# taz.de -- Erdbeben in der Hindukusch-Region: Kollabierte Häuser und Massenpa… | |
> Ein schweres Erdbeben hat Pakistan, Afghanistan und andere Länder | |
> heimgesucht. Die große Tiefe der Erdstöße dürfte vielen Menschen aber das | |
> Leben gerettet haben. | |
Bild: Bebende Erde: Patienten eines Krankenhauses im indischen Jammu brachten s… | |
NEU DELHI/ISLAMABAD dpa | Ein schweres Erdbeben der Stärke 7,5 hat die | |
Hindukusch-Region getroffen und mehr als 200 Menschen getötet. Stromnetze | |
und Kommunikationsverbindungen brachen in Teilen Pakistans und Afghanistans | |
und Nordindiens zusammen, Häuser stürzten ein, Straßen wurden blockiert. | |
Überall rannten Menschen in Panik auf die Straßen. Das Zentrum des Bebens | |
lag in der dünn besiedelten Bergregion Badachschan im Nordosten | |
Afghanistans. Dort kostete eine vom Beben ausgelöste Massenpanik zahlreiche | |
Schülerinnen das Leben. | |
Die betroffene Region ist das Dreiländereck von Afghanistan, Pakistan und | |
Tadschikistan. | |
Die Zahl der Toten allein in Pakistan stieg bis Montagabend (Ortszeit) auf | |
mehr als 150. Die meisten Opfer gebe es in der nordwestlichen Provinz | |
Khyber-Pakhtunkhwa und in den Stammesregionen an der Grenze zu Afghanistan, | |
sagte ein Sprecher von Premierminister Nawaz Sharif. Viele Menschen wurden | |
von herabfallenden Trümmerteilen getroffen. Das Beben habe länger als eine | |
Minute gedauert und schwere Schäden angerichtet, sagte ein Augenzeuge. | |
In Afghanistan zählten die Behörden mindestens 69 Tote. In der Provinz | |
Kunar im Osten kamen 42 Menschen ums Leben, 67 wurden verletzt, wie Abdul | |
Habib Sayedkhel, Polizeichef der Provinz, sagte. | |
In einer Schule in der nordafghanischen Provinz Takhar löste das Beben eine | |
Massenpanik aus, bei der mindestens zwölf Schülerinnen starben. Die Mädchen | |
hätten panisch versucht, ihre Schule zu verlassen, sagte der Chef des | |
Provinzkrankenhauses, Hafisullah Sapai. Dabei seien 39 weitere Schüler | |
verletzt worden. Mindestens sechs Menschen starben in der ostafghanischen | |
Provinz Nangarhar, wie die Polizei mitteilte. Der Gouverneur der Provinz | |
Badachschan sagte, er befürchte, dass mehrere Wohngebiete in dem Berggebiet | |
stark betroffen seien. | |
## Warnung vor Nachbeben | |
Afghanistans Präsident Ashraf Ghani schrieb im Kurznachrichtendienst | |
Twitter, er bete für die Opfer. Regierungsgeschäftsführer Abdullah Abdullah | |
erklärte: „Um weitere Schäden und Opfer zu vermeiden, haben wir die | |
Menschen dazu aufgerufen, im Freien zu bleiben, weil es Nachbeben geben | |
könnte.“ | |
Das Potsdamer Geoforschungszentrum registrierte eine Stärke von 7,5, ebenso | |
die US-Erdbebenwarte. Das Zentrum des Bebens lag rund 70 Kilometer südlich | |
der afghanischen Stadt Faisabad, wo die Bundeswehr bis 2012 ein Außenlager | |
unterhielt. | |
„Was es günstiger macht ist, dass das Beben sehr tief ist, also 205 | |
Kilometer“, sagte Professor Frederik Tilmann vom Geoforschungszentrum | |
Potsdam (GFZ). Das Ausmaß der Schäden sei voraussichtlich sehr viel | |
geringer als es 2005 in Kaschmir, „wo wir Zehntausende Tote hatten bei | |
einer ähnlichen Amplitude“. | |
In Pakistan forderte die Regierung Streitkräfte, Polizisten, lokale Beamte | |
und zivile Helfer dazu auf, alle verfügbaren Kräfte zu mobilisieren. Ein | |
Augenzeuge in Abbottabad berichtete der Zeitung Dawn, in seiner Region | |
seien mehrere Erdrutsche ausgelöst worden. | |
## Beben auch in Neu Delhi | |
Erdrutsche blockierten auch die Hauptverbindungsstraße zwischen Pakistan | |
und China. Nach Angaben der Verkehrsbehörde steckten tausende Reisende in | |
der abgelegenen Region fest. Auch im Swat-Tal gebe es viele Schäden, | |
schrieb die pakistanisch-kanadische Dokumentarfilmerin Sharmeen | |
Obaid-Chinoy auf Twitter. In der Hauptstadt Islamabad fiel wegen des Bebens | |
das Fernsehen aus. | |
Im nordindischen Kaschmir brachen die Handy-Netze zusammen. Die | |
Erschütterungen waren bis in die Hauptstadt Neu Delhi und in die | |
nepalesische Hauptstadt Kathmandu zu spüren. Indiens Premierminister | |
Narendra Modi bot den betroffenen Regionen Hilfe an. Er betonte, dies gelte | |
auch für Pakistan – das ist der Erzfeind Indiens. | |
Fast auf den Tag genau vor einem halben Jahr, am 25. April, gab es ein | |
großes Himalaya-Erdbeben der Stärke 7,8, dessen Zentrum in Nepal lag. | |
Damals starben rund 9.000 Menschen. | |
Dieser Artikel wurde aktualisiert um 18.50 Uhr. | |
26 Oct 2015 | |
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