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# taz.de -- Ausschluss abgelehnt: Pegida-Mann bleibt im Elternrat
> Die GEW bittet den niedersächsischen Landeselternrat, ein Mitglied wegen
> rassistischer Äußerungen auszuschließen – bislang vergeblich.
Bild: Hagida-Demo in Hannover: Solche Parolen werden auch im Landeselternrat ge…
HAMBURG taz | Seine Meinungen tut Christan Pothin gerne kund. Das Mitglied
im niedersächsischen Landeselternrat (LER) schreibt auf seinem Blog: Wenn
der Krieg gegen Deutschland losgehe, sei er bereit, sich für sein „Land
einzusetzen und nicht zu desertieren wie es die jungen Männer aus Syrien,
Irak und Afghanistan jeden Tag tun“ und er schreibt weiter: „Unsere
Bundesregierung“ triebe „Deutschland in den Ruin, ja es grenzt schon an
Volksverrat. Das Übel allen Übels ist dabei, dass man unsere deutsche
Seele, unsere Identität“ ausradiere. Die „hysterische Willkommenskultur von
den Gutmenschen“ würde zum neuen „Götzenbild“.
Diese Äußerungen müssten im Landeselternrat Konsequenzen haben, sagt Ralf
Beduhn, Leiter der Kommission Courage gegen Rechts im Landesverband der
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Schon im März dieses Jahres
war Pothin, ehemaliger Kreisvorsitzender der AfD im Landkreis Oldenburg und
Pegida-Organisator, in die Kritik geraten. „Wir sind ein Querschnitt der
Gesellschaft“, sagte der Vorsitzende des LER, Stefan Bredehöft damals der
taz. „Bei Rassismus und Rechtsextremismus ist aber bei mir Schluss“, meinte
er.
In der Zwischenzeit ist Pothin durch weitere einschlägige Eintragungen auf
Facebook aufgefallen. Hier möchte Pothin „Alle Minister zum Deivel jagen“
und die „Gutmenschen in Umerziehungslager stecken“ und erklärt: „Ich bin
wirklich drauf und dran, bei der nächsten Demo einen Knüppel mitzunehmen,
um den dann in die Fresse von diesen Wixern zu schlagen“. Wen er mit den
„Wixern“ meinte, führt er auch aus: „Glaubt mir liebe Freunde von der
ANTIFA, ich bin kein Pazifist.“ Nach diesen Aussagen, so Gewerkschaftsmann
Beduhn, sei es dringend geboten, dass Pothin, der für den Bereich
Berufsschulen im Bezirk Weser-Ems bis März 2018 gewählt wurde, umgehend
abberufen werde.
Der Landeselternrat reagierte jetzt – und wandte sich gegen die
GEW-Kommission. Per Brief bat Bredehöft die GEW einzuschreiten, da die
Kommission mit der öffentlichen Forderung dem LER „unweigerlich Schaden“
zufüge. In dem Schreiben vom 5. Oktober, das der taz vorliegt, legt der
Vorsitzende des LER dar, dass ihnen „bislang keine Äußerung in diesen
Zusammenhang bekannt geworden“ sei, „in denen Herr Pothin seine Äußerungen
in einen Zusammenhang mit seiner Zugehörigkeit im Landeselternrat bringt“.
Bredehöft wirft der Kommission vor, undemokratisch zu sein und sich nicht
an die gesetzlichen Regularien zu halten, denn Mitglieder des LER seien
nach der Elternwahlordnung nicht abwählbar. Diese Reaktion ist für Beduhn
nicht nachvollziehbar. Im Leitbild spreche sich der LER für ein tolerantes,
religionsübergreifendes Miteinander aus. „Die Trennung von Mitglied und
Privatmann erinnert an eine übliche Abwehrhaltung“, sagt Beduhn. Der von
Bredehöft genannte Paragraph regele gerade das Prozedere für die
„Abberufung und Neuwahl“.
Eine Amtsniederlegung lehnt Pothin bisher ab. Er verstehe sich als
nationalkonservativ und sei kein Rassist. Denn seine Frau stamme aus La
Réunion: „Ich nenne sie mein Negerküsschen.” Die GEW geht davon aus, dass
Pothin jetzt gegen sie vor Gericht ziehen will.
13 Oct 2015
## AUTOREN
Andreas Speit
## TAGS
Niedersachsen
Schwerpunkt Pegida
Gewerkschaft GEW
Digitale Medien
Schwerpunkt AfD
Schwerpunkt Rassismus
Morddrohungen
Schwerpunkt TTIP
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