# taz.de -- Alfa tut sich schwer, bekannter zu werden: Ausgesperrt in Pinneberg | |
> AfD-Abspaltung will sich durch Veranstaltungen gegen Merkels Asylpolitik | |
> profilieren. Von mehreren Gastwirten wird sie nachträglich wieder | |
> ausgeladen. | |
Bild: Will Merkel stoppen und sich nicht unterkriegen lassen: Jürgen Joost, sc… | |
HAMBURG taz | „Nicht unterkriegen lassen“ werde man sich „von | |
Demokratiefeinden“, empört sich Jürgen Joost, Landesvorsitzender der Partei | |
„Allianz für Fortschritt und Aufbruch“ (Alfa) in Schleswig-Holstein. Fünf | |
geplante Veranstaltungen in Gasthäusern musste die Partei nach eigenen | |
Angaben schon absagen, weil die Wirte nicht mehr an sie vermieten wollten. | |
Die Partei ist eine Abspaltung der AfD, den Landesverband gibt es erst seit | |
Anfang Oktober. | |
Ende November wollte Alfa im Vereinsheim des VfL Pinneberg eine | |
Veranstaltung der Reihe „Merkel stoppen“ abhalten. Nach einem Hinweis von | |
Klaus-Dieter Brügmann von der Linkspartei im Kreis Pinneberg, untersagte | |
der Vereinsvorstand die Veranstaltung: Der VfL stehe für Willkommenskultur, | |
die Mitarbeiterin habe schlicht nicht gewusst, wer die Alfa sei. | |
Auch in der Wedeler Gaststätte „Highlight“, ansässig im Vereinsheim des | |
örtlichen TSV, wurde eine für den vergangenen Donnerstag geplante | |
Alfa-Veranstaltung abgesagt: Wirt Johannes Kunze hatte Angst, „zwischen die | |
Fronten zu geraten“. Sogar einige Stammgäste hätten angekündigt, die Kneipe | |
nicht mehr zu besuchen, wenn er die Alfa bewirten sollte. Wer das ist, sagt | |
Kunze, habe er gar nicht gewusst. Er sei schlicht von einer | |
Eigentümerversammlung ausgegangen, wie sie oft bei ihm stattfänden. | |
Wolfgang Seibert von der jüdischen Gemeinde Pinneberg unterstützte die | |
dortige Absage: Das Hamburger Abendblatt berichtete, er bezeichne Alfa als | |
rassistische und fremdenfeindliche Gruppe. „Wer die Migrationspolitik so in | |
Frage stellt, den halte ich für fremdenfeindlich“, sagt er, kann aber kein | |
konkretes Beispiel nennen. Er befürchte, die Alfa ziehe rechtes Publikum | |
an. | |
„Das trifft uns natürlich tief“, sagt Alfa-Sprecher Hauke Rathjen. Die | |
Partei sei ja gerade gegründet worden, um sich von der „Alternative für | |
Deutschland“ (AfD) und rechten Positionen abzugrenzen. Landeschef Joost hat | |
einen offenen Brief an Seibert verfasst, in dem er ihm Lüge vorwirft und | |
eine Entschuldigung fordert. | |
Auch beim Zentralrat der Juden in Deutschland beschwerte er sich: Wer seine | |
Partei als fremdenfeindlich bezeichne, „missbrauche die Meinungsfreiheit“. | |
Die Alfa behalte sich rechtliche Schritte vor. | |
Post von Joost bekam auch der schleswig-holsteinische Landeschef der | |
Linkspartei, Jens Schulz, gewissermaßen der Vorgesetzte des Hinweisgebers | |
Brügmann. Die Linkspartei habe die Wirte genötigt, die Alfa auszuladen und | |
sei „noch nicht in der Demokratie angekommen“. | |
Belegen kann der Alfa-Mann wiederum das nicht: Von einer „Nötigung“ hätten | |
ihm zwar welche erzählt, die wollten aber nicht an die Öffentlichkeit | |
gehen. Brügmann sagt, er habe die Raumvermieter nur angesprochen, „damit | |
sie wissen, wen sie sich einladen“. Man müsse Grenzen ziehen: Alfa sei | |
„rechtspopulistisch und migrantenfeindlich“. | |
Die Alfa will alle Veranstaltungen nachholen – und dafür „Wirte mit | |
Zivilcourage“ finden, sagt Landeschef Joost. Er bezeichnet die ganze Sache | |
als „Kampagne der Antifa“. | |
13 Nov 2015 | |
## AUTOREN | |
Albert Wenzel | |
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