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# taz.de -- Islands Präsident will nicht mehr: Der einst extrem Linke
> Ólafur Ragnar Grímsson ist eine schillernde Figur isländischer Politik.
> Umstritten war er in seinen 20 Jahren als Präsident fast immer.
Bild: Noch-Präsident Ólafur Ragnar Grímsson beim Klimagipfel in Paris.
Es sei Zeit, die Verantwortung in andere Hände zu legen, verkündete Islands
Staatspräsident Ólafur Ragnar Grímsson in seiner traditionellen
Neujahrsansprache: Er werde nicht erneut für dieses Amt kandidieren.
Diesmal scheint es dem 72-jährigen damit ernst zu sein.
Vor vier Jahren hatte er zu gleicher Gelegenheit schon mal eine ähnliche
Ankündigung gemacht, sich dann aber überreden lassen, doch noch für eine
fünfte Amtsperiode anzutreten. Mit 20 Jahren ist er nun länger im Amt als
seine vier VorgängerInnen, die es höchstens auf 16 Jahre gebracht hatten.
Der Inhaber des ersten isländischen Lehrstuhls für Politologie, Freund
klarer Worte und gefürchtet langer Reden, war von 1987 bis 1995
Vorsitzender der sozialistischen „Volksallianz“, für die er erstmals 1978
ins Parlament gewählt wurde. Ende der achtziger Jahre war er
Finanzminister.
Für seine Bemühungen um eine Entspannung zwischen den Supermächten im
Kalten Krieg erhielt er 1986 den Indira-Gandhi-Friedenspreis. 1996, bei
seiner ersten Kandidatur für das Staatspräsidentenamt, galt er für
isländische Verhältnisse als so linksextrem, dass weite Wirtschaftskreise
mit einer beispiellosen Hetzkampagne seine Wahl zu verhindern suchten
## Veto gegen Überschuldung
Das ist Vergangenheit. Mittlerweile sehen vor allem die WählerInnen rechter
Parteien den in zweiter Ehe mit der israelischen Designerin Dorrit
Moussaieff verheirateten Grímsson als „ihren“ Präsidenten an. Links ist
seine Zustimmungsrate stetig gesunken. Spätestens seit er wiederholt
islamophoben Unsinn verbreitete. Etwa dass eine in Reykjavík geplante
Moschee Brutstätte islamistischer Terroristen zu werden drohe.
In die Geschichte wird er wohl als Präsident eingehen, der mit seinem Veto
gegen zwei vom Parlament verabschiedete „Icesave“-Gesetze verhinderte, dass
den IsländerInnen die Schulden privater Banken aufgehalst wurden, die das
Land auf Generationen hoch verschuldet hätten. In seiner letzten
Neujahrsrede vergaß er nicht, daran zu erinnern. Wohl aber, dass er die für
diese Schulden verantwortlichen Finanzjongleure vor dem Crash als
„Verwalter des Wikingererbes“ und „Ausdruck isländischen
Unternehmergeistes“ gefeiert hatte.
4 Jan 2016
## AUTOREN
Reinhard Wolff
## TAGS
Island
Bankenkrise
Islamophobie
USA
Immobilien
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