# taz.de -- Porträt Stadträtin Mireille Ntwa Ngosso: Mit Sissi-Filmen soziali… | |
> Die SPÖ-Politikerin ist die erste schwarze Bezirksrätin der | |
> österreichischen Hauptstadt. Ihre Eltern stammen aus Kongo, sie selbst | |
> sieht sich als Wienerin. | |
Bild: Hier wird Mireille Ntwa Ngosso zukünftig die Politik mitbestimmen. | |
Wenn man als einzige Schwarze in der Klasse sitzt und mit Sissi-Filmen | |
sozialisiert wird, kann die Identität ins Schleudern kommen. Mireille Ntwa | |
Ngosso hat lange gebraucht, bis sie für sich entschied: „Ich bin Wienerin, | |
aber ich kenne meine kongolesischen Wurzeln und bin stolz darauf.“ | |
Am 22. Dezember wird die Sozialdemokratin, die seit 2010 Mitglied der SPÖ | |
ist, als erste schwarze Bezirksrätin der österreichischen Hauptstadt | |
vereidigt. Die vergangenen Monate waren hektisch. Mitten im Wahlkampf | |
engagierte sie sich am Hauptbahnhof und an der Uni für Flüchtlinge. | |
Sie weiß, was es heißt, auf der Flucht zu sein: Ihre Eltern, beide | |
politische Aktivisten, flohen aus dem damaligen Zaire vor der Verfolgung | |
durch die Despotie des Mobuto Sese Seko – zunächst ins benachbarte Angola | |
und dann, als sie genug Geld für die Tickets beisammen hatte, nach Europa. | |
Nach Versuchen eines Neuanfangs in Italien und der Schweiz gewährte ihnen | |
schließlich Österreich 1984 Asyl. | |
Damals war Mireille vier Jahre alt. „Meine Eltern haben auf eine | |
übertriebene Art versucht, mich österreichisch zu erziehen“, erinnert sie | |
sich in einem Interview. Neben den kitschigen Heimatfilmen standen Fahrten | |
quer durch das Land auf dem Programm: „Von Bregenz bis Eisenstadt“. | |
Gesprochen wurde zu Hause nur Deutsch und Französisch. | |
Im proletarischen 12. Bezirk musste sie sich durch die Schule | |
„durchbeißen“. Noch immer beobachtet Mireille Ntwa, dass viele Menschen | |
Berührungsängste zeigen. „Erst wenn sie merken, dass ich Deutsch spreche, | |
dann geht‘s.“Dass sie nicht in Wien geboren wurde, hört man ihr nicht an. | |
Die neue Bezirksrätin studiert im letzten Jahr Medizin. Die Promotion ist | |
für kommenden Juli angepeilt. Das werde sich trotz Politik ausgehen, gibt | |
sie sich zuversichtlich. Ob sie eine Karriere in der Politik oder in der | |
Medizin anstrebt, lässt sie erst mal offen. Vorerst will sie versuchen, | |
zwischen den Interessen der 50.000 Touristen, die täglich durch die Innere | |
Stadt strömen, und den Bewohnern einen Ausgleich zu schaffen. Auch mehr | |
Freiräume für Kinder sind ihr wichtig. | |
22 Dec 2015 | |
## AUTOREN | |
Ralf Leonhard | |
## TAGS | |
Wien | |
Österreich | |
Kongo | |
Österreich | |
Burgtheater Wien | |
Schwerpunkt Syrien | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Terrorangst in Österreich: Salafist im Kindergarten | |
Unterwandern radikale Islamisten die muslimischen Kindergärten in Wien? | |
Eine Studie soll das herausfinden – und befragt ganze fünf Einrichtungen. | |
„Hotel Europa“ in Wien: Ein Palast und ein Gefängnis | |
Das alte Europa als Blaupause: Antú Romero Nunes inszeniert am Wiener | |
Akademietheater „Hotel Europa oder Der Antichrist“. | |
Syrien-Konferenz in Wien: Ein Fahrplan für die Zukunft | |
Die Dringlichkeit für die Suche nach einer politischen Lösung in Syrien | |
nimmt zu. Viele Punkte bleiben offen, darunter auch die Zukunft von Assad. |