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# taz.de -- Olympia-Referendum: Der Weg zum Gold
> Die Abstimmungsunterlagen werden jetzt zugesandt. Abgestimmt werden kann
> per Briefwahl oder am 29. 11. im Wahllokal. Eine Gebrauchsanweisung.
Bild: Bald stellt sich heraus, ob sie zueinander kommen können: Hamburg und Ol…
HAMBURG taz | Vom heutigen Montag, dem 26. Oktober, bis spätestens Samstag,
den 7. November, stellt die Post die Unterlagen für das Olympia-Referendum
zu. Wer keine erhält, sollte sich bei der Abstimmungsstelle seines
Bezirksamtes melden.
## Welche Unterlagen werden zugesandt?
Eine Benachrichtigung samt Briefwahlunterlagen. Diese müssen nicht extra
beantragt werden. Der Abstimmungsbogen kann sofort ausgefüllt und
kostenfrei zurückgesandt werden. Dazu gibt es ein 29-seitiges
Informationsheft mit den Pro- und Kontra-Argumenten der sechs Fraktionen in
der Bürgerschaft, des Senats und der Volksinitiative „Stop Olympia“.
## Ab wann wird abgestimmt?
Per Briefwahl ab sofort bis zum 28. November oder persönlich im
Abstimmungslokal am 29. November.
## Worüber wird abgestimmt?
Der fragliche Satz lautet: „Ich bin dafür, dass sich der Deutsche
Olympische Sportbund mit der Freien und Hansestadt Hamburg um die
Ausrichtung der Olympischen und Paralympischen Spiele im Jahr 2024
bewirbt.“ Man kann mit Ja oder Nein Stellung nehmen.
## Wer darf abstimmen?
Berechtigt sind alle EinwohnerInnen, die bei Wahlen zur Bürgerschaft
zugelassen sind. Das sind aktuell 1.299.411 Menschen über 16 Jahre.
## Wann ist das Referendum erfolgreich?
Der Volksentscheid ist erfolgreich, wenn mehr Ja- als Nein-Stimmen
abgegeben werden und mindestens ein Fünftel aller Wahlberechtigten mit Ja
gestimmt haben. Das sind aktuell 259.883 Menschen.
Beispiel 1: 400.000 Stimmen werden abgegeben, davon 300.000 Ja- und 100.000
Nein-Stimmen. Das Referendum ist erfolgreich.
Beispiel 2: 400.000 Stimmen werden abgegeben, davon 250.000 Ja- und 150.000
Nein-Stimmen. Das Referendum ist gescheitert.
Beispiel 3: 520.001 Stimmen werden abgegeben, davon 260.000 Ja- und 260.001
Nein-Stimmen. Das Referendum ist gescheitert.
Beispiel 4: 520.001 Stimmen werden abgegeben, davon 260.001 Ja- und 260.000
Nein-Stimmen. Das Referendum ist erfolgreich.
## Ist das Ergebnis bindend?
Eigentlich ja. Das heißt, bei einem Scheitern der Volksbefragung hätte sich
die Hamburger Bewerbung erledigt. Bei einem Erfolg des Referendums könnte
die Bürgerschaft aber nachträglich bei Komplikationen, neuerlichen Auflagen
seitens des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) oder Finanzproblemen
die Bewerbung stoppen.
## Wie sieht der Zeitplan aus?
Bei einem Erfolg des Referendums muss Hamburg zwischen Februar 2016 und Mai
2017 konkrete Bewerbungsunterlagen beim IOC einreichen, darunter ein
Finanzkonzept, ein Organisationskonzept und ein Sicherheitskonzept. Das IOC
entscheidet vermutlich im Frühherbst 2017 in Lima (Peru) über die
Ausrichterstadt. Bis dahin kann die Kandidatur jederzeit zurückgezogen
werden.
## Wer sind Hamburgs Konkurrenten?
Los Angeles war bereits 1932 und 1984 Olympia-Stadt, Paris 1900 und 1924,
Rom 1960 und Budapest noch nie.
## Wer sind die Favoriten?
Los Angeles, Paris und Hamburg. Ein wichtiges Kriterium ist, ob die
Sommerspiele zum dritten Mal in Folge nicht in Europa stattfinden würden
(nach Rio 2016 und Tokio 2020). Ein zweites wichtiges Kriterium ist die
Medienmacht des US-TV-Konzerns ABC, der sich die weltweiten
Übertragungsrechte gesichert hat und ein hohes Interesse an lukrativer
Weiterverwertung vor allem auf dem nordamerikanischen Markt haben dürfte.
## Wie hoch sind die Kosten für Olympia in Hamburg?
Der vor zwei Wochen vorgelegte Finanzreport beziffert die Kosten auf 14,8
Milliarden Euro. Private Investoren sollen 3,6 Milliarden Euro investieren
– zum Beispiel in das Olympische Dorf, das anschließend zu einem Stadtteil
mit 8.000 Wohnungen werden soll. An Einnahmen werden 3,8 Milliarden
erwartet. Für die öffentliche Hand verbleiben Kosten von 7,4 Millionen
Euro.
## Wie hoch sind die Kosten für Olympia für Hamburg?
Unklar. Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) hat erklärt, Hamburg könne nicht
mehr als 1,2 Milliarden Euro beisteuern, den Löwenanteil von 6,2 Milliarden
Euro müsste der Bund aufbringen. Dafür gibt es aber keine Zusagen. Die
Verhandlungen laufen noch.
## Welches Verhandlungsergebnis ist zu erwarten?
Scholz hat zugesagt, „nichts zu unterschreiben, was Hamburg ruinieren
würde“. Somit gilt die Deckelung von 1,2 Milliarden Euro – eigentlich.
Denkbar sind dennoch leichte Verschiebungen. So könnte sich Hamburgs Anteil
an den Investitionen für die Schwimmhalle, die nach den Spielen zu einem
öffentlichen Spaßbad wird, oder an der Sporthalle, die zum
Kreuzfahrtterminal umgebaut werden soll, erhöhen. Schließlich hätte die
Stadt jahrzehntelang davon den Nutzen, nicht der Bund.
## Und wenn der Bund deutlich weniger zahlen will?
Dann zieht Hamburg seine Bewerbung zurück, sagt Scholz.
## Was läuft eigentlich in Kiel?
Auch in der schleswig-holsteinische Landeshauptstadt findet am 29. November
ein Olympia-Referendum statt. Kiel will nach 1936 (als Partner Berlins) und
1974 (als Partner Münchens) zum dritten Mal die olympischen
Segelwettbewerbe austragen. Die Gesamtkosten werden auf 156 Millionen Euro
geschätzt. Der bereinigte Kieler Anteil soll bei nur 15 bis 20 Millionen
Euro liegen.
## Wann sind die Referenden erfolgreich?
Wenn die Abstimmung in Hamburg und Kiel erfolgreich ist, läuft alles weiter
wie geplant. Wenn das Referendum in Hamburg scheitert, ist auch Kiel ohne
Partner draußen. Sollte allerdings das Referendum an der Elbe erfolgreich
sein, an der Förde aber nicht, müsste Hamburg sich auf die Schnelle einen
neuen Segelpartner suchen.
## Wann steht das Ergebnis fest?
Am 29. November gegen 22 Uhr. Ab 19 Uhr können die Teilergebnisse im
Internet unter www.olympia.referendum.de verfolgt werden.
25 Oct 2015
## AUTOREN
Sven-Michael Veit
## TAGS
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
Hamburg
Volksabstimmung
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