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# taz.de -- Spoiler für den neuen Star-Wars-Film: Der potenzielle Verrat
> Die Industrie befeuert die Spekulationen kräftig: Wenn „Star Wars“ in den
> Kinos anläuft, wissen viele Fans ziemlich genau, was sie erwartet.
Bild: Erster Auftritt 1983: „Jabba the Hutt“ – diesmal leider nicht am St…
Am Donnerstag wird sich zeigen, ob sie recht haben; die „Star Wars“-Fans,
die seit einem Jahr Informationen über den neuen Film sammeln und
versuchen, den Plot zu rekonstruieren. Ihre Hauptquelle sind die
offiziellen Teaser und Trailer, die von Disney veröffentlicht wurden. Aber
auch heimlich aufgenommene Fotos vom Set, die Twitter-Accounts der
Schauspieler, der Soundtrack und vorab veröffentlichte Fanartikel helfen
bei der Spurensuche.
Es geht also um Spoiler, aber keine Sorge, in diesem Text werden keine
stehen. Zwar bereitet manchen die detektivische Jagd nach den vorab
veröffentlichten Hinweisen das größte Vergnügen. Andere aber versuchen,
alles auszublenden und unvoreingenommen ins Kino zu gehen. Das allerdings
wird immer schwieriger. Wer wirklich nichts über den neuen „Star Wars: Das
Erwachen der Macht“ erfahren wollte, der durfte im letzten Jahr weder auf
Facebook noch ins Kino gehen, überall lauerte der potenzielle Verrat.
Die Studios spielen mit, um die Stimmung anzuheizen und die Spannung zu
halten, inzwischen bei jeder großen Hollywood-Produktion; bei „Die Tribute
von Panem“, „James Bond 007 – Spectre“ oder „Der Hobbit“. Es ist ein
durchkalkuliertes Spiel zwischen Geheimniskrämerei und Informationsfluss:
Filmsets werden abgeriegelt und bewacht, Schauspieler und Crew müssen
Verschwiegenheitserklärungen unterschreiben. Und dann wird Stück für Stück
Material veröffentlicht. Bei Großproduktionen sind inzwischen 15 bis 20
offizielle Clips, Teaser und Trailer üblich. Um Filmtrailer hat sich längst
eine eigene Branche gebildet mit spezialisierten Produktionsfirmen wie
mOcean, The Dream Factory oder Trailer Park. Deren Arbeit begleitet das
gesamte Filmprojekt.
„Manchmal werden wir schon in dem Moment beauftragt, in dem der Film
bewilligt wird“, erzählt Matt Brubaker, Präsident der Kino-Abteilung bei
Trailer Park. Immer häufiger wird Material speziell für die Trailer
gefilmt. „Für ‚Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 2“,haben wir ei…
Extraclip mit Rebellen und Katnis Everdeen produziert“, sagt Brubaker. Die
besten Trailer werden, ähnlich den Oscars, jedes Jahr bei einer großen
Zeremonie in Los Angeles mit den „Golden Trailer Awards“ ausgezeichnet.
Die Studios wissen genau, was sie tun, wenn sie wichtige Szenen in den
Trailer packen: Umfragen haben ergeben, dass das Zuschauerinteresse steigt,
je mehr vorab über einen Film bekannt wird.Bei „Star Wars“ bekommt der
Hype, der im Vorfeld veranstaltet wird, eine völlig neue Dimension. Keine
andere Filmreihe ist emotional so aufgeladen, hat so ergebene – man könnte
auch sagen: besessene – Fans. Und kein anderes Film-Franchise hat je so
viel Geld eingespielt – allein mit der Lizenz für Fanartikel werden jedes
Jahr 2 bis drei Milliarden US-Dollar umgesetzt, berichtet das
US-Wirtschaftsmagazin Forbes. Und das, obwohl die zwischen 1999 und 2005
angelaufenen Episoden I bis III viele enttäuscht haben – zu glatt, zu
hölzern, zu kindisch.
## Die Fans flippten komplett aus
Unerreicht bleiben der Charme und die epische Tiefe der drei
Ursprungsfilme, die zwischen 1977 und 1983 ins Kino kamen, die zeitlich
aber nach den später veröffentlichten Filmen spielen. Umso größer ist jetzt
die Erwartung an „Star Wars: Das Erwachen der Macht“, der wiederum an die
älteren Filme anknüpft und die Saga fortführt. Als 2012 die Fortsetzung der
Reihe bekannt gegeben wurde, flippten die Fans komplett aus und haben sich
bis heute nicht mehr beruhigt. Damals verkaufte Erfinder George Lucas
seinen Medienkonzern Lucasfilm und die Rechte an „Star Wars“ für rund 4,2
Milliarden US-Dollar an Disney. Die kündigten die neue Trilogie – Episode
VII bis IX – an und beauftragten Regisseur J. J. Abrams mit dem ersten
Teil.
