseinstellung, der
Streit verheißt auch konfliktträchtige Familientreffen: Rehn ist Werners
Schwager. Doch die beiden Unternehmen liegen im Clinch, seit herauskam,
dass dm eine eigene Biolebensmittelmarke plante – und dafür nach und nach
Alnatura-Lebensmittel auslisten werde. Bis April soll es 70 Prozent weniger
Alnatura-Produkte bei dm geben.
## Rehn kündigte Kooperationsvertrag
Das ließ sich Rehn nicht gefallen: Er habe den Kooperationsvertrag mit dm
außerordentlich gekündigt, sagte der Alnatura-Chef dem hessischen Rundfunk
(HR). Um genau diesen Vertrag schwelt ein weiterer Gerichtsstreit mit dm:
In dem Prozess vor dem Landgericht Darmstadt geht es um eine Klausel, die
dm Mitbestimmung bei den Vertriebspartnern von Alnatura zugestehen könnte.
So soll der Drogist bei neuen Handelspartnern von Alnatura mitreden wollen.
Hinter diesem Gerichtsstreit stecke, dass Alnatura mit dem neuen
Kooperationspartner Edeka einen „sehr guten Schachzug“ gemacht habe, sagt
eine Branchenkennerin.
Edeka ist die Nummer 1 im deutschen Lebensmittelhandel. Alnatura-Waren
seien bisher in 3.000 Edeka-Läden gelistet, sagte Rehn jetzt dem HR.
Insgesamt gab es 2014 etwa 11.400 Edeka-Märkte – also deutlich mehr, als
der Drogeriemarkt dm mit seinen europaweit rund 3.200 Märkten aufweisen
kann, rund 1.700 davon in Deutschland. Rehn hat das eigene Geschäft 2015
zudem mit einem Onlineshop, neuen eigenen Supermarktfilialen und weiteren
Kooperationspartnern auf neue Füße stellen können.
Den Prozess um die Markenrechte wertet die Branchenkennerin als „sehr
dreiste Geschichte“. Ein weiterer Insider sagt, er glaube nicht an eine
Existenzgefährdung für Alnatura: Die Markenrechte gehörten juristisch
eindeutig Herrn Rehn. Auch sei es nicht ungewöhnlich, dass es nach der
Trennung zweier Geschäftspartner zum juristischen Zoff komme.
dm äußert sich nicht zu den laufenden Verfahren. Es ist nicht das erste Mal
in der jüngeren Vergangenheit, dass der Konzern mit einer fragwürdigen
Aktion Schlagzeilen macht: Kurz vor der Ankündigung der Bioeigenmarke wurde
2014 öffentlich, dass die Baumwoll-Tragetaschen von dm nicht mehr nur beim
in Deutschland produzierenden Unternehmen manomama der Social
Entrepreneurin Sina Trinkwalder in Augsburg gefertigt wurden – sondern auch
in Indien. Kunden kritisierten harsch, dass der Umstieg auf einen indischen
Produktionsort nicht offen kommuniziert worden sei. Spiegel Online
überschrieb damals sogar [1][eine Geschichte] mit „Produktion in Indien:
Die Taschenspieler-Tricks der Drogeriekette dm“.
27 Jan 2016
## LINKS
[1] http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/drogeriekette-dm-verlagert-vor…
## AUTOREN
Eva Oer
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