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# taz.de -- Die Wahrheit: Eine Lanze für … Akif Pirinçci
> Der irre Ex-Schriftsteller wird hierzulande wohl kein Bein mehr auf den
> Boden bekommen. Wohin kann er dann bloß gehen?
Bild: 1999 streichelt er noch Katzen, heute vor allen Dingen die „Volksseele�…
Jahrelang habe ich die Junge Welt mit der Jungen Freiheit verwechselt, aber
wie’s so ist mit Abonnements – sobald die einen erst mal bei den Eiern
haben, kündigt man nicht mehr so mir nichts, dir nichts. Auch wäre es
geistig nicht erfrischend, in der Zeitung immer nur das grünlinksversiffte
Gutzeug zu lesen, das ich mir sowieso dauernd denke. Die Junge Freiheit
jedenfalls hat Akif Pirinçci angerufen und gefragt: „Mensch, Akif, dumm
gelaufen. Wie steckst du’s weg? Alles fit im Schritt?“
Und dann sagt Akif Pirinçci, nee, überhaupt nicht fit, er mache jetzt den
Heinrich Heine. Verkaufe sein Haus, locke seine Katzen in die Transportbox
und setze sich ins Ausland ab, wo er sich vermutlich ein neues Haus kaufen
und seine Katzen wieder frei rumlaufen lassen könne, ohne dass sie auf der
Straße gleich als „Faschistenkatzen“ bepöbelt würden. Wohin es gehen sol…
sei noch geheim. Pacific Palisades, wie Thomas Mann und Bertolt Brecht?
Dschidda, wie Idi Amin? Sankt Helena im Atlantik? Oder gleich weiter ins
antarktische Neuschwabenland? Die Junge Freiheit wird mich hoffentlich
auf dem Laufenden halten.
Ich bedauere, dass diesem Mann die Grundlage seiner Existenz entzogen, dass
er ins Exil getrieben wurde. Dergleichen regelt übrigens keine geheime
Weltregierung, sondern der Markt, und der hat bekanntlich schon ganz andere
Sachen (FDP) geregelt. Dabei verachte ich zumindest sein Frühwerk, also
Pussy-Pulp wie „Felidae“. Die reptiloide Kaltblütigkeit von Katzen ist mir
zuwider, geringer schätze ich nur Kriminalromane. Beides zu bündeln, das
ist für mich Grund genug für eine sofortige Deportation auf die
Teufelsinsel. Auch sein Spätwerk zeigte hier und da Schwächen, aber wessen
Spätwerk tut das nicht? Ist Van Morrison mit den Jahren immer besser
geworden? Houdini? Selbst Rudolf Nurejew wurde am Ende hüftsteif.
Nicht so Akif Pirinçci. Renommee und Reichtum hätte er auf der Zielgeraden
still und leise mit Kokain und Prostituierten rumbringen können.
Stattdessen gab er als Meinungsritter von der traurigen Gestalt selbst dann
noch seinem Esel die Sporen, als sein Hals längst in der Schlinge steckte.
Dabei interessiere ich mich für seine Ansichten so wenig, dass ich heute
noch genau weiß, wie sein Name korrekt ausgesprochen wird. Immerhin war er
auch der bekloppten Ansicht, es könnte angebracht sein, bei einer gleich
doppelt bekloppten Kundgebung, auf der jede Hälfte des Publikums aus
komplett entgegengesetzten Gründen genau darauf brennt, die Buchstaben K
und Z auch nur in den Mund zu nehmen.
Allein deshalb werde ich ihn vermissen, wenn er bald mit einem Cocktail in
der Hand auf ein Weltmeer seiner Wahl hinausblickt. Nicht weil ich ihn mag.
Sondern weil er vollkommen irre ist, und wir für eine gewisse Sorte von
Irrsinnigen versuchsweise ein ähnlich liebevolles Gefühl hegen sollten wie
beispielsweise für den Nacktmull. Nicht obwohl er hässlich ist, sondern
weil er hässlich ist und es sein darf und wir das gefälligst aushalten
müssen.
30 Oct 2015
## AUTOREN
Arno Frank
## TAGS
Akif Pirinçci
Schriftsteller
Schwerpunkt Rassismus
Empörung
Weihnachten
Religion
Universität
Flüchtlinge
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