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# taz.de -- Flüchtlingsmanagement: Ab jetzt wird alles gut
> Mit der neuen Registrierungsstelle werden die Verfahren schneller
> bearbeitet, sagt der Sozialsenator. Die humanitäre Krise am Lageso sei
> nun vorbei.
Bild: Gepflegtes Warten im Trocknen soll für Asylbewerber ab sofort in der neu…
Sozialsenator Mario Czaja (CDU) ist die Freude über den Termin ins Gesicht
geschrieben. „Sie sitzen gerade auf Bänken des Flughafens BER“, eröffnet …
grinsend die Vorstellung der neuen Erstregistrierungsstelle für
Asylbewerber in der Bundesallee 171. Hier in Wilmersdorf, so die Botschaft,
arbeiten alle eng zusammen, sogar Flughafenmöbel werden organisiert, um das
„Ziel der Kanzlerin mit Leben zu erfüllen, den stetigen Strom an
Flüchtlingen unterzubringen“, so Czaja. Stolz erklärt er, man habe hier
etwas aufgebaut, „was es bundesweit so noch nicht gegeben hat“.
Das neue System, das ab dem heutigen Donnerstag gilt, geht so: Alle mit
Asylverfahren befassten Behörden sitzen unter dem Dach der früheren
Landesbank. Das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) kümmert sich
um Unterkunft und Versorgung, das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge
(Bamf) entscheidet über den Asylantrag, die Ausländerbehörde gibt
Aufenthaltspapiere oder sorgt für Ausreise respektive Abschiebung. Die
Arbeitsagentur hilft bei der arbeitsmäßigen Integration.
Czaja schwärmt, dies sei ein „ganz neues integriertes Verfahren, das allen
Beteiligten Zugutekommen wird“. Die Menschen kämen schneller an die ihnen
zustehenden Leistungen, es werde auch schneller geklärt, „ob jemand eine
dauerhafte Perspektive in Deutschland hat – oder nicht“. Derzeit bearbeite
das Lageso etwa 350 Fälle pro Tag, spätestens ab Januar sollen es rund
1.000 sein. Teilweise sei sogar die vollständige Bearbeitung eines Falls
binnen eines Tages möglich, so Czaja.
Auch der Leiter der Berliner Bamf-Außenstelle, Wolfang Meier, ist
begeistert. Er preist das von ihm „Berliner Modell“ genannte System als
„besonderen Ausdruck von Humanität im Asylverfahren“.
Ein-Tages-Entscheidungen werde es aber nur bei Syrern oder Antragstellern
aus „sicheren Herkunftsländern“ geben. Rechtsstaatliche Verfahren seien in
diesen einfachen Fällen auch binnen Stunden möglich, glaubt er.
Durch die Beschleunigung der Verfahren will man laut Czaja zuallerst eines
erreichen: „Die humanitäre Lage am Lageso muss entschieden verbessert
werden.“ In der Turmstraße, wo seit Monaten Chaos herrscht, bekommen neue,
unregistrierte Flüchtlinge ab heute ein graues Bändchen mit Wartenummer und
werden in eine Unterkunft gebracht. Dort sollen sie auf ihren Termin in der
Bundesallee warten, wohin sie mit Bussen gebracht würden, so Czaja. Die
Turmstraße selbst sei künftig nur „Leistungsstelle“, wo Ayslbewerber Geld
oder Krankenscheine bekommen, und zuständig für Altfälle.
Freiwilligen-Organisationen wie „Moabit hilft“ haben das Konzept bereits
kritisiert. Die Menschen würden sich erfahrungsgemäß eigenständig auf den
Weg machen, wenn sie von der Registrierung in der Bundesallee erführen –
dort werde sich dann das Chaos aus der Turmstraße wiederholen, vermutet
Moabit-hilft-Gründerin Diana Henniges. Der neue Staatssekretär für
Flüchtlingsfragen, Dieter Glietsch, gibt zu, man sei bei der Information
der Flüchtlinge auf die Freiwilligen angewiesen, sie müssten helfen, das
neue System zu erklären. „Ohne die ehrenamtlichen Helfer wird das nicht
gelingen.“
14 Oct 2015
## AUTOREN
Susanne Memarnia
## TAGS
Lageso
Flüchtlinge
Asylverfahren
Schwerpunkt Flucht
Flüchtlinge
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Flüchtlinge
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