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# taz.de -- Krieg in Syrien: Diskrete Hilfe aus Moskau
> Waffen und Militärberater: Unbestätigten Berichten zufolge rüstet
> Russland das Assad-Regime auf. Die US-Regierung zeigt sich besorgt.
Bild: Nach einem Angriff Assad-treuer Truppen nahe Damaskus.
BERLIN taz | Das Regime von Baschar al-Assad ist militärisch überfordert.
Nicht nur, weil die dschihadistische Miliz Islamischer Staat (IS) weite
Teile des Landes kontrolliert, sondern auch, weil Rebellen in den
vergangenen Monaten wichtige Erfolge erzielt haben. Ende März gelang es
ihnen, die Provinzhauptstadt Idlib im Nordwesten des Landes zu erobern.
Zwei Monate später rückte der IS in der Wüstenstadt Tadmor neben dem
berühmten antiken Palmyra ein.
Im Falle von Tadmor gab es Berichte, wonach das Regime das berüchtigte
Gefängnis und Regierungsgebäude vorab räumen ließ. Dies wäre ein weiterer
Hinweis darauf, dass Assad inzwischen auch bereit ist, Gebiete aufzugeben,
und von seinem bisherigen Prinzip abgerückt ist, landesweit Präsenz zu
zeigen. Die Kontrolle entgleitet ihm immer mehr.
Mittlerweile rücken Rebellen auch näher an die Provinz Lattakia heran,
Heimat des Präsidenten und Hochburg des Regimes. Hier dominieren in den
ländlichen Gebieten die Alawiten, denen auch Assad angehört.
Nun ist es keineswegs so, dass die syrische Armee auf sich allein gestellt
ist. Mit ihr kämpfen verschiedene regimetreue Milizen und die libanesische
Hisbollah, unterstützt wird sie auch vom Iran. Russland, das in der
syrischen Hafenstadt Tartus seine einzige Mittelmeerbasis unterhält, in der
sich auch ständiges russisches Personal befindet, liefert schon lange
Waffen an Syrien und unterstützt Assad seit Kriegsbeginn mit
Militärberatern und auch auf diplomatischer Ebene.
Und nun steigt Russland offenbar auch militärisch größer ein, wenn man
vorliegenden Medienberichten Glauben schenkt. Demnach wurde am 20. August
ein schwerbeladenes russisches Schiff im Bosporus gesichtet, das unterwegs
nach Syrien gewesen sein soll. Experten, die Fotos von der Ladung
analysierten, machten neue Lastwagen und gepanzerte Fahrzeuge aus, wie die
britische BBC berichtete. Militärisches Gerät von diesem Typ sei bisher
nicht nach Syrien geliefert worden, hieß es weiter. Seine Bedienung wäre
ohne entsprechende Ausbildung nicht möglich.
Inzwischen hat die syrische Armee Videomaterial veröffentlicht, das neue
russische Schützenpanzer bei Übungen oder im Kampf in Syrien zeigt. Dabei
soll es sich um eine Variante handeln, der noch nie in Syrien eingesetzt
wurde. Ein syrischer Militär, der namentlich nicht genannt wurde, sprach
gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters in diesem Zusammenhang von einer
„großen Veränderung“.
Die New York Times berichtete unter Berufung auf Vertreter der
US-Regierung, Russland habe ein Militärvorauskommando nach Syrien entsandt.
Zudem seien Fertigwohneinheiten und eine transportable
Luftfahrtkontrollstation zu einem syrischen Flugplatz gebracht worden. Dies
lege nahe, dass Russland bis zu 1.000 Berater oder anderes Militärpersonal
dorthin abordnen könnte. Dem Bericht nach sehen die Regierungsvertreter
aber keine Anzeichen, dass Russland erhebliche Bodentruppenkontingente
entsenden wolle.
Immerhin nahm die US-Regierung dies so ernst, dass US-Außenminister John
Kerry seinen russischen Amtskollegen Sergei Lawrow anrief und sich besorgt
erklärte. Ein Ausbau der militärischen Zusammenarbeit Russlands mit dem
Assad-Regime, ein solcher Schritt könne die Lage in Syrien verschärfen,
warnte Kerry nach Angaben des US-Außenministeriums vom Samstag. Sollten die
entsprechenden Informationen stimmen, bestünde zudem das Risiko einer
Konfrontation mit der US-geführten Koalition gegen die Terrormiliz IS.
6 Sep 2015
## AUTOREN
Beate Seel
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Schwerpunkt Syrien
Russland
USA
„Islamischer Staat“ (IS)
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