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# taz.de -- Adidas-Chef kritisiert Fifa: Hainer mit dem Schlachtermesser
> Mit wohlfeiler Kritik am Fußballweltverband Fifa versucht sich
> Adidas-Chef Herbert Hainer zu profilieren. Der DFB wird mit Nachsicht
> behandelt.
Bild: „Wir sind sauber“, sagt Adidas-Chef Herbert Hainer
Berlin taz | Wenn das Schwein am fettesten ist, so hat es den Metzger am
meisten zu fürchten, sagt der Volksmund. Herbert Hainer, der Metzgerssohn,
kennt diesen Spruch, und doch lässt er sich nicht so recht auf die
Beziehung des Sportartikelkonzerns Adidas zum Fußballweltverband anwenden,
also auf die Fifa, die Hainer nun als Konzernchef von Adidas attackiert
hat.
Als die Fifa fett und rund war und gut im Saft stand, da monierte Hainer
nichts, jetzt aber, da die Fußballverwaltung in Zürich in arger Bedrängnis
ist und hohe Funktionäre gleich reihenweise verhaftet werden wegen des
Verdachts der Korruption, jetzt, da die fetten Jahre wohl vorbei sind,
setzt Hainer das Schlachtermesser an den kranken Korpus der Fifa. Zumindest
erweckt er den Anschein.
Er sagt in einem Interview mit dem Handelsblatt: „Wenn die Fifa es schafft,
sich zu reformieren, und da sind sie meines Erachtens auf einem guten Weg,
werden wir (als Sponsor) weitermachen“, andernfalls „werden wir darüber
nachdenken, was die Alternativen sind“. Der Vertrag zwischen dem Konzern
aus Herzogenaurach und der Fifa läuft bis 2030.
Adidas zählt zu den wichtigsten Geldgebern der Fifa. Das Unternehmen hatte
kurz vor der letzten Sitzung des Fifa-Exekutivkomitees in Zürich Anfang
Dezember gemeinsam mit McDonald’s, Coca-Cola, Visa und Anheuser-Busch einen
„Kulturwandel“ gefordert und eine „unabhängige Aufsicht“ der
Reformbemühungen in der Fifa verlangt.
## Die klare Strategie von Adidas
Bereits Anfang Oktober hatten mehrere Topsponsoren den sofortigen Rücktritt
von Joseph S. Blatter verlangt. Adidas hatte sich dieser Allianz damals
nicht angeschlossen und war dafür kritisiert worden. Hainer rechnet nicht
damit, dass sein Unternehmen im Zuge der Korruptionsvorwürfe gegen
zahlreiche einstige und aktuelle Spitzenfunktionäre ins Visier der
Ermittler geraten könnte. „Man kann uns nicht für die verbrecherischen
Machenschaften der Fifa-Funktionäre verantwortlich machen“, sagt Hainer.
„Wir haben alle Verträge durchforstet, und ich kann guten Gewissens sagen,
dass wir sauber sind.“
Diese Aussage lässt darauf schließen, dass Hainer es zumindest für möglich
hielt, unsaubere Kontrakte vorzufinden. Unwahrscheinlich war das nicht,
denn Adidas ist verwickelt in die aktuelle WM-Affäre. Im Zentrum steht eine
Zahlung des ehemaligen Adidas-Chefs Robert Louis-Dreyfus in der Höhe von
6,7 Millionen Euro, an, ja, an wen eigentlich? An den DFB, die Fifa, an
Blatter direkt oder nur ans Finanzkomitee? Die Lage ist verworren, umso
klarer ist die Strategie von Adidas.
Für den Konzern steht fest, das Dreyfus in dieser Sache nur als Privatmann
agierte und nicht als Konzernchef von Adidas. Recht praktisch ist auch,
dass Dreyfus nicht mehr aussagen kann, denn er ist 2009 in Zürich
gestorben. „Wir haben uns nichts vorzuwerfen, wir haben auch alle Verträge
mit dem DFB geprüft und prüfen lassen“, verkündet Hainer, der wie kein
Zweiter in Deutschland für die Verquickung des großen Fußballgeschäfts mit
dem globalen Business eines DAX-Großunternehmens steht.
Hainer ist stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der FC Bayern
München AG; Adidas hält 8,33 Prozent der Anteile am FC Bayern München e. V.
Der ehemalige Kicker des FC Ottering ist seit den 80er Jahren bei Adidas.
Er kennt alle Kniffe und Tricks des Geschäfts. Bisher hat sein Konzern
stets gut gelebt in der symbiotischen Beziehung von Verein/Verband und
Konzern. Die Adidas-Aktie notiert aktuell wieder auf einem Hoch. Die
Umsätze im Jahr 2016 sollen deutlich steigen – von gut 14 Milliarden Euro
auf über 16 Milliarden.
## Die Fußballfamilie hält zusammen
Die Fußball-EM, an der im Sommer zehn Adidas-Teams teilnehmen, will Hainer
zu einem Gewinnsprung in der Konzernbilanz nutzen. Außerdem soll die
Verbindung zum DFB weiter gefestigt werden. Der aktuelle Vertrag läuft bis
2018, bis dahin gibt es einen Bieterwettstreit vor allem mit Nike. Um die
US-Konkurrenz wieder einmal auszustechen, geht Hainer dem angeschlagenen
DFB schon mal um den Bart. Der Fußball-Bund sei weiterhin eine „Institution
der Bundesrepublik“, der DFB „sicherlich auch nach der Affäre ein
unheimlich reizvolles Symbol“, sagte der 61-Jährige bei einer Presserunde
am Firmenstandort des Sportartikelherstellers in Herzogenaurach.
„Ich kann mir nicht vorstellen, warum wir nicht mit dem DFB weitermachen
sollten“, sagte Hainer. „Das ist eine unheimlich erfolgreiche
Partnerschaft: Wir kennen uns gut, wir verstehen uns gut, wir haben uns
gegenseitig geholfen in guten wie in schlechten Zeiten“, betonte er. Die
Fußballfamilie, sie hält zusammen. (Mit dpa)
16 Dec 2015
## AUTOREN
Markus Völker
## TAGS
Adidas
Fifa
Schwerpunkt Korruption
Fußball-WM 2006
Fußball
Wolfgang Niersbach
Schwerpunkt Rassismus
Schweiß
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