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# taz.de -- RefugeeHackathon in Berlin: Der Refugee und der Nerd
> Auf dem RefugeeHackathon sitzen Programmierer und Geflüchtete zusammen am
> Tisch. Dabei enstehen Apps, die den Menschen das Leben erleichtern.
Bild: Hackathons sind Veranstaltungen, an denen zu einem bestimmten Thema Softw…
Berlin taz | „Das Wichtigste ist der Name“, sagt Hekmat auf Englisch und
klimpert unter dem Tisch auf seiner Ukulele. Er sitzt mit anderen Designern
und Programmierern in einem Konferenzraum nahe dem Berliner Ostbahnhof. Sie
entwickeln ein Baukastensystem für Stadtkarten, auf dem jeder wichtige Orte
markieren kann. Die Karte soll später als App Geflüchteten dienen, sich in
einer fremden Stadt wie Berlin zurechtzufinden.
Der Raum ist durchzogen mit Kabeln. Überall stehen Laptops, manche davon
sind mit Stickern beklebt, wie „FCK NSA“, „Proud Nerd²“ oder „rausge…
wie fenster aufmachen nur krasser“. [1][RefugeeHackathon] nennt sich die
ganze Veranstaltung.
Im Nachbarraum wird noch gebrainstormt, das heißt, eine Handvoll Nerds
starrt auf eine weiße Tafel. Wenn ein Stichwort fällt, wird eifrig
diskutiert, bis jeder etwas gesagt hat und man einstimmig feststellt, dass
man sich zu weit vom Thema entfernt hat.
Auf einer Magnettafel halten die Entwickler um Hekmat mit Klebezetteln die
Eigenschaften ihrer künftigen Anwendung fest. Im hinteren Raum haben es
sich die fünf Programmierer des Teams mit ihren Laptops bequem gemacht. Im
vorderen Teil planen die Designer das Aussehen der App.
## Hier gibt es syrisches Brot
Hekmat wünscht sich, dass die App auf die Bedürfnisse der Geflüchteten
eingeht. Eine Übersichtskarte mit den Krankenhäusern, die von der aktuellen
Position am nächsten zu erreichen sind, oder ein automatischer Filter für
Supermärkte, die zum Beispiel auch syrisches Brot verkaufen. Syrisches Brot
ist anders, sagt er. Nicht besser oder schlechter, aber es unterscheidet
sich. „Für viele Refugees bedeutet das eine Menge, wenn sie hier etwas aus
ihrer Heimat vorfinden, das sie kennen. Das macht es etwas einfacher.“
Hekmat ist ein geflüchteter Designer aus Syrien und Mitglied einer
achtköpfigen Rockband namens „Khebez Dawle“, zu Deutsch Staatsbrot. Sein
Herz schlägt für die Musik, doch sein Brot hat er in Syrien als Freelancer
verdient. Für Agenturen und Konzerne hat er Grafiken und Animationen
erstellt. Am liebsten macht er Flash-Animationen. Er liebt Pixelart.
Wie viele andere floh er von Syrien aus nach Lesbos. Kaum an Land
angekommen, verteilten sie damals an die erstaunten Touristen CDs ihrer
Band. Um sich auf der beschwerlichen Reise ernähren zu können, spielten sie
in jeder Stadt, die sie durchquerten, ein Konzert.
## Ein Programmier-Marathon
Nun sitzt Hekmat mit zehn Programmierern und Designern und seiner Ukulele
auf dem Schoß in dem Konferenzraum und gibt Ratschläge, was Geflüchteten am
besten hilft.
Mehr als 300 Anmeldungen zum RefugeeHackathon hat es im Vorfeld gegeben.
Wie viele Menschen letztendlich gekommen sind, weiß auch Initiatorin Anke
Domscheit-Berg nicht so genau. Den ganzen Tag stoßen immer neue Menschen
hinzu. Der RefugeeHackathon entwickelt sich so zum größten
Programmier-Marathon dieser Art.
An mehr als einem Dutzend Projekten wird gearbeitet, bisweilen die ganze
Nacht hindurch. „Es geht darum, Software zu entwickeln, die den Menschen
wirklich hilft. Dafür setzen sich hier Designer und Programmierer mit
freiwilligen Helfern und Geflüchteten an einen Tisch und besprechen, wie
man Apps gestalten kann, damit sie nützlich werden“, sagt Domscheit-Berg.
Die Ideen kommen von Privatpersonen oder bereits bestehenden Teams, die
ihre Projekte perfektionieren wollen. Mehr als 14 Nationen sitzen an diesem
Wochenende unter einem Dach und erarbeiten digitale Lösungen, um der
Flüchtlingskatastrophe Herr zu werden.
25 Oct 2015
## LINKS
[1] http://refugeehackathon.de/
## AUTOREN
Florian Brand
## TAGS
Flüchtlinge
Schwerpunkt Flucht
Programmieren
Software
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Computer
SAP
Freies WLAN
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