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# taz.de -- Kolumne Liebeserklärung: Einfühlsam und zurückgenommen
> Von der peinlichen Popdiva zur charmanten Flüchtlingshelferin. Mögen die
> Leute doch spotten. Wir lieben dich, Sarah Connor.
Bild: Hat Deutschland einiges zurückzugeben: Sängerin Sarah Connor.
Einst warst du diese blonde Pop-Diva, nie ganz ernst zu nehmen. Eher
peinlich. Räkeltest dich [1][halbnackt durch deine Videos], stolpertest von
einer [2][TV-Reality-Show] zur nächsten und fülltest die Klatschblätter mit
[3][neuen Frisuren], neuen Männern, neuen irgendwas. Du hast einiges gut zu
machen. Musst Deutschland viel zurückgeben, nachdem du auch noch die
[4][Nationalhymne vor einem Millionenpublikum vergeigt hast].
Und jetzt können wir uns plötzlich nicht mehr dagegen wehren, dich zu
lieben. Erst entdeckst du deine Muttersprache und schenkst uns mit [5][“Wie
schön du bist“] den Ohrwurm des Jahres – und lieferst nebenbei Caroline
Kebekus die Vorlage für ihre wunderbare Anti-Nazi-Version [6][“Wie blöd du
bist“] – dann mischst du dich charmant in die Flüchtlingsdebatte ein.
Dabei wolltest du das gar nicht. Wolltest nicht dein persönliches
Engagement öffentlich machen. Doch Boulevardmedien lauerten in der
vergangenen Woche vor deinem Haus, fotografierten deine Kinder, wie sie mit
Flüchtlingskindern spielten, fragten deine Nachbarn aus. „Normalerweise
ignoriere ich diese Medien, diesmal aber kann ich es nicht.“ Denn die
syrische Familie, die bei dir wohnt, wurde in die Öffentlichkeit gezerrt.
Du willst sie schützen, „vor Spekulationen, Gerüchten und womöglich auch
Anfeindungen“ und bittest darum, ihre Privatsphäre zu respektieren.
Das schreibst du jetzt in der Zeit, prominent auf Seite 5. Du erklärst,
weshalb du vor vier Wochen eine Frau und ihre fünf Kinder bei dir
aufgenommen hast, was das mit deiner Familie macht, wie ihr euch
verständigt, was ihr voneinander lernt. Einfühlsam und zurückgenommen liest
sich das.
Mögen die Leute spotten, sich reflexhaft fragen, wer dein Ghostwriter war.
Scheiß drauf. Wenn du jetzt noch Abstand nimmst von so unliebsamen
Zeitgenossen wie [7][Xavier Naidoo] und [8][Andreas Gabalier], ja dann,
liebe Sarah, dann wird unsere Liebe zu dir gar uneingeschränkt.
15 Oct 2015
## LINKS
[1] http://www.universal-music.de/sarah-connor/videos/detail/video:90698/under-…
[2] http://www.focus.de/kultur/kino_tv/sarah-connor-das-schlafzimmer-war-tabu_a…
[3] http://www.bild.de/unterhaltung/leute/kurz-und-lang-ihr-wilder-frisuren-mar…
[4] http://www.youtube.com/watch?v=tYHY2kLdJOw
[5] http://www.youtube.com/watch?v=1gDbpWC_9pE
[6] http://www.youtube.com/watch?v=Zk227q94AgM
[7] http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/xavier-naidoo-auf-montagsdemos-ue…
[8] http://www.queer.de/detail.php?article_id=23503
## AUTOREN
Paul Wrusch
## TAGS
Flüchtlinge
Unterbringung von Geflüchteten
Schwerpunkt Flucht
Schwerpunkt Eurovision Song Contest
Xavier Naidoo
Flüchtlinge
Flüchtlinge
Martin Patzelt
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