| # taz.de -- Kolumne Die Kriegsreporterin: Oben Furtwängler, unten Diekmann | |
| > Beim Philologenverband können sie nicht schreiben, die „Bild“ lässt | |
| > Frauen nur ran, wenn eh schon alles egal ist, und Diekmann bleibt | |
| > Obermufti. | |
| Bild: Bald auch als Leiche zu sehen, nämlich im „Tatort“: Kai Diekmann. | |
| Hallo taz-Medienredaktion! Ich bin noch ganz platt! Meine Güte, was war das | |
| für ein Wochenende! So viele attraktive muslimische Männer, die alle auf | |
| ein oberflächliches sexuelles Abenteuer aus waren! Ganz so, [1][wie der | |
| Vorsitzende des Philologenverbandes Sachsen-Anhalts in seiner | |
| Verbandszeitschrift vorausgesagt hat]. Es „gibt viele Frauen, die als | |
| Mütter heranwachsender Töchter die nahezu ungehemmten Einwanderungsströme | |
| mit sehr vielen Sorgen betrachten“. Schreibt er und hört „schon jetzt“ �… | |
| vielen Orten in Gesprächen mit Bekannten, das es zu sexuellen Belästigungen | |
| im täglichen Leben, vor allem in öffentlichen Verkehrsmitteln und | |
| Supermärkten, kommt“. | |
| Und während Frauen seit Jahren Artikel über übergriffige Lehrer vermissen | |
| oder über die ekelhafte Belästigung durch Männer, die getrost als „deutsch… | |
| bezeichnet werden könnten, im Supermarkt und auch in öffentlichen | |
| Verkehrsmitteln, treibt mich etwas ganz anderes um: Wie kann ein Mann zum | |
| Vorsitzenden ausgerechnet des Lehrerverbandes werden, der „das“ schreibt, | |
| wo es „dass“ heißen müsste? Ist das wieder so ein Aufgemucke der selbst | |
| ernannten Zukurzgekommenen im Osten? So ein „Bei uns gehen die Uhren | |
| anders, wir schreiben noch in der Fürst-Pückler-Zeit?“ | |
| Da lob ich mir doch die moderne Zeit, als deren beinah einziger Vertreter | |
| der – und jetzt knoten sich mir gleich die Finger zusammen, tritt meine | |
| Zunge in den Streik – der Springer-Verlag, urggghs, gelten muss. Der | |
| nämlich schafft es als einziger, eine Frau zum Chef zu machen. Außer der | |
| Frankfurter Rundschau, die die ehemalige taz-Oberbefehlshaberin Bascha Mika | |
| in die Führung hob, aktuell aber wegen mangelnder Relevanz noch nicht | |
| wieder richtig im Rennen ist. | |
| Der Umstand, dass die auflagenstärkste und leider auch in Sachen | |
| Meinungsbildung bedeutendste Zeitung bald von einer Frau geleitet wird, | |
| bestätigt wie die Wahl von Tanit Koch die These, dass Frauen dann | |
| randürfen, wenn eh schon alles egal ist. War davon auszugehen, dass Julian | |
| Reichelt, ein 35-Jähriger mit Diekmann-schlimm-Faktor hoch 10, die | |
| Diekmann’sche Nachfolge antritt, ist der nicht so blöd, auf ein sterbendes | |
| Pferd aufzuspringen, sondern bleibt schön da, wo er ist und wo in | |
| absehbarer Zeit die journalistische Landschaft blühen wird, auf dem Posten | |
| Chefredakteur von Bild.de. Das ist der Springer’sche Dreck mit Strom. | |
| ## Hirn halb und halb | |
| Sehr hübsch war in der Süddeutschen am Wochenende der Text von Evelyn Roll | |
| über die Fähigkeit, bevor es peinlich wird, mit dem beruflichen Tun | |
| aufzuhören. Man vermutet, dass diese mit der Kapazität des Frontalhirns zu | |
| tun hat. „Vom Star zum Sterbebegleiter von Sendeformaten“ ist die hübsche | |
| Formulierung, die Roll für Menschen wie Jauch und Gottschalk findet. | |
| Bei Kai Diekmann scheint das Hirn so halb und halb. Er hat zwar erkannt, | |
| dass er bei der Bild jetzt gehen sollte, weil es da für ihn nichts mehr zu | |
| reißen gibt, zieht sich aber eine Position als Obermufti heran, die ihm | |
| noch mehr Möglichkeiten gibt, sein Tausendsassa-Ich ins ewig funkelnde | |
| Licht zu rücken. So auch bald als Leiche. Im „Tatort“ mit Maria Furtwängl… | |
| als Kommissarin. Was etwas schade ist. Lebendig wäre viel lustiger gewesen. | |
| Dann hätten die beiden eine Affäre haben können. Mit tollen Sexszenen. So | |
| richtig echt. So mit Namenschreien und Kaugummi danach. | |
| Wobei die Furtwänglerin sicherlich darauf bestanden hätte, oben zu liegen. | |
| Am Ende wäre der Diekmann dann ins Silicon-Valley abgedampft. Den | |
| Kriminalisten wird ja nie eine Liebe gegönnt. Schade eigentlich. Wäre ja | |
| viel schöner, die Dinge wären mal so wie im richtigen Leben. | |
| Und damit zurück nach Berlin! | |
| 11 Nov 2015 | |
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| ## AUTOREN | |
| Silke Burmester | |
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