# taz.de -- OB-Wahl in Köln: Reker mit absoluter Mehrheit | |
> Die neue Kölner Oberbürgermeisterin wird Henriette Reker. Die parteilose | |
> Kandidatin konnte die absolute Mehrheit der Stimmen auf sich vereinigen. | |
Bild: 30. Juli: Henriette Reker mit Henriette-Reker-Wahlplakat. | |
KÖLN rtr | Die im Wahlkampf von einem mutmaßlichen Rechtsextremisten | |
niedergestochene Henriette Reker hat bei der Oberbürgermeister-Wahl in Köln | |
gesiegt. Die parteilose Politikerin habe sich mit 52,66 Prozent bereits im | |
ersten Wahlgang am Sonntag die nötige absolute Mehrheit der abgegebenen | |
Stimmen gesichert, teilte die Stadt Köln auf ihrer Internet-Seite mit. Sie | |
gewann damit mit deutlichem Abstand vor dem SPD-Kandidaten Jochen Ott. Nach | |
dem Angriff auf Reker wuchs die Furcht vor weiteren fremdenfeindlich | |
motivierten Gewalttaten. | |
Mehrere Politiker erhoben massive Vorwürfe gegen die islamkritische Pegida, | |
den Boden für rassistische Angriffe zu bereiten. „Pegida senkt die | |
Hemmschwellen dafür, dass aus Worten Taten werden“, sagte Justizminister | |
Heiko Maas. Vertreter aller Bundestagsparteien riefen zum gemeinsamen Kampf | |
gegen Fremdenfeindlichkeit auf. Unterdessen verdichteten sich die Hinweise | |
auf Kontakte des 44 Jahre alten Täters in die rechtsextreme Szene. | |
Der Pegida-Bewegung gehe es um rhetorische Brandstiftung, sagte Maas der | |
Funke Mediengruppe laut Vorabbericht. „Das sind doch längst keine besorgten | |
Bürger mehr, die da jetzt Galgen und Hitlerfratzen hinterher laufen“, | |
erklärte der SPD-Politiker mit Blick auf die für Wirtschaftsminister Sigmar | |
Gabriel und Bundeskanzlerin Angela Merkel bestimmte Galgenattrappe bei | |
einer Pegida-Demonstration in Dresden. CDU-Generalsekretär Peter Tauber | |
forderte die Bürger auf, sich gegen Aufrufe zur Gewalt zu wehren. „Das gilt | |
für Galgen bei Pegida-Kundgebungen genauso wie für eine Guillotine bei der | |
Demo gegen das Freihandelsabkommen“, sagte er der Zeitung „B.Z.“. | |
Bundesinnenminister Thomas de Maiziere erklärte, er sei schon seit langem | |
besorgt über die hasserfüllte Sprache und gewalttätige Aktionen in der | |
Flüchtlingsdebatte. „Dieser feige Anschlag in Köln ist ein weiterer Beleg | |
für die zunehmende Radikalisierung.“ Nicht nur der Staat, sondern die | |
gesamte Gesellschaft sei gefordert, ein klares Zeichen gegen jede Form der | |
Gewalt zu setzen, sagte der CDU-Politiker. | |
Auch der für die Flüchtlingspolitik zuständige Kanzleramtsminister Peter | |
Altmaier rief in der Funke Mediengruppe zur Abgrenzung gegen jede Form von | |
Ausländerfeindlichkeit auf. Die Grüne Fraktionsvorsitzende Katrin | |
Göring-Eckardt twitterte, es gehe bei der Attacke um einen Angriff auf die | |
Demokratie. Noch am Samstagabend hatten sich Spitzenpolitiker aller | |
demokratischen Parteien in NRW, darunter Regierungschefin Hannelore Kraft, | |
in Köln einer Menschenkette als Zeichen des Protestes gegen das Attentat | |
angeschlossen. | |
## Ermittlungen konzentrieren sich auf Rassismus als Motiv | |
Reker war am Samstagmorgen auf einem Kölner Wochenmarkt angegriffen worden. | |
Der Täter stach unvermittelt mit einem Messer auf sie ein und verletzte | |
vier weitere Menschen teils schwer. Die Ermittlungen konzentrierten sich | |
nach Angaben der Polizei auf einen ausländerfeindlichen Hintergrund. | |
Chef-Ermittler Norbert Wagner erklärte am Samstag, der Täter habe Reker | |
„gezielt und bewusst“ aus fremdenfeindlichen Motiven heraus angegriffen. | |
Hinweise auf Komplizen gebe es derzeit nicht. Der arbeitslose Maler und | |
Lackierer sollte am Sonntag dem Haftrichter vorgeführt werden. Nach Angaben | |
der Polizei ergab ein Gutachten, dass er voll schuldfähig ist. Laut | |
Spiegel-Online sagte der Täter in seiner Vernehmung: „Die Ausländer nehmen | |
uns die Arbeitsplätze weg.“ Demnach soll er offenbar auch erklärt haben, er | |
fürchte, in Deutschland werde die Scharia eingeführt. | |
Der Kölner CDU-Chef Bernd Petelkau, der den Angriff miterlebte, sagte der | |
„Rheinischen Post“, nach der Tat habe 44-Jährige erklärt: „Ich musste es | |
tun. Ich schütze euch alle.“ Die Neonazi-Gegner „Antifa Bonn/Rhein-Sieg“ | |
schrieben auf ihrer Internet-Seite, der Attentäter sei in den 90er Jahren | |
in der mittlerweile verbotenen rechtsextremen Partei Freiheitliche Deutsche | |
Arbeiterpartei aktiv gewesen. Er habe zudem an Gedenkmärschen für den | |
Hitler-Stellvertreter Rudolf Hess teilgenommen. | |
Als Indiz für einen fremdenfeindlichen Hintergrund werten die Ermittler | |
auch, dass der allein lebende Mann sich Reker als Opfer ausgesucht hat. Die | |
58-Jährige hat sich über die Stadtgrenzen hinaus einen Namen mit ihrem | |
Engagement gegen Fremdenfeindlichkeit und für Flüchtlingshilfen gemacht. | |
Als Kölner Sozialdezernentin war sie zudem für die Unterbringung von | |
Flüchtlingen zuständig. Sie ist parteilos, wird aber von CDU, FDP und | |
Grünen unterstützt. „Eine vollständige Wiederherstellung der Gesundheit von | |
Henriette Reker ist wahrscheinlich“, teilte die Kölner CDU am Sonntag mit. | |
(aktualisiert am 19.10., 8:23) | |
18 Oct 2015 | |
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