| # taz.de -- Kommentar Israelische Siedlerprodukte: Trinkt mehr Golan-Wein! | |
| > Das Antisemitismus-Argument zieht nicht. Zu kritisieren gibt es an der | |
| > EU-Richtlinie zu Produkten aus von Israel besetzten Gebieten trotzdem | |
| > einiges. | |
| Bild: Israel, Frieden und ein Wein aus dem Golan – geht das zusammen? Ja, sic… | |
| Der Aufschrei rechter Politiker aus Israel, die sich mit den [1][neuen | |
| EU-Richtlinien] an die Zeit erinnert fühlen, in der „Kauft nicht bei Juden“ | |
| zum Alltag gehörte, kommt nicht überraschend. | |
| Tatsächlich geht es bei der Kennzeichnung der Herkunft von israelischen | |
| Produkten aus den besetzten Gebieten um mehr als um eine Formalie. In einem | |
| politischen Akt ruft die EU dazu auf: Kauft nicht bei Siedlern. Die | |
| Differenzierung zwischen „made in Israel“ und „made in settlements“ hat | |
| aber mit Antisemitismus nichts zu tun. | |
| Es geht nicht um die Juden, sondern um die Siedler, die kollektive | |
| Kaufverweigerung zum Umdenken bewegen soll, weil sie dem Frieden ein | |
| Hindernis sind. | |
| Schon eher zieht das Argument der Unverhältnismäßigkeit. In 48 Ländern, so | |
| berichtet Amnesty International, sitzen Menschen aus politischen Gründen im | |
| Gefängnis. Dutzende Todesurteile in SaudiArabien, Massenverhaftungen von | |
| Schwulen in Ägypten, Folter in Guantanamo – all das geht boykottfrei durch. | |
| Doch sobald die Sprache auf Israel kommt, setzt die Welt härtere Maßstäbe | |
| an. Selten aber sind die Bedingungen für einen fairen Boykott so günstig. | |
| Hier ist es einmal nicht die arme Bevölkerung, die den Kopf hinhalten muss | |
| für eine Politik, die sie selbst gar nicht mitträgt. Nicht Israel | |
| schlechthin wird abgestraft, sondern nur die Siedlungspolitik. | |
| Nicht umsonst jubeln Israels Friedensbewegungen, die schon so lange darauf | |
| warten, dass der Westen endlich etwas unternimmt, um ihr Land vor der | |
| Katastrophe zu bewahren. | |
| ## Golan zu Syrien | |
| Die EU-Richtlinien differenzieren, das ist gut, aber sie tun es zu wenig. | |
| Siedler ist nicht gleich Siedler. Dass ausgerechnet die Firma Sodastream, | |
| die 500 Palästinenser unter fairen Arbeitsverträgen beschäftigte, eine der | |
| ersten ist, die ihre Produktionsstätten wegen internationaler Boykotte | |
| schließen musste, ist absurd. Das Unternehmen war in einer Siedlung | |
| ansässig, die bei jeder denkbaren Teilung in zwei Staaten israelisch | |
| bleiben würde. | |
| Und völlig ignorant wäre es, Produkte vom Golan zu boykottieren. Kein | |
| Mensch würde in diesen Tagen die von Israel annektierte Region an Syrien | |
| zurückgeben wollen. Den Freunden eines edlen Tropfens sei deshalb eine | |
| gründliche Prüfung der Etikette empfohlen. Kauft nicht bei Siedlern, ok. | |
| Aber trinkt mehr Golan-Wein! | |
| 12 Nov 2015 | |
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| [1] /Beschluss-der-EU-Kommission/!5250869 | |
| ## AUTOREN | |
| Susanne Knaul | |
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