| # taz.de -- Braunkohlemeiler gehen früher vom Netz: Das kostet | |
| > Bis 2020 soll der Kohlendioxid-Ausstoß in Deutschland um 40 Prozent | |
| > gegenüber 1990 sinken. Dafür werden jetzt alte Braunkohlekraftwerke | |
| > abgeschaltet. | |
| Bild: Das hier war RWE. | |
| Berlin dpa | Die Energie-Konzerne RWE, Vattenfall und Mibrag legen in den | |
| nächsten Jahren mehrere Braunkohlekraftwerke schrittweise still und werden | |
| dafür mit hohen Summen entschädigt. Darauf haben sich die drei Konzerne mit | |
| Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) verständigt. Die | |
| Gesamtkosten werden über sieben Jahre bei 1,61 Milliarden Euro liegen. | |
| Das bedeutet nach Angaben der Regierung einen Anstieg der Netzentgelte, die | |
| alle Stromkunden bezahlen müssen, um rund 0,05 Cent pro Kilowattstunde. | |
| Private Verbraucher dürften damit zunächst zwar kaum spürbar belastet | |
| werden – jedoch könnten die Netzentgelte wegen des Ausbaus der Stromnetze | |
| absehbar weiter steigen. | |
| Gabriel betonte am Samstag, die Lösung sei gut für den Klimaschutz sowie | |
| für Beschäftigte und Unternehmen im Braunkohle-Bergbau: „Die Maßnahme ist | |
| wichtig, um unsere Klimaziele zu erreichen und zugleich sicherzustellen, | |
| dass es in den betroffenen Regionen nicht zu Strukturbrüchen kommt.“ | |
| Die Abschaltung der Braunkohle-Kraftwerke mit einer Gesamtleitung von 2,7 | |
| Gigawatt soll den Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) um bis zu 12,5 Millionen | |
| Tonnen verringern. | |
| ## Stromkunden zahlen dafür | |
| Die Grünen kritisierten die Entscheidung, alte Kohle-Meiler in eine Reserve | |
| zu packen und dann abzuschalten. „Gabriel schafft mit Milliardenkosten eine | |
| Kohlereserve, die niemand braucht. Es geht einzig und allein darum RWE, | |
| Vattenfall und Mibrag milliardenschwere Stilllegungsprämien für | |
| altersschwache Kraftwerke zu zahlen“, sagte Fraktionsvize Oliver Krischer. | |
| Stromkunden und Steuerzahler müssten nun dafür aufkommen, dass die Konzerne | |
| die Energiewende verschlafen hätten. | |
| Die Bergbau-Gewerkschaft IG BCE zeigte sich zufrieden. „Mit den konkreten | |
| Verabredungen geht die Zeit der Unsicherheit für die Beschäftigten und die | |
| Unternehmen zu Ende“, sagte IGBCE-Chef Michael Vassiliadis. Entscheidend | |
| sei, dass der Arbeitsplatzabbau ohne Entlassungen über die Bühne gehe. „Wir | |
| erwarten, dass das Prinzip der Sozialverträglichkeit nirgends infrage | |
| gestellt wird.“ | |
| Auf die schrittweise Stilllegung von Braunkohlekraftwerken hatten sich die | |
| Parteichefs von CDU, CSU und SPD bereits am 1. Juli verständigt. Sie ist | |
| Teil eines Energie- und Klimapakets, um den Kohlendioxid-Ausstoß (CO2) in | |
| Deutschland bis 2020 um 40 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren. Auf die | |
| zunächst von Gabriel vorgeschlagene Strafabgabe für alte Kohle-Meiler wurde | |
| nach Widerstand von Kohlelobby, Gewerkschaften und Ländern verzichtet. | |
| Stattdessen werden nun vom 1. Oktober 2016 an die ersten Blöcke vom Netz | |
| genommen, der letzte Block vom 1. Oktober 2019 an. Sie werden für jeweils | |
| vier Jahre als letzte Absicherung der Stromversorgung genutzt und danach | |
| endgültig stillgelegt. Die stillzulegenden 2,7 Gigawatt entsprechen 13 | |
| Prozent der installierten Braunkohleleistung. | |
| Nach Angaben aus Branchenkreisen entfallen 1500 Megawatt auf RWE, 1000 | |
| Megawatt auf Vattenfall und 200 Megawatt auf Mibrag. Der schwedische | |
| Staatskonzern Vattenfall ist gerade dabei, sein ostdeutsches | |
| Braunkohle-Geschäft zu verkaufen. | |
| Gabriels Gesetzentwurf soll im November im Kabinett beschlossen werden. | |
| Sein Ministerium geht auch davon aus, dass die EU-Kommission in der Lösung | |
| keine unerlaubten Beihilfen für die Stromkonzerne sieht. | |
| 24 Oct 2015 | |
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