# taz.de -- Messerattacke auf Linke-Politiker: 17 Stiche gegen links | |
> In Wismar sollen Rechtsextreme auf einen jungen Politiker der Linkspartei | |
> losgegangen sein – und mehrfach zugestochen haben, sagt er. | |
Bild: Blutige Überreste nach einem Angriff rechter Täter auf ein Kulturzentru… | |
BERLIN taz | Sie beschimpften ihn als „schwule Kommunistensau“, dann | |
stachen sie mit dem Messer mehrfach auf ihn ein. So schildert Julian | |
Kinzel, junger Nachwuchspolitiker der Linkspartei, die Vorfälle vom Montag. | |
Demnach wurde er im mecklenburg-vorpommerschen Wismar von mutmaßlich | |
Rechtsextremen angegriffen und brutal attackiert. Kinzel ist Sprecher des | |
linken [1][Jugendgruppe Solid] in Schwerin. | |
Seinen Angaben zufolge sei er am Montag in einem Parkstück am Wismarer | |
Bahnhof spazieren gegangen, als er von drei Männern attackiert worden sei. | |
Einer soll ihm zuerst unvermittelt in den Magen geschlagen haben, ein | |
anderer dann mehrfach mit einem Messer auf ihn eingestochen haben. | |
Aufgrund der Beschimpfungen und des Kleidungsstils der Angreifer, die | |
szenetypische Thor Steinar-Klamotten getragenhaben sollen, gehe er von | |
rechtsextremen Tätern aus. Erst nach starker Gegenwehr und dem Erscheinen | |
von Passanten hätten sie von ihm abgelassen. So beschreibt Kinzel den | |
Tathergang auf seiner [2][Facebook-Seite], seitdem erreichen den | |
Nachwuchspolitiker bundesweit Solidaritätsnachrichten. | |
Eine zweite, unabhängige Bestätigung seiner Darstellung gibt es bislang | |
noch nicht. Die Polizei weist darauf hin, dass Kinzels Anzeige erst am | |
Dienstag über die Internetwache der Polizei erfolgt sei. Eine Sprecherin | |
der Polizei Rostock sagte der taz am Mittwochmorgen: „Eine derart späte | |
Meldung über das Internet bei einem solchen Vorfall ist zumindest | |
ungewöhnlich.“ Dadurch sei der Polizei wichtige Ermittlungszeit verloren | |
gegangen. | |
Derzeit versuchten die Beamten, mit Kinzel in Kontakt zu treten, sagte die | |
Sprecherin. Dann solle auch das Ausmaß der Attacke geklärt werden. Das | |
[3][Neue Deutschland] hatte am Mittwochmorgen bereits von einem | |
„Mordanschlag“ geschrieben. | |
## Angriffe auf Büros und Aktivisten | |
Kinzel selbst gab nach Darstellung der Linkspartei in Schwerin an, Ärzte | |
hätten an seinem Arm rund 17 Messerstiche oder Wunden gezählt, es sei aber | |
bei Fleischwunden und leichten Prellungen geblieben. Er konnte schnell | |
wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden. | |
Rechtsextreme Attacken auf Politiker und Büros der Linkspartei sind in | |
Ostdeutschland keine Seltenheit. Immer wieder war es in der Vergangenheit | |
zu Angriffen auf Büros und auch zu Übergriffen auf linke Aktivisten | |
gekommen. Ein gezielter Messerangriff auf einen Nachwuchspolitiker hätte | |
allerdings durchaus eine besondere Qualität. | |
Allerdings gab es in den letzten Monaten mehrere direkte Angriffe auf | |
Menschen durch Täter aus dem rechten Spektrum. Zuletzt hatte etwa ein | |
Unbekannter [4][im hessischen Dreieich] in der Nacht zu Montag mit einer | |
Schusswaffe auf das Fenster einer bewohnten Flüchtlingsunterkunft gezielt. | |
Ein Mann war dabei verletzt worden. | |
Im August hatten in Mecklenburg-Vorpommern mutmaßlich rechte Täter [5][die | |
Scheune eines Ehepaars in Brand gesteckt], das im von Neonazis dominierten | |
Örtchen Jamel bis zuletzt gegen Rechtsextremismus gekämpft hatte. | |
Einen [6][Schwerpunkt mit zahlreichen Hintergrundberichten zum rechten | |
Terror in Deutschland bietet die taz hier]. | |
6 Jan 2016 | |
## LINKS | |
[1] http://solid-schwerin.de/ | |
[2] http://www.facebook.com/people/Julian-Sterni/100006238268846 | |
[3] http://www.neues-deutschland.de/artikel/997032.mordanschlag-auf-linkenpolit… | |
[4] /!5264819/ | |
[5] /!5219778/ | |
[6] /!t5007732/ | |
## AUTOREN | |
Martin Kaul | |
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