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# taz.de -- Proteste gegen Müll im Libanon: Mindestens 74 Verletzte
> In der Müllkrise im Libanon zeichnet sich keine Lösung ab – und die
> Nerven liegen blank. Bei Protesten kam es am Wochenende zu schweren
> Ausschreitungen.
Bild: „Ihr stinkt“: Die Demonstranten haben keine Lust mehr auf Müllberge.
Beirut ap | Einen Tag nach den Straßenschlachten zwischen Polizei und
Demonstranten ist es wegen der Müllkrise im Libanon erneut zu
Zusammenstößen und etlichen Verletzten gekommen. Die Auseinandersetzungen
in der Hauptstadt Beirut begannen kurz vor Sonnenuntergang, als
Protestierende versuchten, Stacheldrahtsperren vor dem Hauptquartier der
Regierung zu durchbrechen und mit Stöcken, Steinen und Wasserflaschen auf
die Polizei losgingen. Diese trieb die Demonstranten mit Wasserwerfern,
Tränengas und Knüppeln auseinander. Mindestens 44 Demonstranten und 30
Polizeibeamte wurden nach Angaben der Behörden verletzt.
Die Demonstranten hatten sich bereits am Morgen versammelt. Bei den größten
Protesten im Libanon seit Jahren geht es um die Müllberge in der Stadt, die
sich immer höher türmen, seit vor einem Monat eine Müllkippe geschlossen
wurde. Die notorisch zerstrittene Regierung konnte sich bisher nicht auf
eine Alternativlösung einigen. Bereits am Samstag waren mehr als 100
Menschen verletzt worden.
Nach Angaben lokaler Fernsehsender strömten etwa 20 000 Menschen zusammen
und damit mehr als am Samstag zuvor. Sie skandierten „Revolution“ und
verlangten den sofortigen Rücktritt der Regierung. „Das Volk will das
Regime stürzen!“, riefen Protestierende. Diese Parole war während der
Proteste des Arabischen Frühlings in der Region verwendet worden. Im Laufe
der Auseinandersetzungen am Abend durchbrachen die Protestierenden eine
Stacheldrahtsperre. Die Polizei verschoss Tränengas und trieb so Tausende
auseinander.
Zuvor hatte Ministerpräsident Tammam Salam angedeutet, dass er nach den
gewaltsamen Protesten vom Samstag zurücktreten könnte. Falls ein
Kabinettstreffen am Donnerstag nicht produktiv sein sollte, „dann braucht
es den Ministerrat nicht“, sagte Salam. Die Sicherheitskräfte, die Gewalt
angewendet hätten, würden zur Rechenschaft gezogen. Das Recht zu
demonstrieren sei durch die Verfassung geschützt. Er sei bereit, mit den
Demonstranten zu reden.
Einige Bewohner Beiruts haben in ihrer Not bereits damit begonnen, Müll
selbst zu verbrennen. Dabei gelangten vielerorts giftige Dämpfe in
Wohnungen. Gesundheitsminister Wael Abu Faur warnte daher zuletzt vor einer
Gesundheitskatastrophe, sollte das Land das Abfallproblem nicht in den
Griff bekommen.
Auf die Straßen trieb die Menschen jedoch nicht nur der beißende Gestank,
sondern auch Wut über staatliche Korruption und politisches Chaos im Umgang
mit der Müllkrise. Zu den Protesten aufgerufen hatten die Online-Gruppe
„Ihr Stinkt!“ sowie andere Bürgerrechtsgruppen.
24 Aug 2015
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