# taz.de -- G20-Treffen in Antalya: Heiße statt sauberer Luft | |
> Die G20 reden wieder einmal darüber, Subventionen für Fossile zu | |
> streichen, fördern sie aber viermal so stark wie grüne Energie. | |
Bild: Auch im Kohlekraftwerk Mehrum, das hier vor sich hinraucht, wird fossile … | |
BERLIN taz | Für die G20-Staaten steht bei ihrem Treffen in Antalya Sonntag | |
und Montag wieder einmal ein großes Thema auf der Tagesordnung: Die | |
Diskussion über ein „Ende von ineffizienten Subventionen für fossile | |
Brennstoffe“. | |
Die 20 größten Industrieländer haben das bereits 2009 beschlossen – und | |
unterstützen trotzdem laut einer aktuellen Studie die Produktion von Kohle, | |
Öl und Gas jedes Jahr mit über 450 Milliarden Dollar. Weltweit betragen | |
dagegen die Subventionen für erneuerbare Energien nur etwa 120 Milliarden | |
Dollar. | |
Die Umweltgruppen Oil Change International und Overseas Development | |
Institute (ODI) haben die öffentlichen Daten zusammengetragen und | |
veröffentlicht. Demnach steuern die Regierungen der 20 großen | |
Wirtschaftsnationen knapp 80 Milliarden Dollar zu den Hilfen bei, | |
Staatsfirmen investieren etwa 280 Milliarden und öffentliche Banken noch | |
einmal knapp 90 Milliarden Dollar. | |
Das Gastgeberland Türkei unterstützt nach dieser Untersuchung so stark wie | |
kein anderes G20-Land durch Steuererleichterungen den Bau von | |
Kohlekraftwerken, die den CO2-Ausstoß in 15 Jahren fast verdoppeln werden. | |
## Vorgeschmack auf Klimagipfel | |
Ein Abbau der fossilen Subventionen gilt zusammen mit einem Preis auf | |
Kohlenstoff als die wichtigste Maßnahme, um das Klima effektiv zu schützen. | |
Die 20 Staaten diskutieren das Thema in der Türkei auch in Hinblick auf den | |
Klimagipfel in Paris, auf dem ein Weltklimavertrag geschlossen werden soll. | |
Ihre eigenen Leistungen sind allerdings bislang bescheiden. Ihre Klimapläne | |
sehen nach einer aktuellen Analyse der Forschungsgruppe Climate Action | |
Tracker etwa doppelt so viele Emissionen vor wie erlaubt wären, um das | |
Zwei-Grad-Ziel zu halten. | |
„Die G20-Regierungen untergraben durch die Unterstützung der fossilen | |
Brennstoffe ihre eigenen Klimaschutzrichtlinien“, sagt Shelagh Whitley vom | |
ODI. Die Abschaffung der Subventionen würde „das Gleichgewicht auf den | |
Energiemärkten wiederherstellen“ und faire Bedingungen für Erneuerbaren | |
schaffen, hieß es. | |
Für Deutschland nennt der Bericht für 2013 und 2014 jährlich Subventionen | |
von 2,8 Milliarden für fossile Brennstoffe und noch einmal zwei Milliarden | |
Investitionen im Ausland, die durch staatliche Bürgschaften abgesichert | |
wurden. Als Subventionen gelten direkte Zuschüsse, Steuerhilfen, entgangene | |
Abgaben oder die Bereitstellung bestimmter Infrastruktur durch den Staat. | |
## Katar liegt vorne | |
Noch viel höher sieht eine Studie des Internationalen Währungsfonds (IWF) | |
die staatlichen Hilfen für die Klimakiller Kohle, Öl und Gas. Der IWF hat | |
auch die indirekten Subventionen untersucht – also die Kosten für | |
Gesundheit und Umwelt, die durch fossile Brennstoffe entstehen und von der | |
Allgemeinheit getragen werden.Dadurch liegen die sogenannten post tax | |
subsidies um ein Vielfaches höher: Für 2015 kommen die Währungshüter in | |
Washington auf weltweit 5,3 Billionen Dollar, umgerechnet etwa 4,7 | |
Billionen Euro. Das sind 6,5 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung.Am | |
meisten Subventionen zahlt nach dieser Rechnung China mit etwa 2,2 | |
Billionen Dollar. Pro Kopf seiner Einwohner unterstützt der Golfstaat Katar | |
die Fossilen am stärksten, mit jährlich 6.000 Dollar. Und die größte Bürde | |
für die Wirtschaft machen die Subventionen in der Ukraine aus: Dort | |
betragen die Subventionen 60 Prozent der nationalen Wirtschaftsleistung. | |
16 Nov 2015 | |
## AUTOREN | |
Bernhard Pötter | |
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