Abrams hatte schon „Star Trek“ (das ist das andere große
Science-Fiction-Franchise, bloß nicht verwechseln!) erfolgreich im Kino
wiederbelebt. Er kündigte an, sich an den alten „Star Wars“-Teilen zu
orientieren. „Ich möchte den Film primitiver, aggressiver und rauer
machen“, sagte er kürzlich dem Filmmagazin Empire, „eine Rückkehr zu den
Lichtschwerterkämpfen, die mich als Kind so gefesselt haben.“
Über das Problem der Spoiler sagte er gegenüber Wired: „Es ist ein
Drahtseilakt. Wenn wir zur einen Seite neigen, ist es schlecht, weil wir zu
viel zeigen. Wenn wir zur anderen Seite neigen, ist es schlecht, weil wir
nichts rausrücken und wie arrogante Arschlöcher wirken.“ Auch Fans stecken
in diesem Dilemma. Einerseits gieren sie nach jedem Krümel aus der „Star
Wars“-Welt – andererseits wünschen sie sich nichts sehnlicher als ein
unvoreingenommenes Kinoerlebnis, so wie sie es als Kinder mit Episode IV
bis VI erlebt haben.
## Weit mehr als zehn offizielle Clips
Den ersten größeren Krümel gab es am 28. November 2014 in Form eines
eineinhalbminütigen Teasers. Allein auf dem [1][offiziellen
„Wars“-YouTube-Kanal] wurde er inzwischen fast 22 Millionen Mal angesehen.
Er verriet schon einiges über den Look des Films und führte Figuren ein,
deren genaue Rollen aber noch ungeklärt blieben.
Inzwischen gibt es weit mehr als zehn offizielle Clips und noch viel mehr
Analysen im Netz, die jede einzelne Einstellung auseinandernehmen: Welche
Schauplätze tauchen auf? Was weiß man über die Figuren? Wen meint Luke
Skywalker, wenn er im zweiten Trailer sagt: „Die Macht ist stark in meiner
Familie ... Auch du besitzt diese Macht“? Und was passiert überhaupt mit
Luke Skywalker?
Für Aufregung sorgte auch die Veröffentlichung der Soundtrack-Playlist: Die
deskriptiven Songtitel und ihre Reihenfolge verraten einiges. (Wir sagen
nichts.) Dass auch Fanartikel Spoiler enthalten können zeigte ein „Star
Wars“-Puzzle, dessen Produktbezeichnung auf Amazon das bis dahin ungeklärte
Verhältnis zweier Figuren zueinander verriet. Im November wurden außerdem
einige Bilder aus einem Kinderbuch öffentlich, das die Geschichte von „Das
Erwachen der Macht“ nacherzählt und am 18. Dezember erscheinen soll. Auf
Bitten von Disney wurden die Bilder wieder entfernt.
## Detaillierte Beschreibungen
Zum offiziellen Material kommen die inoffiziellen Leaks: ein Video vom
Filmset in England, aufgenommen mit einer Drohne, die über das abgeriegelte
Areal flog. Heimlich aufgenommene Fotos vom Set in Abu Dhabi. Besonders
hervorgetan hat sich die Website makingstarwars.net, die sich auf einen
„Freund“ bezieht, der bei den Dreharbeiten dabei gewesen sein will.
Im Februar wurde hier ausführlich das Schicksal einer der Hauptfiguren
erörtert, im Juli veröffentlichte der Chefredakteur der Seite eine extrem
detaillierte Beschreibung der letzten Filmszene, zusammengetragen aus den
bis dahin bekannten Informationen. Immerhin setzten makingstarwars.net und
andere Seiten, die über Spoiler berichten – darunter auch Spiegel Online
und der Guardian –, eine Spoiler-Warnung an den Anfang ihrer Texte.
Regisseur Abrams und die Schauspieler geben sich entspannt und spielen –
zumindest ein bisschen – mit. Als im Frühsommer 2014 erste Fotos des
„Millennium Falken“ (ein Raumschiff) durchgestochen wurden, veröffentlichte
Abrams das Foto einer handschriftlichen Notiz auf Twitter, in der er darum
bat, keine Gerüchte über den „Millennium Falken“ zu verbreiten. Der Gag:
Der Notizzettel lag auf einem Hologramm-Schachbrett, wie es an Bord des
„Millennium Falken“ zu finden ist. Mark Hamill machte auf Twitter
Anspielungen über seinen Bart, die zu Spekulationen in der Fangemeinde
führten. Anfang Dezember beantwortete Harrison Ford auf Twitter die Frage
eines Fans nach seiner Lieblingsactionszene – und verriet dadurch ein neues
Plotdetail.
Wer es also bis heute geschafft hat, keine Spoiler zu lesen, dem ist „Star
Wars“ entweder völlig egal (danke, dass Sie trotzdem bis hierhin gelesen
haben), oder er/sie ist ein extrem disziplinierter Fan. In dem Fall
empfiehlt es sich, so schnell wie möglich ins Kino zu gehen. Denn ist der
Film erst einmal veröffentlicht, gibt es kein Halten mehr.
16 Dec 2015
## LINKS
[1] https://www.youtube.com/user/starwars
## AUTOREN
Lisa Goldmann
## TAGS
Star Wars
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