# taz.de -- Gewalt im Westjordanland: Palästinenser greifen Schüler an | |
> Die Serie palästinensischer Messerattacken auf Israelis reißt nicht ab. | |
> Dazu kam es am Sonntag zu Unruhen beim Josefsgrab in Nablus. | |
Bild: Palästinenser setzen am Sonntag das Auto eines jüdischen Siedlers in Na… | |
Jerusalem afp | Der aktuelle Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern | |
ist zunehmend religiös geprägt. Zwei Tage [1][nach einem folgenschweren | |
Brandanschlag] auf das Josefsgrab im Westjordanland wurden dort am | |
Sonntagmorgen jüdische Gläubige von Palästinensern attackiert, wie die | |
Sicherheitskräfte beider Seiten berichteten. Mit fünf erneuten | |
Messerattacken von Palästinensern auf Israelis verlief der Samstag | |
besonders blutig. | |
Wie die israelische Armee mitteilte, waren ohne ihre Erlaubnis und | |
Koordinierung rund dreißig Schüler einer ultraorthodoxen Talmudschule in | |
Jerusalem im Morgengrauen nach Nablus gekommen, um an der Gedenkstätte die | |
Brandschäden zu übermalen. Palästinenser aus dem benachbarten | |
Flüchtlingslager Balata verprügelten mehrere der mit Autos Angereisten, | |
welche die Flucht antraten. Eines ihrer Fahrzeuge wurden in Brand gesetzt, | |
weshalb fünf der chassidischen Juden zurückblieben. Die am Josefsgrab für | |
die Sicherheit zuständige palästinensische Polizei nahm sie in Gewahrsam. | |
Sie wurden später den herbeigerufenen israelischen Streitkräften übergeben, | |
die sie wegen „Verstößen gegen militärische Anordnungen“ festnahm. Die | |
israelische Polizei erklärte, das Verhalten der Talmudschüler sei „total | |
verantwortungslos“, denn der Vorfall „hätte sehr viel schlimmer ausgehen | |
können“. | |
Am Freitagmorgen hatten dutzende Palästinenser das Josefsgrab angegriffen | |
und mit Brandflaschen ein Feuer ausgelöst, das schwere Schäden anrichtete. | |
Das Josefsgrab war in den vergangenen Jahren immer wieder Schauplatz von | |
Auseinandersetzungen. Viele Juden verehren den Ort, weil dort mit Abrahams | |
Urenkel Josef einer ihrer zwölf Stammväter begraben sein soll. Er ist aber | |
auch für Muslime von Bedeutung, die glauben, dass dort ein hoher | |
islamischer Geistlicher bestattet ist. | |
## Drei Angriffe in Hebron | |
Die Spannungen zwischen Palästinensern und Israelis hatten zuletzt wieder | |
deutlich zugenommen, insbesondere im von Israel besetzten Westjordanland | |
und im annektierten Ost-Jerusalem. Bei rund dreißig Anschlägen von | |
Palästinensern mit Messern oder Schusswaffen starben seit Monatsbeginn | |
sieben Israelis. Auf palästinensischer Seite gab es mehr als vierzig Tote, | |
fast die Hälfte waren erwiesene oder mutmaßliche Angreifer. Die anderen | |
wurden bei gewalttätigen Protesten von Soldaten erschossen oder kamen als | |
Zufallsopfer der Zusammenstöße ums Leben. | |
Die fünf Anschläge am Samstag zielten viermal auf israelische | |
Sicherheitskräfte und einmal auf einen jüdischen Passanten im Gebetsmantel. | |
Sie blieben unverletzt oder erlitten leichte Stichwunden; vier der durchweg | |
jungen palästinensischen Täter wurden erschossen, der fünfte schwer | |
verletzt. Allein drei der Angriffe ereigneten sich in der Großstadt Hebron | |
im südlichen Westjordanland, wo im historischen Zentrum unter Armeeschutz | |
500 jüdische Siedler einzelne Gebäude bezogen haben. | |
Unter den dort getöteten Attentätern war auch ein Mädchen, nach | |
palästinensischen Medienberichten erst 16 Jahre alt. Ebenfalls erst | |
16-jährig war ein Palästinenser, der in Ost-Jerusalem in der jüdischen | |
Siedlung Armon Hanatziv bei einer Ausweiskontrolle ein Messer zückte und | |
von Grenzpolizisten erschossen wurde. Am Grenzübergang Kalandija im Norden | |
von Jerusalem ereignete sich am Abend der fünfte Angriff. | |
Am Samstagabend fand erstmals seit Ausbruch der Anschlagsserie in Jerusalem | |
eine größere Friedensdemonstration statt, zu der jüdische und arabische | |
Gruppen gemeinsam aufriefen. Rund zweitausend Teilnehmer forderten ein Ende | |
der Gewalttaten und protestierten zugleich gegen Rassismus und die | |
israelische Besatzungs- und Siedlungspolitik. | |
18 Oct 2015 | |
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