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# taz.de -- ARD-Komödie „Konrad und Katharina“: Räuberpistole mit zwei Al…
> Konrad und Katharina werden zu Kindesentführern. Mit Einverständnis des
> kleinen Opfers. Eine etwas brave Komödie der „Stromberg“-MacherInnen.
Bild: Flucht aus dem Krankenhaus: Konrad Keller (Uwe Kockisch) und Katharina Ta…
Ende 2015, das deutsche Fernsehen: Altersarmut, Altersdemenz, Alte, die zum
Sterben in die Schweiz fahren wollen, nicht dass sie Opfer der
Betreuungskriminalität werden. Die Deutschen werden und sind immer älter,
die Fernsehzuschauer der Öffentlich-Rechtlichen noch viel mehr. Es sollte
also nicht wundern, dass sie die Alten als Thema umfassend für sich
entdeckt haben. „Altersglühen – Speed Dating für Senioren“ war das
Genre-Meisterstück. Wobei das Neue nicht die Alten als solche sind, deren
Vorkommen.
Lustige oder rüstige Alte à la Tana Schanzara oder Inge Meysel gab es schon
vor Jahrzehnten. Als „Jakob und Adele“ hatten sie vor dreißig Jahren auch
schon mal Hauptrollen. Neu ist die Zahl und neu ist die gewisse
Schonungslosigkeit gegenüber den pathologischen Aspekten des Altseins. Wenn
Til Schweiger Alzheimer für geeignet hält, einen seiner Bundesblockbuster
daraus zu stricken – dann sind die Alten zweifelsfrei in der Mitte des
deutschen Films angekommen.
Das ist der Hintergrund, vor dem „Konrad und Katharina“ irgendwie irgendwo
einzusortieren ist. Da will sich also einer, der sich für seine Frau, die
ein Pflegefall war, aufgeopfert hat bis zu ihrem Tod, mit Autoabgasen in
der Garage ersticken. Warum? Weil seine Krankenkasse die in anderen Ländern
zugelassene, sein Augenlicht rettende Operation nicht bezahlen will, weil
sie in Deutschland noch nicht zugelassen ist. Das klingt erst mal nicht so
harmlos wie es in dem Film aber aussieht. Zum Beispiel leistet der mit
seinem existentiellen Anliegen so schnöde abgebügelte Alte Widerstand,
indem er, vermeintlich bereits erblindet, beim Verlassen der
Beratungsstelle deren Mobiliar en passant zerlegt, in seiner
Ungeschicklichkeit. Der lustige Alte: Konrad.
Konrad und Katharina werden gespielt von Uwe Kockisch und Christine Schorn,
beide wurden 1944 geboren. Konrad und Katharina konnten früher nicht
zusammenkommen, weil: „Wissen Sie, warum ich damals Ihr Taxi nicht mehr
bestellt habe? Weil die zwei Fahrten pro Woche das Einzige waren, was mich
gefreut hat. Eine mehr und – ich hätte meine Frau verlassen müssen. Was
nicht ging.“ Jetzt ist Konrads Frau tot und Katharina fährt immer noch
Taxi. „Ich dachte, Sie und Ihr Mann wollten aufhören?“, fragt Konrad. „D…
hat aufgehört. Und mit was anderm angefangen. Mit was Brünettem. Anfang
40“, antwortet Katharina.
## Regisseurin und Autor von „Stromberg“
Konrad und Katharina könnten das schnelle Daten gleich überspringen und
zusammen glücklich sein – wäre da nicht das Problem mit seinen Augen. Zum
Glück chauffiert Katharina auch den kleinen Georg (Kieran West), dessen
Eltern (Melika Foroutan und Arnd Klawitter) viel Geld und wenig Zeit für
ihn haben. Naseweis, wie TV-Kinder sind, hat er eine Idee: „Wir könnten
doch so tun, also ob ich entführt worden bin und Lösegeld fordern. Dann
kann Konrad behandelt werden und mein Vater kommt zu Weihnachten nach
Hause!“ Anders als im wahren Leben werden solche infantilen Flausen im Film
immer gleich umgesetzt, mit vielen Komplikationen natürlich.
Und die Augenkrankheit entpuppt sich als bloßer Auslöser für eine turbulent
gemeinte Entführungs-Räuberpistole. Mehr „Jakob und Adele“ als
„Altersglühen“. Tut nicht weiter weh, ist aber ganz gut gemacht. Die
Dialoge passen und insbesondere Katharina hat sich der Autor Ralf Husmann
(mit Elke Rössler) schon schön schnoddrig ausgedacht. Aber halt: Der Ralf
Husmann? Der"Stromberg“-Schöpfer Husmann? Ja der. Und Regisseurin Franziska
Meletzky hat bei einigen „Stromberg“-Episoden die Regie besorgt.
Das ist dann allerdings eine Fallhöhe oder noch so ein Hintergrund – neben
dem der so schonungslosen neuen Alten-Filme –, vor dem „Konrad und
Katharina“ wie eine etwas brav geratene Fingerübung aussieht.
23 Dec 2015
## AUTOREN
Jens Müller
## TAGS
ARD
Fernsehfilm
Entführung
Senioren
Gruner + Jahr
DuMont
Polizeiruf 110
Medien
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