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# taz.de -- Korruptionsskandal in Guatemala: Ex-Präsident muss in U-Haft
> Guatemala hat einen neuen Staatschef. Der bisherige Vize Alejandro
> Maldonado wurde vereidigt. Ex-Präsident Otto Pérez Molina muss nach
> seinem Rücktritt in U-Haft.
Bild: Polizisten führen Ex-Präsident Otto Pérez Molina ab.
GUATEMALA-STADT afp | Tiefer Sturz eines Staatsmannes: Kurz nach seinem
Rücktritt wegen Korruptionsermittlungen gegen ihn ist Guatemalas
Ex-Präsident Otto Pérez in Untersuchungshaft genommen worden. Wegen
Fluchtgefahr werde Pérez in der Militärkaserne Matamoros im Zentrum von
Guatemala-Stadt festgesetzt, entschied Richter Miguel Ángel Gálvez am
Donnerstag (Ortszeit). Kurz zuvor war der bisherige Vize-Präsident
Alejandro Maldonado als Übergangs-Staaschef vereidigt worden.
Pérez wurde am Donnerstag stundenlang vor Guatemalas Oberstem Gerichtshof
befragt. Die Staatsanwaltschaft spielte einige der rund 89.000
mitgeschnittenen Telefonate vor, die ein Korruptionsnetzwerk beim
guatemaltekischen Zoll und Pérez‘ maßgebliche Beteiligung daran beweisen
sollen. Der 64-jährige Ex-General soll von Mai 2014 bis April 2015
umgerechnet rund 3,3 Millionen Euro an Bestechungsgeldern eingestrichen
haben.
Vorab hatte der konservative Ex-Präsident seine Unschuld beteuert. „Ich bin
ruhig und ich werde der Situation mutig begegnen, weil ich nichts Falsches
getan habe“, sagte er in einem Radiointerview. Das Gericht nahm ihm das
offenbar nicht ab. Richter Miguel Ángel Gálvez ordnete wegen Fluchtgefahr
Untersuchungshaft für Pérez an, die ihn im übrigen auch vor wütenden
Demonstranten schütze.
Pérez‘ Anwalt Cesar Calderón hatte vergeblich argumentiert, dass sein
Mandant vor seinem Rücktritt so mächtig gewesen sei, dass er angesichts der
Korruptionsermittlungen problemlos habe außer Landes fliehen können. Auch
Pérez‘ frühere Stellvertreterin Roxana Baldetti sitzt wegen der
Korruptionsaffäre in U-Haft.
## Freude über Rücktritt
Rund um die Kaserne Matamoros und an anderen Plätzen der Hauptstadt
feierten hunderte Menschen Pérez‘ Rücktritt. Den hatte er erst nach
monatelangen Demonstrationen und unter dem Druck eines Haftbefehls in der
Nacht zum Donnerstag eingereicht. Das Parlament nahm den Rücktritt am
Donnerstag einstimmig an.
Staatsanwaltschaft und UN-Ermittler beschuldigen Pérez, ein führender Kopf
eines Korruptionsnetzwerks zu sein. Dieses soll Importfirmen gegen
Schmiergelder Einfuhrzölle in Millionenhöhe erlassen haben. Bekannt wurden
die Machenschaften unter dem Namen „La Linea“, der auf die mutmaßliche
Telefonverbindung anspielt, über die korrupte Behördenvertreter gezielt
kontaktiert werden konnten.
Am Sonntag findet in Guatemala turnusmäßig die erste Runde der
Präsidentschaftswahlen statt. Der Wahlsieger tritt sein Amt allerdings erst
Mitte Januar an. Bis dahin soll der bisherige Vize-Präsident Maldonado die
Amtsgeschäfte übernehmen. Er gehörte bis dem Verfassungsgericht an, bevor
er die Nachfolge der im Zuge der Korruptionsaffäre zurückgetretenen
Vizepräsidentin Baldetti antrat.
## Vertrauen der Bürger zurückgewinnen
Nach seinem Amtseid sagte der 79-jährige Jurist, in diesen Zeiten des
Umbruchs müsse die neue Regierung das Vertrauen der Bürger zurückgewinnen.
Dazu sollten „reife und erfahrene Leute, aber auch junge professionelle
Menschen und soziale Aktivisten“ in den öffentlichen Dienst des
zentralamerikanischen Landes geholt werden.
Von den 15 Millionen Einwohnern Guatemalas leben fast 54 Prozent in Armut.
Das Land leidet immer noch an den Folgen eines 1996 beendeten
jahrzehntelangen Bürgerkriegs.
In einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage zur Präsidentenwahl lag der
Fernseh-Komiker Jimmy Morales in Führung. In der Befragung im Auftrag der
Zeitung „Prensa Libre“ kam der 46-jährige Politik-Neuling auf 25 Prozent
vor dem Konservativen Manuel Baldizón mit 22,9 Prozent und der
sozialdemokratischen Ex-First Lady Sandra Torres mit 18,4 Prozent. Bei den
Wählern gilt Morales als Alternative zu den etablierten Politikern. Pérez
hätte sich aus verfassungsrechtlichen Gründen ohnehin nicht zur Wiederwahl
stellen dürfen.
4 Sep 2015
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