# taz.de -- Grüne und Islam-Verbände: Keine Rede mehr von Gleichstellung | |
> Cem Özdemir und Volker Beck richten ihr Verhältnis zu den Moscheevereinen | |
> neu aus. Von einem Sinneswandel mögen sie aber nicht reden. | |
Bild: Islamverbände in den HInterhof verbannen, oder nicht? Darüber streiten … | |
Berlin taz | Prominente Grüne gehen auf Distanz zu den Islam-Verbänden. In | |
einem gemeinsamen Papier erteilen Parteichef Cem Özdemir und Volker Beck | |
deren Wunsch nach Anerkennung als Religionsgemeinschaften eine klare | |
Absage. „Zum jetzigen Zeitpunkt“ sei eine solche Gleichstellung „weder | |
religions- noch integrationspolitisch wünschenswert“, schreiben sie. | |
Die Islam-Verbände seien „bislang in ihrer Zusammensetzung national, | |
politisch oder sprachlich, nicht aber bekenntnisförmig geprägt“, begründen | |
sie ihre Haltung. | |
Das allerdings ließe sich auch über die Alevitische Gemeinde in Deutschland | |
sagen, die beide als positives Beispiel hervorheben. Und auch die vertritt | |
nicht alle Aleviten in Deutschland, wie es die Autoren von den | |
sunnitisch-muslimischen Verbänden verlangen. | |
Auch von einer „staatlichen Geburtshilfe“ in Sachen Gleichstellung, wie | |
Volker Beck das früher nannte, ist in dem Papier keine Rede. Stattdessen | |
heißt es, es stehe den islamischen Verbänden „jederzeit frei, gerichtlich | |
ihre Eigenschaft als Religionsgemeinschaft feststellen zu lassen. Mit | |
anderen Worten: Sie können klagen. | |
Das Grundgesetz verlangt, dass auch für Muslime die kollektive | |
Religionsfreiheit gilt. Davon hängt etwa ab, wer muslimische Seelsorge in | |
Krankenhäusern, bei der Bundeswehr oder in Gefängnissen leistet. Kritiker | |
wollen aber nicht, dass die eher konservativen Verbände den muslimischen | |
Religionsunterricht an den Schulen und die theologische Lehre an den Unis | |
dominieren. | |
Von einem Sinneswandel mag Volker Beck nicht reden. Andere, wie der | |
Humanistische Pressedienst, sehen dagegen eine „Neuorientierung grüner | |
Islampolitik“. In der Partei selbst sind die Meinungen gespalten. Der | |
bundesweite „Arbeitskreis Säkulare Grüne“ begrüßte das Papier. | |
Der „Arbeitskreis Grüne MuslimInnen“ in Nordrhein-Westfalen dagegen | |
vertritt eine dezidiert „andere Auffassung“, wie es in einer Erklärung | |
heißt. Über 80 Prozent der Moscheegemeinden seien in einem der großen | |
Verbände vertreten, dieser Tatsache müsse man Rechnung tragen. Eine | |
Religionsgemeinschaft müsse die Bedürfnisse ihrer Mitglieder versorgen. | |
Auch die grüne Bundestagsabgeordnete Ekin Deligöz sieht den Vorstoß ihrer | |
Parteifreunde kritisch. „Ich bin zwar gegenüber den islamischen Verbänden | |
sehr kritisch eingestellt“, sagte sie der taz. „Aber wir brauchen sie mehr | |
denn je. Darum sollten wir sie nicht in den Hinterhof verbannen.“ | |
23 Nov 2015 | |
## AUTOREN | |
Daniel Bax | |
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