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# taz.de -- Rücktritt des Gladbach-Trainers: Favre entlässt sich selbst
> Klingt logisch: Ein Trainer schmeißt nach fünf Niederlagen hin. Nicht
> anderes hat Lucien Favre getan. Aber darf er das so einfach?
Bild: Viel Freude hatte Favre am Spielfeldrand in letzter Zeit nicht
Irgendwie schwer zu glauben, dass seine Mitspieler früher „Lulu“ zu ihm
gesagt haben, denn aus Lulu, dem Fußballspieler mit dem putzigen Diminutiv,
ist ja längst der international bekannte Trainer Lucien Favre geworden, ein
Mann, der nicht nur wegen seines grauen Haars und durchaus distinguierten
Auftretens eine professorale Aura umgibt.
Dieser Lucien Favre hat ein Händchen dafür, mittelmäßig ausgestattete Teams
zum Erfolg zu führen. Aber ihm fehlt anscheinend das Gespür für den
eleganten Abgang von der Bühne des Profifußballs. Aber eins nach dem
anderen: Am Sonntagabend also ist Favre als Trainer von Borussia
Mönchengladbach zurückgetreten.
Seine Mannschaft hat in der Bundesliga alle Saisonspiele verloren. Fünf
Pleiten am Stück. Am Wochenende haben die Borussen gegen den 1. FC Köln
drei Punkte gelassen. Danach hatten zwar der Gladbacher Präsident Rolf
Königs und auch der Geschäftsführer der Fußball-GmbH, Max Eberl, ihre Treue
zum Schweizer Coach bekannt und ihm den Rücken gestärkt, aber all das hat
nichts gebracht. Favre machte Schluss – per Fax. Zuerst erfuhren
Nachrichtenagenturen von seinem Schreiben und nicht die Verantwortlichen im
Verein, die ihn den ganzen Sonntag über in mehrerer Sitzungen bekniet
hatten, doch bitte weiterzumachen.
„Mit seinem öffentlich gemachten Rücktritt hat er nun Fakten geschaffen,
die uns bis ins Mark treffen“, ließ Königs mitteilen. „Wir sind sehr
traurig, dass der gemeinsame Weg nun offenbar zu Ende ist.“ Eberl sagte:
„Wir sind nach wie vor total davon überzeugt, dass Lucien der perfekte
Trainer für Borussia ist.“ Rainer Bonhof, Vizepräsident der Borussen, gab
zu Protokoll, dass er sich „vollkommen vor den Kopf gestoßen“ fühle. „W…
haben den ganzen Tag miteinander geredet. Wir haben seinen Rücktritt
abgelehnt, weil wir der Meinung waren, dass wir es zusammen schaffen
werden.“ Borussen-Spieler André Hahn wurde mit den Worten zitiert: „Ich bin
geschockt und verwundert. Favre kennt sich im Abstiegskampf doch aus.“
## Vorwurf der Fahnenflucht
Der Schockwellen haben sich kurioserweise weit über die Grenzen
Mönchengladbachs hinaus verbreitet. Felix Magath findet die „Art und Weise
des Abgangs überhaupt nicht sauber“, etliche Kommentatoren werfen Favre
sogar Fahnenflucht vor. In seinem Fax hatte Favre Gründe für seinen Rückzug
genannt. „Ich habe nicht mehr das Gefühl, der perfekte Trainer für Borussia
Mönchengladbach zu sein“, erklärte er. „Da muss ich ehrlich zu mir und
meinen Partnern professionell sagen: Es geht um den Verein, um den Mythos
Borussia! Ich muss diese Entscheidung für Borussia und die Zukunft
treffen.“
Lucien Favre mögen die vergangenen Wochen bekannt vorgekommen sein.
Erinnerungen an seine Zeit bei Hertha BSC Berlin dürften den Taktikexperten
aus dem Kanton Waadt gequält haben. Damals hatte Favres Team ähnlich krass
zu Saisonbeginn versagt, obwohl die Hertha als Viertplatzierte in die
Spielzeit gegangen war. Damals ging viel Porzellan bei der Trennung vom
Hauptstadtklub zu Bruch. Favre hatte sogar eigens eine Pressekonferenz
anberaumt, um seine Sicht der Dinge zu präsentieren. Favre wurde fristlos
entlassen. Er ging unehrenhaft, dabei waren seine Vorwürfe an Hertha
stichhaltig: Der Verein habe den Weggang von Manager Dieter Hoeneß nicht
verdaut und auch nicht sinnvoll in Spieler investiert.
Diesen Vorwurf kann er den Borussen-Chefs nicht machen. Das Transferdefizit
in den vergangen vier Jahren betrug über 15 Millionen Euro. Vor dieser
Saison hatte der Klub 27,5 Millionen Euro in neue Spieler investiert. Man
wollte sich wie schon 2012 mit vielen Millionen gegen den Absturz in der
Tabelle stemmen. Die Liste jener Talente, die Gladbach verlassen haben, ist
freilich lang: Sie reicht von Reus, Dante und Neustädter bis zu Kramer und
Kruse. Diese tiefen Einschnitte in den Corpus einer Mannschaft mag ein
Trainer wie Lucien Favre als Herausforderung begreifen. Jetzt wollte er
allerdings „eine Veränderung herbeiführen“. Als Souverän.
21 Sep 2015
## AUTOREN
Markus Völker
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