# taz.de -- Ai Weiwei beginnt Gastprofessur: Bereit für kunstvollen Banküberf… | |
> Der chinesische Künstler Ai Weiwei wird ab November drei Jahre lang an | |
> der Universität der Künste unterrichten. | |
Bild: Auch an der Universität der Künste hat Ai Weiwei nun Selfies gemacht. | |
Freundlich lächelnd sitzt Ai Weiwei in einem hellen Seminarraum der | |
Universität der Künste Berlin (UdK). Die Blätter vor den großen Fenstern | |
strahlen gelb und rot in der Herbstsonne. „Herzlich Willkommen“ steht auf | |
einem dunkelroten Plakat hinter dem chinesischen Künstler. | |
Ab diesem Wintersemester wird Ai als Gastprofessor an der UdK unterrichten. | |
Doch am Montagmorgen sitzen noch keine Studierenden vor ihm. Stattdessen | |
gucken ihn rund 80 JournalistInnen erwartungsvoll an und wollen wissen, was | |
Ai nun vor hat in der Stadt und an der UdK. | |
Ai ist im August nach Berlin gekommen, nachdem die chinesische Regierung | |
ihm im Juli seinen Reisepass zurückgegeben hatte und er damit ausreisen | |
konnte. Die UdK habe sich seit 2010 darum bemüht, Ai als Gastprofessor nach | |
Berlin zu holen, erzählt Günter Stock, Vorstandsvorsitzender der Einstein | |
Stiftung Berlin, die die Gastprofessur finanziert. | |
## Mehr über China lernen | |
Er verspreche sich durch Ai Weiweis Anwesenheit in Berlin und durch dessen | |
Arbeit an der UdK, mehr über China zu lernen, sagt Stock. Einen | |
„Nachholbedarf“ hätte er da, so wie sicher auch viele andere, die gern mehr | |
über China wüssten. Ai lächelt freundlich, lässt die Frage unbeantwortet. | |
„Ich fange erst langsam an, alles hier kennen zu lernen“, sagt er. „Die | |
Namen, die gerade gefallen sind und die Orte, sagen mir zum Teil noch gar | |
nichts.“ | |
Und er sagt: „2011 war ich 81 Tage an einem Ort, von dem ich nicht wusste, | |
wo er ist.“ Damals, als Ai von der chinesischen Polizei festgenommen und | |
ohne Gründe eingesperrt worden war. Dass er von der UdK eingeladen worden | |
sei, sei in der Situation eine wichtige Nachricht für ihn gewesen. Vor | |
einer Woche hat er nun die Arbeit an der UdK begonnen und aus 100 | |
Studierenden 16 ausgewählt, die er drei Jahre lang unterrichten wird. | |
„Der gute Lehrer erklärt, der bessere Lehrer zeigt, der große Lehrer | |
inspiriert“, zitiert eine Journalistin einen Sinnspruch und fragt, wie Ai | |
seine Studierenden zu inspirieren gedenke. Ai lächelt freundlich. „Ich sehe | |
mich mehr als Teil der Gruppe“, sagt er. „Ich werde nicht bewusst ein | |
Lehrer sein, sicher kann ich auch viel von ihnen lernen.“ | |
## Wie bei Ocean‘s Eleven | |
Ob er denn die drei Jahre in Berlin bliebe und ob er mit seinen | |
Studierenden auch über Menschenrechte spreche, fragt eine Journalistin. Ai | |
lächelt freundlich: „Letzte Woche bin ich aus China zurückgekommen, und | |
sicher werde ich weiter hin und her reisen. Falls sie mich lassen, das | |
unterliegt aber nicht meiner Kontrolle.“ Menschenrechte werde er nicht zum | |
Inhalt seines Unterrichts machen, er wolle keinen Druck auf die | |
Studierenden ausüben. | |
„So eine große künstlerische Freiheit wie hier habe ich noch nie erlebt“, | |
sagt Ai. Er habe Studierende ausgewählt, die konzentriert auf der Suche | |
nach etwas seien. „Aber ich bin auch egoistisch“, sagt Ai, „es geht auch | |
darum, dass wir eine gute Zeit miteinander verbringen.“ Man müsse sich das | |
ein bisschen so vorstellen wie in dem Film „Ocean’s Eleven“. „Ich habe … | |
eine Bande zusammengestellt, mit der ich zur Not auch eine Bank ausrauben | |
könnte.“ | |
26 Oct 2015 | |
## AUTOREN | |
Uta Schleiermacher | |
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